Kreativer Kontinent

Afrikas Kreativszene ist vielfältig. Ob Film, Musik, Literatur oder Mode – sie erregt bereits seit vielen Jahren Aufsehen im In- und Ausland. Zahlreiche Initiativen und ­Förderprogramme bringen deutsche und afrikanische Künstler zusammen.

August 2021
Autoren: Samira Akrach, Corinna Päffgen, Peter Schmitz und Alexandra Smit-Stachowski

Baumrindenvlies, auch Rindentuch genannt, ist ein Gewebe aus der inneren Rinde von Feigenbäumen. Es gilt als das älteste Textil der Menschheitsgeschichte. Die ugandische Designerin José Hendo kleidet ihre Models damit ein – das ist nachhaltig, traditionsbewusst. Und hip.

Kreative wie Hendo stehen für das neue Bild des afrikanischen Kontinents. Überall auf der Welt zeugen Ausstellungen wie Connecting Afro Futures in Berlin vom wachsenden Interesse an afrikanischer Kunst, sind afrikanische Modemacher in aller Munde, machen afrikanische Start-ups von sich reden.

10 %

Die Kreativbranche in Afrika wächst jedes Jahr um zehn Prozent.

2.600

Nigerias Filmindustrie hat im Jahr 2020 fast 2.600 Filme produziert.

Quellen: Weltbank, eigene Recherchen

Afrika ist nicht nur ein kulturell reicher und vielfältiger Kontinent, auch die dortige Kreativ­wirtschaft ist dynamisch. In vielen Ländern übersteigt das Wachstum der Kulturszene das anderer Branchen deutlich. Die Weltbank hat 2017 ein jährliches Wachstum um zehn Prozent prognostiziert, mit den höchsten Zuwächsen in Nordafrika.

Gerade junge Kultur- und Kreativschaffende fänden immer wieder auch neue Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen, sagt Friederike Kärcher, Referatsleiterin unter anderem für den Bereich Kreativwirtschaft im Bundesentwicklungsministerium. Daraus, sagt Kärcher, entwickelten sie dann erfolgreiche Geschäftsmodelle: „Video-on-Demand als Antwort auf kaum vorhandene Kinosäle, Gaming-Angebote für praxisnahen Unterricht, Arbeiten in der Cloud zur Überbrückung großer Distanzen oder ­Crowdfunding zur Finanzierung neuer Ideen und Produkte.“

Die Kreativszene gilt als Motor für die ­lokale Wirtschaft. Deshalb fördert die Bundesregierung sie. Und deshalb tun auch deutsche Kreativunternehmer gut daran, den Blick nach Afrika zu richten.

Eine Besucherin in der Sotheby’s Gallery im Zentrum Londons vor einem Kunstwerk „Ohne Titel“ des ghanaischen Künstlers Amoako Boafo. © Amoako Boafo/Cobalt Blue Earring


Amoako Boafo

Maler aus Ghana

Der Ghanaer Amoako Boafo hat einen rasanten Aufstieg hinter sich: In einfachen Verhältnissen in Accra aufgewachsen, schließt er sein Kunst- und Designstudium im Jahr 2008 als bester Maler des Jahres ab. 2014 zieht er nach Wien und beginnt, Porträts schwarzer Menschen zu malen.

Das Besondere an ihm: Er malt die Hautpartien seiner Figuren mit den Fingern. Die Mimik ist sehr ausdrucksstark, die Kleidung bunt, den Hintergrund dagegen bilden monotone, einfarbige Flächen.

2018 gelingt ihm der Durchbruch, seine erste Ausstellung in den USA (I See Me) ist am zweiten Tag ausverkauft. Mittlerweile verkauft er seine Bilder für mehrere Hunderttausend US-Dollar pro Stück. Boafos Porträts hängen unter anderem im Guggenheim-Museum in New York.

Den derzeitigen Hype verdankt er wohl auch der gestiegenen Aufmerksamkeit für afrikanische Künstler vor und während der Black-Lives-Matter-Bewegung. Im Jahr 2020 zog er sich nach Ghana zurück. In seiner Heimatstadt Accra möchte er eine Galerie für andere schwarze Künstler eröffnen.