Oktober 2019
Autoren: Andreas Bilfinger, Stephanie Hennig und Josefine Hintze
© GTAI-Illing & Vossbeck
„In einer wachsenden weltweiten Wissensgesellschaft wird Germany Trade & Invest Unternehmen kompetent unterstützen: bei der Suche nach neuen Exportmärkten, nach neuen Standorten in Deutschland, nach Wissensaustausch und Kooperationsmöglichkeiten. Dies trägt dazu bei, Wachstum und Beschäftigung in Deutschland zu sichern.“ So kommentierte der damalige Bundeswirtschaftsminister Michael Glos die Gründung von GTAI im Jahr 2009.
Neu waren zu diesem Zeitpunkt weder die Aufgaben noch deren Umsetzung – aber zum ersten Mal wurden alle Aufgaben in einer Gesellschaft gebündelt. Die deutschen Außenhandelsbestrebungen gehen bis ins Jahr 1951 zurück, als die Bundesauskunftsstelle für den Außenhandel und spätere Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) gegründet wurde. Sie sollte den Wirtschaftsaufschwung sichern und vorantreiben.
1997 beginnt die zentrale Vermarktung des Wirtschaftsstandortes Deutschland im Ausland. Verantwortlich dafür: die „The New German Länder – Industrial Investment Council GmbH“, die ausländische Investoren in den neuen Bundesländern warb, und das Büro des Beauftragten für Auslandsinvestitionen Hilmar Kopper, später „Invest in Germany GmbH“, das sich um die weltweite Vermarktung von Gesamtdeutschland kümmerte. Beide Gesellschaften fusionierten 2007. Im Jahr 2009 ging der Zusammenschluss weiter, als die bfai und Invest in Germany fusionierten – die Geburtsstunde von GTAI.
10 Jahre Germany Trade & Invest
2009
Gründung von GTAI. Am 1. Januar entsteht die neue Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland durch die Fusion der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) mit der Invest in Germany GmbH, die sich um die Standortwerbung gekümmert hatte.
2011
Der erste Twitteraccount von GTAI beginnt zu zwitschern: @GTAI_de. Inzwischen twittern viele Fachabteilungen, die Rechtsexperten zum Beispiel unter @GTAI_Recht.
Gemeinsam für die Wirtschaft arbeiten GTAI und Auslandshandelskammern weltweit unter einem Dach zusammen. Die beiden Organisationen kombinieren ihre jeweiligen Kernkompetenzen im In- und Ausland, damit exportorientierte deutsche Unternehmen und ausländische Investoren mit Interesse an Deutschland profitieren können.
2012
Olympische Spiele in London: GTAI veröffentlicht eine Publikation zu den wirtschaftlichen Effekten des Großereignisses. Seitdem hat die GTAI immer wieder untersucht, wie sich Großveranstaltungen auf die Geschäftschancen deutscher Exporteure auswirken, etwa zur Fußballweltmeisterschaft in Russland 2018.
»Deutschland hängt vom weltweiten Erfolg seiner Unternehmen ab. Voraussetzung dafür ist, dass diese die Auslandsmärkte bestens kennen. Hier kann gerade auch der Mittelstand auf Germany Trade & Invest und deren fundierte
Analysen zu Branchentrends und Marktchancen setzen.«
Peter Altmaier,
Bundesminister für Wirtschaft und Energie
10 Jahre Germany Trade & Invest
2013
China startet das Projekt Neue Seidenstraße, eigentlich One Belt, One Road beziehungsweise Belt and Road Initiative (BRI). Es bündelt interkontinentale Straßen- und Eisenbahnverbindungen zwischen China und über 60 Ländern. Auch für deutsche Firmen bieten sich Möglichkeiten für eine Beteiligung – GTAI berichtet auf der Sonderseite www.gtai.de/seidenstrasse über Projekte, Chancen und Risiken, bietet Webinare an und steht mit seinen Experten für Fragen zur Verfügung.
2014
Die Sonderseite www.gtai.de/russland-sanktionen informiert Unternehmer umfassend über neueste Entwicklungen und rechtliche Rahmenbedingungen, nachdem die Europäische Union (EU) erste Sanktionen gegen Russland verhängt hat. Grund für die Maßnahmen: die aus EU-Sicht widerrechtliche Annexion der Halbinsel Krim.
GTAI veröffentlicht ein Online-Special zur Energiewende. Auch 2019 ist die Energiewirtschaft ein Schwerpunktthema der Gesellschaft. Neben dem Angebot auf der Website www.gtai.de/energie twittert das Team inzwischen auch unter @GTAI_Umwelt.
