»Unsere Maschine schafft 10.000 Brote – pro Stunde«

Das Aftersales-Geschäft im Maschinenbau birgt viel Potenzial. Rabi Williams vom Backtechniker Werner & Pfleiderer erklärt, warum Wartung ein Vor-Ort-Geschäft ist und wie das in Zeiten von Corona funktioniert.

Oktober 2021
Interview: Ulrich Binkert

Herr Williams, wann saßen Sie das letzte Mal in einem Flugzeug?

Rabi Williams: Im Februar 2020. Dabei reise ich normalerweise vier- oder fünfmal jährlich allein nach Ostafrika. Immerhin war jetzt im März mal einer unserer Techniker in Kenia. Dort sind wir mit Abstand Marktführer bei Maschinen für die Herstellung von Brot, mit Ausbringungsmengen von bis zu 6.000 Stück pro Stunde. In Südafrika bäckt eine unserer Anlagen sogar 8.000 Brote, unsere größte in Brasilien bis zu 10.000.

Warten Sie Ihre weltweit installierten Maschinen wegen der Reisebeschränkungen aufgrund von Corona verstärkt aus der Ferne?

Rabi Williams: Nein, jedenfalls nicht mehr als davor. Das geht auch gar nicht. Ihr Auto müssen Sie zur Jahresinspektion ja auch in die Werkstatt bringen. Natürlich hat ein Auto, genau wie unsere Maschinen, heute viel mehr Elektronik als früher. Trotzdem braucht die Werkstatt nur wenige Minuten, um sie zu checken oder neue Software aufzuspielen. Die eigentliche Arbeit besteht immer noch darin, die Mechanik und Elektrik zu überprüfen und Teile zu reparieren oder zu ersetzen.

Was machen Sie dann bei einer Fernwartung?

Rabi Williams: Im Prinzip ist es eine Diagnose der Maschine des Kunden aus der Ferne. Wir können in Europa also sehen, wie die Anlage in Nairobi läuft, wo es eventuell ein Problem gibt oder wann man ein Teil ersetzen muss oder sollte. Das ist natürlich sehr wertvoll und kann Ausfallzeiten und viel Ärger ersparen. Für den Austausch des Teils selbst aber muss jemand an die Maschine ran. Die Kunden nehmen diese Fernwartung gerne und immer mehr in Anspruch. Wir bieten den Service seit über zehn Jahren weltweit an, auch in Afrika.

Und wie lief denn nun in der Pandemie die Wartung Ihrer Maschinen?

Rabi Williams: Bei einer Anlage für 6.000 Brote geht der Techniker normalerweise einmal im Jahr zum Kunden, für zwei oder drei Tage. Dies war wegen der Reisebeschränkungen kaum mehr möglich. Trotzdem laufen unsere Maschinen meines Wissens bis heute durchweg normal. Die Technik ist eigentlich auch darauf ausgelegt, länger störungsfrei zu funktionieren. Auch vor Corona gab es ja Gegenden, wo man mal zwei Jahre lang nicht hinkonnte. Größere Probleme gäbe es erst, wenn wir vier Jahre oder länger nicht mehr an die Anlagen herankämen.

Warten Sie die Anlagen immer selbst oder machen das auch Ihre Kunden?

Rabi Williams: Teils, teils. In Europa ist der Anteil jener Abnehmer größer, welche die Wartung selbst übernehmen. In Afrika haben schätzungsweise sieben von zehn Kunden gar nicht das erforderliche Personal dafür. Wenn wir es erledigen, dann schicken wir üblicherweise einen Techniker aus Europa. Im südlichen Afrika übernimmt das unser Vertreter in Südafrika.

Rabi Williams ist seit 2012 Verkaufsleiter bei der Werner & Pfleiderer Bakery Group, einem Anbieter von Maschinen für Bäckereien mit Fabriken in Deutschland und den Niederlanden. Seit 2018 verantwortet Williams den Vertrieb der niederländischen Tochter WP Haton BV.

Ihr Wartungsservice ist für afrikanische Kunden also besonders wichtig?

Rabi Williams: Grundsätzlich ist es für alle Kunden wichtig. Das kann man nicht am Erdteil festmachen, es kommt auf die Mentalität, die Zeit und das Budget der Firma an. Auch in Afrika gibt es wie überall jene, die eine Anlage von Beginn an jahrelang auf Verschleiß fahren und rund um die Uhr laufen lassen. Aber es gibt auch die anderen, die einen Wartungsvertrag abschließen und sich an unsere Empfehlungen halten, die Maschine also täglich zwei Stunden lang zum Putzen und zur Durchsicht stoppen. In Kenia läuft eine Anlage von uns so seit 34 Jahren.

Wer hat neue Maschinen von Ihnen in der Pandemie montiert und in Betrieb genommen?

Rabi Williams: Das war in der Tat ein Problem während des Lockdowns, da unsere Techniker nicht einfach hinreisen konnten. An einen Kunden in Afrika lieferten wir kurz vor Corona, hatten aber niemanden vor Ort, der die Anlage in Betrieb nehmen konnte. Das machen wir normalerweise selbst, schon wegen Fragen der Garantie. Mittlerweile ist diese Linie in Betrieb genommen worden. Wir haben in der Pandemie trotzdem gute Verkaufsabschlüsse getätigt.

Geeignetes Personal ist ein Knackpunkt in Ihrem Geschäft. Finden Sie denn ­genug Leute dafür?

Rabi Williams: Geeignetes Personal im technischen Service in unserer Branche zu finden, ist nicht einfach. Es ist auch zunehmend schwerer, Mitarbeiter zu finden, die für mehrere Wochen in die Ferne für Montage und Inbetriebnahme reisen wollen, Stichwort: Work-Life-Balance.

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