»Potenzial der Solar- und Windenergie ist noch nicht ausgeschöpft«

Interview mit Christoph Himmelskamp, Partner und Niederlassungsleiter bei Rödl & Partner in Barcelona.

August 2020
Interview: Oliver Idem

Christoph Himmelskamp ist Partner und Niederlassungsleiter bei Rödl & Partner in Barcelona. Der Jurist mit Anwaltszulassung in Spanien erklärt, wie realistisch Spaniens Energiewendepläne sind.

 

Herr Himmelskamp, sind die ehrgeizigen spanischen Ziele zum Abschied von fossilen Energien erreichbar?

Spanien verfügt über sehr günstige natürliche Gegebenheiten für den Ausbau erneuerbarer Energien. Das Potenzial, insbesondere der Solar- und Windenergie, ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Außerdem verfügt das Land über ein leistungsfähiges Stromnetz. Eine Überproduktion von regenerativen Energien kommt hier nur sehr selten vor.

Welche Chancen ergeben sich daraus über den Sektor der erneuerbaren Energien hinaus?

Günstiger Strom aus erneuerbaren Quellen kann zu einem Standortvorteil für Spanien werden. Damit steigert das Land seine Attraktivität für energieintensive Projekte wie Rechenzentren, Aluminiumhütten oder die Wasserstoffproduktion. Solar- und Windstrom sind auch sehr gut in der Wasserentsalzung einsetzbar.

Wind- und Solarprojekte mit einer Kapazität von 115 Gigawatt sollen in Spanien genehmigt, aber noch nicht angeschlossen sein. Viel ist also bereits im Gange, oder?

Ja, aber es ist nicht davon auszugehen, dass alle diese Vorhaben umgesetzt werden. Schon allein die Dauer der notwendigen Formalitäten bremst die Ausbaumöglichkeiten. Außerdem verfallen die Genehmigungen, wenn ein Vorhaben fünf Jahre lang nicht umgesetzt wurde.

Welche Perspektive haben Stromabnahmeverträge in Spanien?

Power Purchasing Agreements werden meist für zehn bis zwölf Jahre geschlossen. Wegen dieser langfristigen Sicherheit bilden sie eine gute Grundlage für Finanzierungen. Das Risiko von Preisschwankungen auf dem Strommarkt wird zwischen den Partnern ausgeglichen.

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