2015
2015 schaltet GTAI eine Hotline zur Griechenlandkrise, bei der die GTAI-Experten Unternehmen informieren, ein Special erscheint ebenfalls.
»Vor allem für Mittelständler sind die Auslandsmarktinformationen unverzichtbar, die aus den Berichten der Korrespondenten vor Ort und aus Datenbankrecherchen entstehen. Unsere Mitglieder schätzen die Vorträge der Korrespondenten, die wir zu unseren Sitzungen einladen.«
Johannes Kirsch,
Senior Director International Affairs, Department International Trade & Future Markets, ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V.
»Andere Denkweisen …«
Necip C. Bagoglu ist der dienstälteste GTAI-Korrespondent. Er hat immer wieder aus der Türkei berichtet, er war in Thailand, Ägypten und Indonesien. Aktuell wohnt er in Istanbul. Ein persönlicher Blick auf 40 Jahre Außenwirtschaftsförderung.
Meine Karriere als Auslandskorrespondent begann im Jahr 1979 mit einer Stellenanzeige in der Tageszeitung „Frankfurter Allgemeine“, auf die ich mich bewarb. Die Gesellschaft für Außenhandelsinformationen mbH in Köln suchte einen Mitarbeiter ihrer Nahostredaktion. Ende 1983, damals war ich 29 Jahre alt, brach ich auf zu meinem ersten Auslandseinsatz in Istanbul – ausgestattet mit einer Olympia-Schreibmaschine und einem Diktiergerät. Neben der Türkei berichtete ich auch über den Iran und musste im Juni 1990 während einer Dienstreise in Teheran das schwere Erdbeben miterleben, bei dem 50.000 Menschen ums Leben kamen.
Mitte 1991 wurde ich nach Bangkok versetzt. Von dort berichtete ich über Thailand, Vietnam, Laos, Kambodscha und Myanmar. Eine Bereicherung, nicht nur in beruflicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht. Durch das Leben und Arbeiten in einem mir sehr fremden, nicht europäischen Kulturkreis lernte ich andere Mentalitäten, Weltanschauungen, Lebenseinstellungen und Denkweisen kennen und schätzen.
Ende 1997 reiste ich mit meiner Frau dann zu meinem neuen Dienstort Kairo. Hier war ich für Ägypten, Sudan, Libyen, Jordanien und Palästina zuständig. Die vier Jahre in Kairo waren in vieler Hinsicht erlebnisreich, teilweise auch chaotisch: Ich denke hier an den Stadtverkehr in Kairo und an die abenteuerlichen Dienstreisen nach Libyen.
Mitte 2001 wurde ich zum zweiten Mal nach Istanbul versetzt. Die Arbeit bereitete mir viel Freude, da die Türkei in diesen Jahren umfangreiche politische, demokratische und wirtschaftliche Reformen umsetzte, die im Land Begeisterung auslösten und auch in Europa großen Zuspruch fanden. Den gemeinsamen Auftritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Istanbul im Jahr 2005 mit viel Jubel habe ich noch in guter Erinnerung. Es war eine Zeit voller Zuversicht und Hoffnung für die Zukunft des Landes.
Im August 2008 wurde ich nach Jakarta entsandt, wo ich ähnliche Strukturen wie in Bangkok vorfand. Nach vier Jahren in Indonesien zog ich wieder nach Istanbul. Bedauerlicherweise schlug die politische Entwicklung in der Türkei mit dem Abbau demokratischer Rechte und Freiheiten sowie die Einführung autoritärer Strukturen insbesondere nach 2015 eine fragwürdige Richtung ein.
Viele Anfang der 2000er-Jahre mühsam erkämpften demokratischen Reformen wurden zunichtegemacht und viel Vertrauen wurde zerstört. Darunter leidet auch die Wirtschaft am Bosporus.
Nach vier Jahrzehnten im Dienst der staatlichen deutschen Außenwirtschaftsförderung gehe ich Anfang 2020 in den Altersruhestand.
10 Jahre Germany Trade & Invest
2016
Die GTAI bekommt ein neues Gesicht: Ein modernes Corporate Design und ein neues Logo bestimmen seither den Außenauftritt der Gesellschaft. Auch die Markets-Publikationen folgen nun der neuen Linie.
