Häuser wie Bäume

Dierk Mutschler und Gregor Grassl vom Stuttgarter Planungsbüro Drees & Sommer beschäftigen sich täglich mit der Stadt der Zukunft. Sie soll nachhaltig sowie effizient sein und braucht deshalb gute Planung.

Februar 2019
Interview: David Selbach

Dierk Mutschler (links), Vorstand, und Gregor Grassl, Eco-City-Experte, von Drees & Sommer. Das Interview fand im Firmensitz Dreso City in Stuttgart-Vaihingen statt. © Stepham Sahm (laif)

Herr Mutschler, Herr Grassl, wie sieht sie aus, die Stadt der Zukunft?

DIERK MUTSCHLER: Da gibt es eine schöne Metapher. Häuser wie Bäume und Städte wie Wälder. Damit meinen wir nicht nur begrünte Fassaden oder Urban Farming. Sondern auch Stoffkreisläufe, bei denen der Abfall wieder dazu dient, neue Nahrung, Produkte oder Immobilien herzustellen. Wir müssen die Städte fit für den Klimawandel machen. Wir müssen grüner werden, weniger Flächen versiegeln, einen positiven Beitrag zur Klimapolitik leisten.

GREGOR GRASSL: Es wird auch in Europa viel mehr Hochhäuser geben als heute. Wenn wir nicht noch die letzten Äcker bebauen wollen, bleibt nur die Höhe. Das Wichtige ist, dass man Stadt anders denkt: Wir können in so ein Hochhaus zusätzliche Funktionen aufnehmen. Die Fassade kann die Luft reinigen, an ihr kann etwas wachsen.

MUTSCHLER: Intensive Sonneneinstrahlung, hohe Temperaturen und ein enger Verdichtungsgrad in Städten begünstigen den sogenannten Wärmeinsel-Effekt, sprich höhere Lufttemperaturen in Bodennähe in den Städten. Um den Wohlfühlfaktor zu wahren und diese Effekte zu vermeiden, brauchen wir mehr Grün bei Stadtentwicklungskonzepten. Die Grünflächen steigern die Luftqualität und verbessern damit das Stadtklima, aber auch die Lebensqualität. Bäume und Begrünung sorgen für Schatten, Kühle und Befeuchtung. Gleichzeitig mildern die Grünflächen aber auch Wetterextreme und dienen zum Beispiel als eine Art Schwamm und Auffangbecken bei Starkregen.