China: Die Hoffnung der deutschen Automobilbauer

Nachdem der Absatz im ersten Quartal 2020 eingebrochen ist, sind deutsche Automobilbauer in China wieder verhalten optimistisch. Das Premiumsegment erweist sich als krisensicher. Doch wie lange die Ausnahmekonjunktur anhält, lässt sich bislang nur schwer einschätzen.

August 2020
Autorin: Corinne Abele

Deutsche Automobilkonzerne hat die Covid-19-Krise auch im Reich der Mitte stark getroffen. Doch bislang fallen die Einbußen im Kfz-Sektor deutlich geringer als im Gesamtmarkt aus. Der Absatz brach im ersten Quartal 2020 im Vorjahresvergleich um rund 42 Prozent ein. Das von den deutschen Automarken dominierte Premiumsegment kam bislang jedoch mit einem blauen Auge davon.

Premiumsegment kommt besser durch die Krise

Die Kaufkraft von Chinas Reichen scheint ungebrochen. Zusätzlich locken gewaltige Preisnachlässe, sodass sich der eine oder andere Käufer aus dem gehobenen Mittelstand nun auch eher ein Premiummodell leistet. Die deutschen Automobilbauer BMW, Daimler und Porsche zeigen sich daher auch aufgrund einer deutlichen Verbesserung des Pkw-Absatzes im März und April 2020 verhalten zuversichtlich. So könnte der Absatz von Pkw im Reich der Mitte im Gesamtjahr um bis zu 15 Prozent zurückgehen, meint VW-China-Chef Stefan Wöllenstein. Andere Branchenexperten rechnen eher mit einem Minus von bis zu 20 Prozent.

Seit Ende März läuft die Kfz-Produktion im Reich der Mitte wieder. Die meisten inländischen Lieferketten funktionieren; Kopfzerbrechen bereitet hingegen das Ausland. Man könne jedoch mit den Schwierigkeiten umgehen, ist aus der Branche zu hören. Ob die Konjunktur nachhaltig wieder anspringen wird, steht und fällt in der Autobranche genauso wie in der Gesamtwirtschaft mit der Nachfrage. Und diese, so meinen viele Experten, dürfte noch lange Zeit nicht das Vorkrisenniveau erreichen.

Vorübergehende Ausnahmekonjunktur oder nachhaltige Verbesserung?

Insofern könnte es sich bei den positiven Absatzzahlen im März und April 2020 um eine vorübergehende Ausnahmekonjunktur handeln. Diese wird von – aufgrund der Coronakrise – aufgeschobenen und jetzt mit großen Preisnachlässen nachgeholten Autokäufen angetrieben. Zudem ist die Fahrt im eigenen Auto in Covid-19-Infektionszeiten deutlich attraktiver geworden.

Für einige chinesische Automobilbauer im Standardsegment, vor allem für kleinere Hersteller der zweiten und dritten Reihe, dürfte es jedoch eng werden. Branchenkenner Huu-Hoi Tran sieht einen deutlich erhöhten Konsolidierungsdruck, der im Prinzip von der Zentralregierung unterstützt wird. Auch deutsche Zulieferer, die sowohl internationale als auch chinesische Kfz-Hersteller, aber auch Start-ups im Bereich Elektroautos bedienen, bekommen dies zu spüren.

Gleichzeitig berichten einige von verstärkten Auftragseingängen ihrer Kunden, die ihre Komponentenlager füllen. Sie scheinen sich gegen erneut auftretende Lieferengpässe durch eine mögliche zweite Covid-19-Welle beziehungsweise durch anhaltende Lieferverzögerungen aus dem Ausland wappnen zu wollen. Aufgrund dieser Ausnahmefaktoren rechnen einige Experten daher eher mit einem W-förmigen Erholungsverlauf für die Kfz-Branche.

Trotz staatlicher Hilfen erholt sich NEV-Absatz nur langsam

Trotz staatlicher Hilfen kommt der NEV-Absatz (New Energy Vehicles) nur langsam in Schwung. Deshalb verlängerte die Regierung Subventionen, die eigentlich 2020 auslaufen sollten. Gleichzeitig setzte sie eine Preisobergrenze für subventionsfähige Fahrzeuge von etwa 40.000 Euro, um inländische Hersteller gezielter zu unterstützen.

Auch die zehnprozentige Kaufsteuer für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb wird bis Ende 2022 ausgesetzt. Eingeschlossen sind batteriebetriebene NEV, Plug-in-Hybride sowie Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie. Einem Entwurf des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) zufolge sollen NEV 2025 nicht mehr nur ein Fünftel, sondern sogar ein Viertel aller Neuwagenverkäufe stellen.

Bislang zeigen sich die Kunden jedoch nur mäßig beeindruckt. Zwar ist China weltweit der größte NEV-Markt. Allerdings liegt deren Anteil auch in der Volksrepublik deutlich unter fünf Prozent. Erst 2018 hatten die NEV-Verkäufe die Eine-Million-Grenze geknackt, bei einem Kfz-Gesamtmarktvolumen von rund 25 Millionen Fahrzeugen.

Tatsächlich konzentriert sich der Großteil der Verkäufe auf wenige Städte mit Zulassungsbeschränkungen für Verbrenner, die zudem weitere lokale Anreize schaffen. Nun haben einige Städte ihre Zulassungsbeschränkungen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren leicht gelockert. Die NEV-Branche freut das nicht.