Die Herausforderer

Mut zur Offenheit: Trotz schwieriger Bedingungen wie in Brasilien kann F & E im Ausland wesentlich zur Innovation im Unternehmen beitragen.

Juni 2020

Die Vulkan Gruppe ist ein deutscher Maschinenbauer. Das inhabergeführte Unternehmen hat seinen Sitz in Herne. Das Unternehmen ist mittlerweile in mehr als 50 Ländern tätig und verfügt über 18 Tochterunternehmen, 51 Repräsentanzen und fünf Produktionsstätten weltweit.

Brasilianische Ingenieure im Vulkan-Werk am Standort Itatiba in der Nähe der Wirtschaftsmetropole São Paulo entwickeln elastische Kupplungen, Bremssysteme und Rücklaufsperren für den Industriemarkt. Etwa 80 Prozent des weltweiten Produktportfolios von Vulkan Drive Tech stammen aus Brasilien. „Vulkan produziert zwar auch in Deutschland, den USA, China und Indien“, sagt Brasilienchef Klaus Hepp. Aber: „In Brasilien zeichnen wir uns durch unser Know-how im Bereich industrieller Antriebstechniklösungen aus.“ Die brasilianische Tochter des Familienkonzerns aus dem Ruhrgebiet habe maßgeblich dazu beigetragen, diesen Geschäftsbereich überhaupt erschließen zu können.

Nach der Gründung der ersten Niederlassung in São Paulo vor 45 Jahren konzentrierte sich Vulkan zunächst auf marine Antriebstechnik. Doch der Markt für Schiffsmotoren entwickelte sich in Südamerika nicht sehr erfolgreich. Folglich suchte das Tochterunternehmen nach neuen Marktchancen und Anwendungen. Mit der Übernahme des Bremsenfabrikanten Sime im Jahr 2003 verstärkte Vulkan die Entwicklung von Hochleistungsanwendungen für den Bergbau, die Stahlindustrie und viele andere Industriesegmente. Neben den Divisionen Couplings und Drive Tech produziert die Gruppe unter Vulkan Lokring auch löt- und schweißfreie Rohrverbindungen für die Kälte- und Klimatechnik.

Forschung und Entwicklung stehen in Brasilien vor großen Herausforderungen. Im Vergleich zu Deutschland ist es relativ schwer, staatliche Förderung zu erhalten. Seit dem Jahr 2013 hat das Land die finanziellen Anreize für F & E-Investitionen in Industrietechnik verbessert. Die staatliche Fördereinrichtung Embrapii übernimmt bis zu zwei Drittel der Kosten für Projekte der Grundlagenforschung. „Doch die brasilianischen Universitäten konzentrieren sich stark auf Prozesstechnologie“, sagt Marcelo Moraes, Leiter der F & E-Abteilung von Vulkan in Brasilien. „Für unsere Produktentwicklung konnten wir bislang keinen Partner finden – und daher auch nicht von steuerlichen Vergünstigungen profitieren.“ Das Entwicklungszentrum in Itatiba arbeitet daher künftig mit deutschen Universitäten zusammen. Erste Projekte mit der Technischen Universität Darmstadt und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) laufen bereits an.

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