August 2019
Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Lage auf den Philippinen?
Die Wirtschaft glänzt als eine von wenigen weltweit seit Jahren mit Steigerungen des Bruttoinlandsproduktes von mehr als 6 Prozent. Auch im Jahr 2019 erwarten wir 6,5 Prozent realen Zuwachs. Das ist allerdings etwas geringer als zunächst erwartet. Grund für die leichte Abschwächung ist das schwache Handelswachstum weltweit sowie indirekte Auswirkungen des Handelskonfliktes der USA mit China. Verlagerungen aus China in die Philippinen in großem Maße sieht man dagegen noch nicht. Langfristig sind die Wachstumsaussichten aber sehr gut, gerade durch die junge Bevölkerung von 105 Millionen. Das zieht die Aufmerksamkeit internationaler Firmen an.
Die Darstellung der Philippinen in den deutschen Medien ist nicht gerade positiv. Wie nehmen Unternehmen vor Ort das wahr?
Die deutschen Firmen vor Ort sind größtenteils zufrieden mit ihren geschäftlichen Ergebnissen. Investitionen, die aufgrund von Marktfaktoren Sinn machen, werden unabhängig von der politischen Lage umgesetzt. So erweitern Firmen ihre Kapazitäten um eine steigende Nachfrage zu bedienen. Vor allem im Konsumbereich wird noch ein erhebliches Potenzial gesehen. Auch im weiterhin boomenden BPO-Sektor (Outsourcing von Geschäftsdienstleistungen) verlagern mehrere internationale Firmen ihre Standorte etwa von Indien in die Philippinen, aufgrund der guten Voraussetzungen wie etwa den weit verbreiteten Englischkenntnissen in der Bevölkerung.
»Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in den Philippinen scheint relativ unbeeindruckt zu sein von der politischen Großwetterlage.«
Alexander Hirschle
GTAI-Korrespondent für die Philippinen und Taiwan
Wie hat sich denn die Investitionslaune internationaler Firmen in den letzten Jahren entwickelt?
Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in den Philippinen scheint relativ unbeeindruckt zu sein von der politischen Großwetterlage. Wobei zu beachten ist, dass – abgesehen vom BPO-Sektor – nur wenige Investitionen in Produktionskapazitäten von deutschen Firmen getätigt werden. Die Engagements auf den Philippinen fokussieren sich in einer ersten Stufe zunächst auf Verkaufs- und Marketingbüros oder Repräsentanzen. Als Produktionsstandort werden die Philippinen eher nicht gesehen. Das Land ist noch auf der Suche nach seinem Alleinstellungsmerkmal, um sich in diesem Bereich von anderen Standorten zu differenzieren.
Was sich negativ auf die Investitionsbereitschaft ausländischer Firmen auswirken könnte, ist die derzeit diskutierte zweite Stufe der Steuerreform. Diese sieht unter anderem eine Rückführung der Anreize für Direktinvestitionen vor. Derzeit ist aber noch nicht absehbar, ob, wann und in welcher Form diese konkret umgesetzt werden kann.
Welche Sorgen und Probleme treiben deutsche Unternehmen auf den Philippinen am häufigsten um?
Die größten Herausforderungen für ausländische Firmen in den Philippinen sind nach fast einhelliger Aussage befragter Unternehmen seit Jahren die gleichen: die unzureichende Infrastruktur hemmt das wirtschaftliche Vorankommen. So sind trotz des von der Regierung unter Präsident Duterte in Gang gesetzten massiven Investitionsprogramms „Build-build-build“ die Verkehrswege immer noch nicht in einem zufriedenstellenden Zustand. In Manila selbst gibt es keine U-Bahn oder ein modernes Nahverkehrsnetz, was die Transportzeiten unkalkulierbar macht. Beim Überlandtransport ist es äußerst kostspielig und langwierig, die Waren auf dem ohnehin geographisch anspruchsvollen Archipel von Punkt A nach Punkt B zu befördern.
Die zweite große Herausforderung stellen bürokratische Hürden dar. Dies beinhaltet langwierige Genehmigungsprozesse vor allem bei öffentlichen Projekten, aber auch undurchsichtige „Netzwerke“ oder Steuerprüfungen, die mit nicht nachvollziehbaren Kriterien arbeiten.
Große Teile der Wirtschaft in den Philippinen werden von großen, meist familiengesteuerten Konglomeraten beherrscht. In Konkurrenz zu diesen in den Markt einzusteigen ist praktisch aussichtslos. Auf der anderen Seite bieten sich diese, häufig gut gemanagten Firmen als Partner an. Denn sie sind auf der Suche nach fortgeschrittenen Technologien und Expertise. So können zum Beispiel deutsche Firmen als Unterauftragnehmer von Infrastruktur-Ausschreibungen profitieren.
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