Am 23. Juni findet das Referendum zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union statt. Mit knapper Mehrheit entscheiden sich die Briten für den Brexit. Ein jahrelanges Ringen um die Austrittsbedingungen beginnt. Die GTAI richtet die Sonderseite www.gtai.de/brexit ein, auf der die aktuellen Entwicklungen eingeordnet werden und Experten aus Wirtschaft, Recht und Zoll als Ansprechpartner bereitstehen.
Yasmeen Khamis (links) und Farah El Masry sind die Gründerinnen von The Doodle Factory, einem ägyptischen Start-up, das Kinderzeichnungen für Modeaccessoires nutzt und damit Kinderorganisationen unterstützt. Erfolgsgeschichten wie diese stellt Markets International fortan regelmäßig vor. Online: www.marketsinternational.de/start-ups
2017
Der neu gewählte US-Präsident Donald Trump wird vereidigt. Schon bald macht er unmissverständlich klar, dass er von multilateralen Verträgen und Handelsabkommen wenig hält. Im Zweifel gilt für ihn: America First. Die Berichterstattung der GTAI widmet sich seitdem verstärkt Themen wie Protektionismus, freier Handel und offene Märkte: www.gtai.de/offene-maerkte
Zu 130 Ländern stellt die GTAI Informationen bereit. Viele Korrespondenten decken ganze Regionen ab.
Sprachen sprechen die GTAI-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darunter Hindi, Griechisch und Arabisch.
beträgt die Frauenquote der GTAI-Belegschaft. Insgesamt sind 177 der Beschäftigten Frauen.
Ausgaben des GTAI-Magazins Markets International sind seit August 2005 erschienen.
Kilometer ist der am weitesten von Bonn entfernte Standort der GTAI: Sydney.
»Unsere Leistungen sind Aushängeschilder für Regierungen und Städte. Um den Fokus unseres internationalen Engagements zu schärfen, helfen uns die Analysen und Prognosen der GTAI, Chancen und Risiken internationaler Märkte zu erkennen und für uns zu bewerten.«
Dr.-Ing. Karsten Derks,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Obermeyer Planen+Beraten GmbH
10 Jahre Germany Trade & Invest
2018
Zum ersten Mal setzt GTAI unternehmensweite, thematische Schwerpunkte. Themen im Jahr 2018 sind Gesundheitswirtschaft, Urbanisierung und Digitalwirtschaft.
Markets International goes digital: Das Heft bekommt mit www.marketsinternational.de eine eigene Website, bietet seinen Lesern damit noch mehr Inhalt, ausführliche Interviews und Hintergrundinformationen.
Die Bundesregierung startet ihre Afrika-Initiative. Dazu gehören sogenannte Reformpartnerschaften sowie ein Fonds mit einem Volumen von einer Milliarde Euro zusätzlich für die Förderung privater Investitionen. Im Bild: Anhänger des äthiopischen Premierministers Abiy Ahmed, der mit weiteren afrikanischen Staats- und Regierungschefs zu einer Afrikakonferenz nach Berlin gekommen war.
GTAI setzt die Kampagne „Germany Works.“ um, die für den Wirtschaftsstandort Deutschland wirbt. Die Kampagne bietet eine Plattform für alle Partner, die mit dem deutschen Standortmarketing in Verbindung stehen. Die Zielgruppe sind ausländische Wirtschaftsentscheider.
2019
Auch GTAI ist im Rahmen der von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Afrika-Initiative aktiv: Als Mitglied im Wirtschaftsnetzwerk Afrika startet GTAI den Africa Business Guide www.africa-business-guide.de mit einem umfassenden Serviceangebot für Unternehmen.
2020
Neue Standorte: In Casablanca und Abidjan ist die GTAI jetzt auch mit eigenen Korrespondenten vertreten und eröffnet zwei neue Büros auf dem afrikanischen Kontinent. Die GTAI hat nun 53 Standorte weltweit.
Diese Themen beschäftigen die GTAI
Märkte, Branchen, Trends – GTAI arbeitet seit der Gründung vor zehn Jahren an den Themen, die die deutsche Wirtschaft interessieren und mit denen sich Exporteure beschäftigen. Seit 2018 setzt GTAI jährlich drei unternehmensweite thematische Schwerpunkte über alle Regionen und Branchen hinweg. Im Jahr 2020 werden sich die Mitarbeiter der GTAI den Schwerpunkten offene Märkte, Greentech und Digitalwirtschaft widmen und die Entwicklung weltweit beobachten. Bestimmende Themen werden darüber hinaus Zukunftsmärkte, insbesondere in Afrika, und Fachkräfteanwerbung sein, außerdem die Herausforderungen des Brexit und der Neuen Seidenstraße.
