Die Virenjäger

Das Berliner Start-up HygNova dokumentiert mit innovativer Informationstechnologie, ob das Personal in Krankenhäusern und Arztpraxen richtig desinfiziert. Damit will das Gründerteam Ansteckungen mit Krankheitserregern verhindern.

Mai 2019
Autorin: Mariam Misakian, wortwert

Krankenhauskeime sind ein weltweites Problem. Allein in Europa sterben jährlich mehr als 90.000 Menschen an den Folgen einer Ansteckung, Tendenz: steigend. Ärzte und Pfleger können durch simples Desinfizieren der Hände verhindern, dass sich die Erreger verbreiten. Ehsan Khaljani – selbst Urologe – weiß aber, dass seine Kollegen dabei im hektischen Krankenhausalltag häufig den Anforderungen nicht optimal nachkommen können.

Also entwickelte er 2016 gemeinsam mit Simon Slama und Theresa Ebeling die Hygiene-Monitoring-Lösung HygNova Advance. Das Start-up stattet Arztpraxen und Krankenhäuser nun ohne Investitionskosten mit Sensoren für Desinfektionsspender aus. Die Geräte zählen, wie oft und wann sich das Personal die Hände desinfiziert. Bewegungssensoren am Patientenbett erfassen zusätzlich, ob das Personal nach dem Desinfizieren wie vorgeschrieben 30 Sekunden wartet, bevor es sich dem Patienten nähert. Gegen eine Gebühr wertet das HygNova-­Team die Daten aus. Kommen Nachlässigkeiten heraus, kann der Hygienebeauftragte nachschulen. Das wirkt: In Einrichtungen, die HygNova nutzen, halten die Mitarbeiter deutlich häufiger die Hände unter den Desinfektionsspender als in HygNova-losen Einrichtungen, und sie halten die Einwirkzeiten öfter ein. Das ist im Sinne der Patienten – und Krankenhäuser können gleichzeitig viel Geld sparen. Ein infizierter Patient kostet sie nämlich im Schnitt 9.000 Euro mehr, weil er länger behandelt werden muss.

Ehsan Khaljani, Theresa Ebeling und Simon Slama (von links) wollen durch Technologie die Hygiene in Krankenhäusern verbessern. © Jürgen Jehle/Kammann Rossi

Noch konzentriert sich Hyg­Nova auf den deutschen Markt. Hierzulande nutzen bereits 60 Arztpraxen und fünf Kliniken Software und Sensoren der Gründer. Der nächste Schritt: Die Unternehmer haben den Nahen Osten, Skandinavien und die USA im Visier, wollen dort mit Vertriebspartnern zusammenarbeiten. Ihre Lösung dürfte im Ausland bestens ankommen, da ist Khaljani zuversichtlich. Gerade in den USA. Denn wer sich dort einen Krankenhauskeim fängt, verklagt die Klinik gern auf hohe Schadenersatzsummen. Dank der Software können die Hospitäler vor Gericht beweisen, dass sich das Personal an die Hygienevorschriften gehalten hat.