Dezember 2018
Autorin: Sofia Hempel
Was erwartet deutsche Unternehmen beim Enterprise Europe Network?
Das Enterprise Europe Network ist ein öffentlich finanziertes Projekt der Europäischen Kommission. Im Rahmen dieses Netzwerkes beraten wir Unternehmen, die sich für Fördermittel der Europäischen Union interessieren, helfen bei der Suche nach einer Projektfinanzierung oder unterstützen sie dabei, passende Kooperationspartner im Ausland zu finden. In der Regel können wir unsere Dienstleistung kostenlos anbieten. Das Netzwerk arbeitet auf Länderebene, das bedeutet, dass jedes Bundesland seine eigene Anlaufstelle hat. Die entsprechenden Ansprechpartner findet man auf der Internetseite www.een-deutschland.de.
Wie konkret sieht die EU-Förderberatung aus?
Unser Fokus liegt auf der Förderberatung zum großen europäischen Rahmenprogramm Horizont 2020. Darüber bezuschusst die Europäische Union Projekte aus dem Bereich Forschung und Entwicklung. Darunter fallen beispielsweise die Themen IKT, Energie, Klima und Umwelt. Grundsätzlich kennen wir aber alle Programme der EU. Daher können wir mit den Unternehmen die wichtigsten ersten Fragen klären, beispielsweise welches Programm zur Projektidee passt oder woran sie noch arbeiten müssen, damit der Projektantrag bei der EU erfolgreich verläuft. Wenn es um die fachliche Beratung zu einem speziellen Themenfeld geht, dann vermitteln wir an nationale Kontaktstellen weiter. Wir selbst verstehen uns beim Enterprise Europe Network als Generalisten.
Wie funktioniert Horizont 2020 in der Praxis?
Wir hören oft, dass europäische Forschungsförderung sehr kompliziert sei. Dabei wissen diejenigen gar nicht, wie klar die Prozesse eigentlich sind. So gibt es zu einzelnen Themen spezielle Projektaufrufe, auf die sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen bewerben können. Ein Thema könnte zum Beispiel lauten „Batterieentwicklung für das Auto“. Darüber hinaus unterscheidet man zwischen verschiedenen Projektarten. Es gibt beispielsweise Investitionsprojekte, F&E-Projekte und Demonstrationsprojekte, für die bestimmte Voraussetzungen gelten. Alle haben jedoch eines gemeinsam: Es müssen sich drei Rechtspersonen aus drei unterschiedlichen Ländern bewerben. Und: Es gilt das Wettbewerbsprinzip. Es gewinnen diejenigen, die die Fragestellung und die Anforderung der Projetausschreibung am besten erfüllen.
Die Antragsverfahren bei Horizont 2020 laufen direkt über die EU-Kommission. Ein großer Vorteil: Der gesamte Prozess verläuft digital, von der Bewerbung über die Organisation des Konsortiums bis zur Abrechnung mit der EU. Außerdem ist bei europäischen Programmen egal, in welchem EU-Land das Unternehmen seinen Sitz hat. Was zählt, ist die Idee.
Was raten Sie Unternehmen, die sich für Horizont 2020 interessieren?
Einem Unternehmen, das sich zum ersten Mal bewirbt, empfehlen wir immer sich erfahrenen Partnern anzuschließen. Für Betriebe mit nur fünf Mitarbeitern, die mit dem Tagesgeschäft ausgelastet sind, macht so ein großes Programm wenig Sinn. Wenn es aber ein Forschungsunternehmen ist, das sich ein Netzwerk aufbauen möchte, dann ist Horizont 2020 eine tolle Sache. Bei der Bewerbung sollte es unbedingt darauf achten, dass es sein Projekt verständlich präsentiert. Gerade Wissenschaftlern passiert es häufig, dass sie sehr von ihrer Idee überzeugt sind, das Projekt ein Außenstehender aber nicht versteht. Daher sollte ein Förderantrag von mindestens zwei weiteren Personen gelesen werden, die den Antrag nicht geschrieben haben. Natürlich muss die Idee nicht zuletzt auch zum Förderzweck passen!
Wie hoch sind die Erfolgsaussichten für Unternehmen, Fördermittel der EU zu bekommen?
Die seriösen Fördermittelberater, sowohl die öffentlich finanzierten als auch die privaten, beantworten diese Frage mit dem Unternehmen zusammen. Die Chancen auf Erfolg sind allerdings von Programm zu Programm unterschiedlich. Grundsätzlich macht es keinen Sinn ein Unternehmen in ein Programm reinzubringen, bei dem es keine Erfolgsaussichten hat oder bei dem der Aufwand viel zu hoch ist. Oder wenn der Unternehmer erst in zwei Jahren starten kann, aber eigentlich sofort an einem Projekt arbeiten möchte.
© ZENIT
Interessante Links
Eine Übersicht der nationalen Kontaktstellen finden Sie unter www.horizont2020.de/beratung-nks.htm
Weitere Informationen zum Programm Horizont 2020 gibt es auf der Homepage des Bundesministeriums für Forschung und Technologie www.horizont2020.de
Zur Serviceseite EU-Regionalföderung
Zum Artikel „So klapp’s mit der EU-Förderung“
Kommentare (0)
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!