Indien: Günstiger Outsourcing-Standort

Indien schießt im Auftrag anderer Nationen Satelliten ins All. Die Kosten sind niedrig, das Programm läuft erfolgreich. Aus diesen Gründen forschen und entwickeln auch immer mehr ausländische Unternehmen an indischen Standorten.

Juni 2017
Autor:  Thomas Hundt

Indiens Trägerrakete setzte am 15. Februar 2017 erfolgreich 104 Satelliten in den vorgesehenen Umlaufbahnen ab: ein neuer Weltrekord. Darunter befanden sich 101 Nanosatelliten aus sieben Ländern und ein indischer Erdbeobachtungssatellit.

Die Raumfahrtbehörde Indian Space Research Organisation (ISRO) entwickelt sich zu einem sehr gesuchten Partner in der Weltraumforschung. Eine ISRO-Rakete soll Ende 2017 im Auftrag der indischen Firma Teamindus sogar einen Roboter zum Mond bringen und damit den Google Lunar X-Prize im Wert von 30 Millionen US-Dollar gewinnen.

Indiens Trägerrakete beim Start Mitte Februar 2017 vom Raumfahrtzentrum Sriharikota im Bundesstaat Andhra Pradesh. Später setzte das Raumfahrzeug 104 Mikrosatelliten ab. | © picture alliance/AP Photo

Auch ausländische Unternehmen haben den F & E-Standort entdeckt und bauen ihr Engagement kräftig aus. 1.165 F & E-Zentren multinationaler Firmen mit insgesamt 323.000 forschenden Beschäftigten zählte die Beratungsgesellschaft Zinnov im Jahr 2016.

Bis zum Jahr 2020 werden die Zentren ihre Mitarbeiterzahl auf über eine halbe Million erweitern. Sie entwickeln sowohl firmeninterne Lösungen für globale Märkte als auch Anpassungen von Produkten an den indischen Markt. Ein weiterer Schwerpunkt: sogenannte frugale Innovationen für die speziellen Bedürfnisse in Entwicklungs- und Schwellenländern.

»Indien holt Topforscher schon zurück in die Heimat. Das wissenschaftliche Niveau steigt.«

Thomas Hundt, GTAI-Korrespondent Indien

Etwa die Hälfte der multinationalen Zentren hat sich in Bangalore, dem indischen Silicon Valley, angesiedelt. Die Arbeitskosten sind dort immer noch niedriger als in den USA oder Westeuropa. Kleinere indische Metropolen winken sogar mit noch günstigeren Standortkosten.

Außerdem steigt die Zahl an verfügbaren Akademikern und Ingenieuren stetig. Immer mehr indische Forscher kehren aus dem Ausland in ihre Heimat zurück. Auch die Zahl der Studierenden von circa 35 Millionen wächst weiter, in Deutschland sind es nur 2,8 Millionen.

Hochschulen sind zwar stark auf Ingenieurwissenschaften ausgerichtet, zum Beispiel die berühmten Indian Institutes of Technology mit ihren extrem harten Aufnahmeprüfungen. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind beliebte Fächer. Firmen beklagen allerdings, dass indische Akademiker oft Schwierigkeiten haben, sich in der Industrie zurechtzufinden.