China vs. Asean

Vergleich von etablierten Beschaffungsmärkten mit Newcomern

Juni 2019

Arbeiterinnen in einer Textilfabrik in der ost­chinesischen Provinz Jiangsu. Ein großer Teil der hier gefertigten Seide geht ins Ausland. © Gu huaxia/Imaginechina/laif

Wer 2003 durch die Industrieparks bei ­Manila fuhr, sah überall leer stehende Fabrikgebäude. Viele Firmen hatten ihre Produktion nach China verlagert, weil auf den Philippinen die Arbeitskosten stiegen und die Politik wenig unternehmerfreundlich war. Die meisten gingen ins südliche Perlflussdelta nahe Hongkong. Dort entstand die wohl größte Industrieansiedlung der Welt.

Wer in China jetzt noch Zulieferer zu Billig­preisen sucht, kommt zu spät. Inzwischen stellt sich auch dort niemand mehr für weniger als 400 US-Dollar pro Monat ans Fließband. Bereits seit 2010 suchen Fabrikbetreiber nach alternativen Standorten. Einige gingen ins Landesinnere, andere ließen sich in den Ländern der Association of South­-
east Asian Nations, kurz: Asean, nieder.

Die neue Strategie hieß China plus One: Das Perlflussdelta bleibt der bedeutendste Produktionsstandort für hochwertige ­Artikel, die Fertigung wird jedoch verstärkt in die preiswerteren Asean-Staaten verlagert. Internationale Beschaffungsbüros in Hongkong berichten, dass der Anteil der in China gekauften Waren seit Jahren spürbar zurückgeht. Der Handelskonflikt mit den USA hat den Trend noch einmal beschleunigt.