Dezember 2017
Autorin: Beatrice Repetzki
Schon bald könnte Swiatowid diesem Satelliten der französischen Thales Group Gesellschaft im Erdorbit leisten. Über ein Joint-Venture ist auch Thales in Polen aktiv.
© Thales Alenia Space/Master Image
Polens Regierung will hoch hinaus. Das Programm nennt sich Kosmosstrategie und soll Polen bis 2030 drei Prozent des europäischen Weltraummarkts einbringen. Bisher ist das aber noch Zukunftsmusik: Aktuell ist Polen bei komplexer Technik wie kompletten Satelliten stark von Importen abhängig. Das soll sich jetzt ändern: Die Regierung will Forschungsinstitutionen und Branchenfirmen ins Land holen. Im Raum Zielona Gora (Grünberg), knapp 100 Kilometer von Frankfurt/Oder entfernt, soll eine „Weltraumtechnik-Region“ entstehen, Herzstück ist der Technologiepark Lubuski Park Technologii Kosmicznych. Die Region Lubuskie will sich dem Forschungsnetzwerk Nereus anschließen, für das sich europäische Regionen zusammengetan haben. Experten erwarten einen Investitionsboom, von dem auch deutsche Firmen als Zulieferer von Technik und Ausrüstung, als Kooperationspartner in der Forschung, durch Unternehmensbeteiligungen oder über die Gründung eigener Tochtergesellschaften profitieren können.
Das französisch-italienische Raumfahrt- Joint-Venture Thales Alenia Space hat bereits geäußert, über seine Niederlassung in Deutschland zusammen mit polnischen Partnern Aufträge im Bereich der zivilen Raumfahrt übernehmen zu wollen. „Die Kooperation soll Anfang 2018 starten. Außerdem sind wir an einer Zusammenarbeit von deutschen und polnischen Universitäten interessiert“, sagt der Geschäftsführer der deutschen Niederlassung, Sven Carstensen. Schon jetzt besitzt das Unternehmen ein Büro mit mehreren Mitarbeitern in Warschau.
Zahlen & Fakten
Firmen stellen in Polen laut Schätzungen der Agentur Arp Weltraumtechnologien her.
Mitgliedstaat wurde Polen im September 2012
bei der Europäischen Weltraumagentur.
nimmt Polen am europäischen Raumfahrtprogramm teil.
Jahresumsatz erwirtschaftete die inländische Kosmosbranche.
setzte Polen 2016 mit Verkäufen von Weltraumtechnologien im weiteren Sinne um.
Polen hat große Pläne: Das Land möchte einen eigenen Kommunikationssatelliten entwickeln und in Serie fertigen. Dazu soll es eine Machbarkeitsstudie geben, welche die Polnische Weltraumagentur Polsa circa 2020 in Auftrag geben will. An der Technischen Hochschule von Gdansk (Danzig) gibt es seit Kurzem einen neuen Fachbereich für Kosmos- und Satellitentechnik. Im Pommerschen Wissenschafts- und Technologiepark in der Hafenstadt Gdynia (Gdingen) arbeitet die Firma Wiran für die Europäische Weltraumagentur (ESA) an einem Prototyp, um Nanosatelliten mit einer Kommunikationsausrüstung auszustatten: So soll der sogenannte erdnahe Weltraum erforscht werden. Experten gehen davon aus, dass deutsche und polnische Forscher künftig auch im Rahmen der ESA zusammenarbeiten werden.
Auch der junge Wissenschaftskreis Tribo an der Technischen Hochschule Wroclaw (Breslau) befasst sich nun mit der Weltraumforschung: Im Rahmen des Projektes Drilling Experiment for Asteroid Mining simulieren Forscher erstmals Bohrungen im luftleeren, kalten Raum. Schon jetzt fördert das Ausland die Bemühungen: So investiert der Schwedische Landesrat für den Kosmischen Raum und der deutsche Arm der ESA in die Forschungsarbeiten. Tests der Weltraumbohrmaschine verliefen Anfang 2017 in Deutschland positiv. Mithilfe einer Trägerrakete kann die Maschine 90 Kilometer hoch ins All geschossen werden. Ihre Erfinder gründeten im Technologiepark von Wroclaw das Start-up Scanway.
Swiatowid
Polnischer Himmelskörper
Ein kleines Start-up baut den Prototyp des ersten polnischen kommerziellen Satelliten: Das Unternehmen SatRevolution S. A. startete im Sommer 2016 und arbeitet jetzt in Wroclaw am Nanosatelliten Swiatowid. Der rechteckige Prototyp misst nur zehn Zentimeter in der Länge und in der Breite, wiegt zwei Kilogramm und soll Mitte 2018 erstmals fliegen. Seine Aufgabe: Er soll kosmische Strahlungen und elektromagnetische Störfaktoren messen. „Wir planen den Bau einer Fabrik in Wroclaw für rund zehn Millionen Euro“, sagt Radoslaw Lapczynski, Mitglied der Geschäftsführung. Dort möchte das Start-up pro Jahr rund 1.000 Nanosatelliten herstellen. „In zehn Jahren sollen sich davon bereits einige Tausend Stück im All befinden“, so Lapczynski. „Während der Swiatowid selbst ein rein polnisches Produkt ist, werden Zusatzteile für ihn wie Kameras und Antennen importiert.“
Gut zu wissen
Die polnische Weltraumagentur
www.polsa.gov.pl
Das Forschungsnetzwerk Nereus
www.nereus-regions.eu
Der Hersteller des Satelliten Swiatowid
www.satrevolution.com/en
Das Raumfahrt-Starrt-up Scanway
www.scanway.pl
GTAI-Ansprechpartner Polen
Michal Wozniak
+49 30 200 099 266
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Weitere Informationen zu Polen finden Sie auf der GTAI-Länderseite: www.gtai.de/polen
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