Automobilindustrie in den USA: Hochgeschaltet
Die Wende in der US-Klimapolitik, gestörte Lieferketten und fehlende Halbleiter – viele Themen bewegen die US-Autobauer derzeit. Trotz der Unwägbarkeiten bieten sich aber gewaltige Chancen. Auch für deutsche Unternehmen.
Oktober 2021
Autor: Heiko Steinacher
Typisches Muscle Car bei einer Veranstaltung in den USA: Die amerikanische Kfz-Branche bringt schon die ersten SUVs und Pick-ups mit Elektroantrieb auf den Markt. © picture alliance/ZUMAPRESS.com/Paul Hebert
Volle Fahrt voraus: Die US-Amerikaner kaufen wieder mehr Autos – und deutsche Hersteller profitieren davon. Man könnte es fast als kollektives Aufatmen der Branche beschreiben, die in den vergangenen Jahren einiges einstecken musste. Mit dem Machtwechsel im Weißen Haus scheinen die zuvor immer wieder angedrohten Sonderzölle auf US-Autoimporte aus der Europäischen Union vom Tisch zu sein. Die Absatzzahlen schnellen in die Höhe: Volkswagen setzte in den USA im zweiten Quartal 2021 fast drei Viertel mehr Neuwagen ab als im pandemiebedingt schwachen, gleichen Vorjahreszeitraum. Auch Audi, BMW, Daimler und Porsche verzeichneten ein kräftiges Plus. „Die Nachfrage nach Autos sollte das Jahr über stark bleiben“, meint Elaine Buckberg, Chefökonomin von General Motors. Die Konjunkturhilfen, immer mehr Impfungen und die schrittweise Wiedereröffnung der Wirtschaft – all das werde die Kauflust steigern.
Auch von Joe Bidens Bekenntnis zum Klimaschutz erwartet sich die Branche stabilere Aussichten. „Die Zukunft der Automobilindustrie ist elektrisch“, sagte der US-Präsident nach einer Werksbesichtigung bei Ford im Mai. Während das Aus für Verbrenner in Deutschland noch ein Wahlkampfthema ist, haben elf US-Bundesstaaten dafür bereits Termine festgelegt: Am ehrgeizigsten ist der Bundesstaat Washington an der Westküste, der bereits im Jahr 2030 aussteigen will. Kalifornien, Massachusetts und New Jersey folgen fünf Jahre später. Die Autobauer machen Tempo: General Motors kündigte zu Jahresbeginn an, ab 2035 nur noch E-Autos bauen zu wollen. Ford hat zwar – zumindest für den US-Markt – noch keinen Zeitplan genannt, will aber ebenso wie sein Rivale bis 2025 zweistellige Milliardenbeträge in die Entwicklung von E-Mobilen investieren. VW stellt seinen US-Standort in Tennessee komplett auf E-Mobilität um: Ab 2022 sollen dort der Kompakt-SUV ID.4 und vermutlich noch weitere E-Modelle gefertigt werden. Zeitgleich werden im Mercedes-Benz-Werk in Alabama vollelektrische SUV vom Band rollen.
Kommentare (0)
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!