Fahrradmarkt in Polen
Kaum eine andere Branche erlebt derzeit einen solchen Boom wie die Fahrradindustrie. Auch Länder, in denen Fahrradfahrer bislang kaum zum Straßenbild gehörten, sind mit dabei – ein Blick nach Polen.
Dezember 2021
Autor: Christopher Fuß
»Pedelecs boomen auch in Polen. Gefragt sind günstige Einsteigermodelle.«
Christopher Fuß,
GTAI Warschau/Polen
Kaufen statt Leihen – so lautet der wichtigste Trend im polnischen Fahrradmarkt. Die öffentlichen Verleihsysteme kriseln. Immer weniger Kunden nutzen städtische Mieträder. Corona hat diese Entwicklung verstärkt. Allein in Białystok mussten Anbieter 2020 einen Kundenrückgang von über 60 Prozent verkraften. Das hat Folgen. Warschau schließt Fahrradstationen. Krakau stellte sein Sharing System ganz ein. Den Verleihern macht die Konkurrenz durch elektrische Tretroller zu schaffen.
Einstellige Marktanteile bei deutschen Herstellern
Privatkäufe hingegen boomen. Aus Angst vor Ansteckungen im öffentlichen Nahverkehr stiegen 2020 viele Polen auf das eigene Fahrrad um. Einige Händler konnten doppelt so viele Zweiräder absetzen wie 2019. Besonders gefragt: Pedelecs. Der Onlinehändler centrumrowerowe.pl steigerte seinen Pedelec-Absatz um 700 Prozent. Neben internationalen Herstellern dominieren heimische Marken, wie Kross und Arkus & Romet den polnischen Markt. Deutsche Hersteller erreichen einstellige Marktanteile. Immerhin: gemessen am Umsatz importiert Polen aus keinem Land mehr Pedelecs als aus Deutschland. Gekauft werden Einsteigermodelle. Für ein Zweirad ohne Motor geben die Polen im Schnitt 500 Euro aus, für Pedelecs zwischen 800 und 1500 Euro. Zu den beliebtesten Modellen gehören City-Fahrräder und Mountainbikes.
Zahlen & Fakten
Importumsatz von Fahrrädern 2020
(in Mio. US-Dollar)
Fahrräder pro Einwohner
Anteil am Modal Split in den Großstädten
Exportumsatz von Fahrrädern 2020
(in Mio. US-Dollar)
In den Städten bieten Firmen ihren Mitarbeitern Leasing-Fahrräder an. Warschau und Wrocław gelten als die fahrradfreundlichsten Städte. Ein Grund: Beide Orte investieren in Radwege. Der Anteil der Fahrradfahrer am Verkehrsaufkommen ist dennoch gering. In Warschau liegt er bei 7,5 Prozent. Überzeugen kann Polen hingegen als Produktionsstandort.
Das Land ist der viertgrößte Fahrradbauer der EU. Internationale Hersteller besitzen Montagewerke in Polen. Die portugiesische RTE S.A. baut in Brześć Kujawski ein neue Produktionshalle. Polens Exporte gehen vor allem in andere EU-Länder. Der wichtigste Absatzmarkt: Deutschland. 44 Prozent aller Fahrrad-Ausfuhren und 66 Prozent aller Pedelec-Exporte gehen ins Nachbarland.
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Weitere Informationen zu Polen finden Sie auf der GTAI-Länderseite.
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