April 2017
Autorin: Annika Fröhlich, wortwert
Die Schürzen des Start-ups haben eine weite Reise hinter sich: Die Baumwolle stammt aus Uganda, Kirgisistan und Indien. Genäht werden sie in Tschechien und bei der deutschen Caritas.
© Kaya & Kato
Stefan Rennicke kennt sich aus in Afrika – er hat fast zehn Jahre lang in der auswärtigen Politik gearbeitet, zum Beispiel in Liberia. Die Umstände, unter denen die Menschen dort arbeiten und leben, hätten ihn geprägt, sagt er heute. Und: Liberia hat ihn ebenfalls zu seiner Geschäftsidee inspiriert. Rennicke wollte in Schwellenländern für faire Jobs sorgen, damit die Menschen mit ihrer Arbeit genug zum Leben haben und die Ausbildung ihrer Kinder finanzieren können.
Also gingen Rennicke und seine Frau Stefanie Rennicke mit ihrem gemeinsamen langjährigen Freund Lillo Scrimali im Februar 2015 an den Start. Die Idee: Die Kölner wollten hochwertige Schürzen produzieren, aus tollen Stoffen und mit schönen Designs – vor allem für Köche, aber auch für Caterer, Wirte oder Frisöre. Ihre Firma nannten sie Kaya & Kato, zwei Fantasiewörter, die für einen Frauen- und einen Männernamen stehen sollen. Das Wichtigste für das Unternehmerpaar: Die Schürzen sollten nachhaltig sein und unter fairen Bedingungen produziert werden.
Wolle aus Uganda, Kirgisistan, Indien
Obwohl sich Stefan Rennicke in Entwicklungs- und Schwellenländern eigentlich bestens auskennt, gestaltete sich die Suche nach passenden Lieferanten und Absatzmärkten überraschend schwierig. „Ein Bekannter erzählte mir von Germany Trade & Invest und dass man dort Studien und Expertisen zu praktisch jedem Land bekommen könne“, erinnert sich Rennicke, der das Angebot von GTAI vorher nicht kannte. Er wandte sich an mehrere Länderexperten, sammelte Hintergrundinformationen. Inzwischen arbeitet Kaya & Kato mit Baumwolllieferanten aus Uganda, Kirgisistan und Indien zusammen, lässt die Schürzen bei der Caritas in Deutschland und bei einem tschechischen Familienunternehmen nähen. „Ohne GTAI hätte die Suche nach den richtigen Geschäftspartnern sicher viel länger gedauert“, sagt Rennicke heute.
»Ohne GTAI hätte die Suche nach den richtigen Geschäftspartnern viel länger gedauert.«
Stefan Rennicke
Geschäftsführer bei Kaya & Kato
Mittlerweile hat sich Kaya & Kato in seiner Nische etabliert. Das Unternehmen produziert hauptsächlich für Kunden aus dem Gastronomie- und Hotelleriebereich, aber auch Friseure, Supermarktleiter und Tätowierer bestellen regelmäßig. Die Schürzen sind in schlichten Farben gehalten, wirken aber durch den dichten, handgearbeiteten Stoff hochwertig. Bisher gab es bei Berufsbekleidung nichts dergleichen, insbesondere keine fair gehandelte Ware. Nachhaltige Modelabels wie Armedangels oder Rotholz richten sich in erster Linie an Privatkunden. Mit seinen fairen Schürzen will Kaya & Kato besonders die jüngere Generation ansprechen. „Sie haben einfach ein anderes Verständnis von Themen wie fairer und nachhaltiger Arbeit“, sagt Rennicke.
Ein Nachhaltigkeitssiegel genügt nicht
Dem Gründer geht es auch darum, dazu beizutragen, die Arbeitslosigkeit in den Produktionsländern zu reduzieren, sagt er. Er reist regelmäßig in die Ernteländer und spricht mit Bauern und Angestellten. Insbesondere die Baumwollernte, sagt Rennicke, sei eine ausgesprochen harte Arbeit. „Ich muss mit eigenen Augen sehen können, dass es den Menschen, die für uns arbeiten, gut geht“, sagt er. Ein Nachhaltigkeitssiegel allein genüge ihm dafür nicht.
Die Verhältnisse vor Ort zu kennen, erweist sich immer wieder als handfester Wettbewerbsvorteil. Für die hochwertigen Produkte von Kaya & Kato ist Qualität zentral. Und wenn man sich als Unternehmer wirklich von der Qualität überzeugen wolle, müsse man eben vor Ort sein. „Wenn es Probleme mit der Ware gibt, sehe ich das mit eigenen Augen und kann direkt das Gespräch mit den Bauern vor Ort suchen und mit Problemlösungen beginnen“, sagt Rennicke. Damit habe er einen Vorteil gegenüber all denen, die sich allein auf ein Gütesiegel verlassen.
Exportförderung
Bei Germany Trade & Invest (GTAI) erhalten Unternehmen nicht nur Lageberichte und Analysen zu Exportmärkten. Die GTAI-Experten bieten auch geschäftspraktische Informationen: Der Service reicht von der Suche nach Handelsvertretern oder Lieferanten über landestypische Feiertage bis hin zu Tipps im Umgang mit Geschäftspartnern vor Ort. Kaya & Kato, Kölner Produzent nachhaltiger Schürzen, hat sich schon mehrfach von GTAI beraten lassen. Zum einen, als es darum ging, Lieferanten in verschiedenen Schwellenländern zu finden, zum anderen auf der Suche nach den passenden Absatzmärkten im Ausland.
Für die Zukunft planen Rennicke und seine beiden Partner, weiter zu expandieren. Aktuell liegen Pläne zur Herstellung von Kochjacken auf dem Tisch. Sie wollen eines Tages den gesamten Bereich der Berufsbekleidung abdecken. Und: Das junge Unternehmen plant, ins Ausland zu gehen. Wohin es geht, will der Gründer noch nicht verraten. „Wir wollen mittelfristig in weitere Märkte expandieren“, sagt Rennicke.
Für seine Expansion ließ sich das Start-up zum allgemeinen Kaufklima in verschiedenen Ländern beraten. „Wir bekamen zum Beispiel Input, ob in unseren Zielmärkten eine Bereitschaft zum Kauf nachhaltiger Produkte besteht“, sagt Rennicke. Außerdem beschäftigte der Gründer sich ausführlich mit dem Einkaufsverhalten, online wie offline. Rennicke ließ prüfen, wie viele potenzielle Geschäftskunden es gibt, in welchen Städten und Regionen sie angesiedelt sind und wie sich Vertriebsstrukturen bestmöglich aufbauen lassen. Damit möchte das Start-up Fehler vermeiden, die in solchen frühen Phasen besonders gefährlich sind. „So können wir gleich alles richtig machen“, sagt Stefan Rennicke.
Service
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