»KMU können sich auf uns verlassen.«
Dr. Jürgen Friedrich ist seit Gründung der GTAI ihr Geschäftsführer. Zuvor arbeitete er viele Jahre im Bundeswirtschaftsministerium mit Stationen als Referent und Referatsleiter sowie mehrere Jahre im Ausland, unter anderem in Dubai, wo er als Delegierter der Deutschen Wirtschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten fungierte.
Wie erfolgreich hat die GTAI ihre Aufgaben bisher gemeistert? Kann man sich getrost auf die Schulter klopfen oder ist da noch Luft nach oben?
Beides sicherlich. Ich kann mich noch an die Anfangszeit erinnern, wo durchaus auch hinterfragt wurde, ob unsere Institution überhaupt notwendig sei. Ob man sich die Informationen nicht im Internet selbst besorgen könnte. Wenn ich so eine Aussage mit dem aktuellen Stand vergleiche, dass wir, nur als ein Beispiel, gerade erst ein Webinar zum Thema Brexit mit über 500 Anmeldungen hatten, dann kann man rückblickend sehr stolz auf das bisher Erreichte sein. Unsere Informationen der Exportförderung sind gerade in Zeiten eines zunehmenden Protektionismus mehr gefragt denn je. Ähnliches gilt für unsere Investorenanwerbung, die in der Vergangenheit eine Vielzahl an Investitionsprojekten erfolgreich nach Deutschland geholt hat. Auch beim Standortmarketing haben wir zehn Jahre später die Situation, in der die Bundesländer auf einer Konferenz beschließen, dass wir unsere Rolle für das Standortmarketing ausbauen sollen. Auch hier ist uns ein großer Qualitätssprung gelungen.
Wie haben sich die Anforderungen der Kunden in den letzten Jahren verändert?
Wir haben in den letzten Jahren unser Angebot angepasst und konzentrieren uns ausschließlich auf das, was nur wir als GTAI am besten umsetzen können. Auch sind zusätzliche Aufgaben an uns herangetragen worden, Stichwort: Afrika, wo wir beispielsweise mit dem Africa Business Guide eine digitale Plattform erstellt haben und die dazugehörigen Inhalte liefern. Natürlich ist die Digitalisierung auch nicht spurlos an uns vorbeigegangen – ein Teil unserer Informationen ist mittlerweile ausschließlich digital vorzufinden. Wir nutzen erfolgreich Social Media, Videos oder Webinare, um unsere Kunden zu erreichen.
Ein Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die GTAI im Jahr 2030?
Wir sehen in jüngster Zeit immer mehr, dass sich die Rolle der GTAI als zentraler Akteur in der Außenwirtschaftsförderung festigt. Genau darauf haben wir in den letzten zehn Jahren hingearbeitet. Ich hoffe sehr, dass wir im Jahr 2030 im Sinne der Projektfähigkeit noch schneller und flexibler auf Trends und Entwicklungen reagieren und entsprechend zusätzliche Aufgaben übernehmen können. Was den technischen Fortschritt angeht, so wünsche ich mir, dass wir uns auf der digitalen Ebene weiterentwickeln. Dass unser Wissen auch beispielsweise über Sprachkommandos abrufbar ist. Dass man nicht nur das Wetter abfragen kann, sondern so etwas wie „Hey Alexa, Google oder Siri! Ich möchte Textilmaschinen nach Afrika exportieren. Was muss ich dazu wissen?“. Jedenfalls müssen wir uns auch solchen Herausforderungen stellen. Gleichzeitig müssen wir unsere Inhalte weiterhin am Bedarf deutscher kleiner und mittlerer Unternehmen orientieren, damit diese sich auch in Zukunft auf zuverlässige Informationen der GTAI verlassen können.
»Zehn Jahre GTAI sind zehn Jahre erfolgreiche Arbeit für die auslandsaktiven deutschen Unternehmen und die internationale Vernetzung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Dafür sage ich Danke!«
Martin Wansleben,
DIHK-Hauptgeschäftsführer
Service & Kontakt
Ihre GTAI-Ansprechpartnerinnen:
Stephanie Hennig
+49 228 249 993 383
Josefine Hintze
+49 228 249 993 394
Alles zu Germany Trade & Invest finden Sie auf der Website: www.gtai.de
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