Innovation in China ist ein Muss

Innovation treibt die deutschen Unternehmen in China an, denn sie ist ein unabdingbares Mittel im Kampf mit der lokalen Konkurrenz.

Juni 2017
Autorin:  Corinne Abele

Singapurs Rechtssicherheit und seiner Offenheit für ausländisches Engagement setzt China einen riesigen Markt mit schnell wechselnden Trends und immer kürzeren Produktzyklen entgegen. Forschung in Singapur mag eine unternehmerische Option sein. Innovation in China dagegen ist ein Muss, um zunehmend anspruchsvollere Kundenwünsche zu verstehen und zeitnah zu erfüllen. Immer mehr deutsche Unternehmen forschen und entwickeln daher vor Ort in China.

»In China rollt eine regelrechte Patentlawine. Mittelständler müssen jetzt handeln.«

Corinne Abele, GTAI-Korrespondentin China

Mehr als die Hälfte der rund 60.000 Ende 2015 statistisch erfassten Forschungseinrichtungen von Unternehmen lagen in den eher privatwirtschaftlichen Provinzen Jiangsu und Zhejiang in Ostchina. Auch die meisten deutschen Unternehmen sind dort zu Hause, genauso wie viele ihrer chinesischen Kunden und Wettbewerber. Die Wege sind kurz und erleichtern das Entstehen innovativer Cluster. Bei Patentanmeldungen liegt die Südprovinz Guangdong vorn – nicht zuletzt aufgrund finanzieller Anreize.

Roboterprototyp Jia Jia der Universität für Wissenschaft und Technik im ostchinesischen Hefei. Die humanoide Roboterdame kann sprechen und ihre Gesichtsmuskeln fast wie ein Mensch bewegen. Die chinesischen Wissenschaftler präsentierten Jia Jia auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Jahr 2016. | © Lang zi/Imaginechina/laif

Staatlich unterstützt wird beispielsweise die Anmeldung von Patenten im In- wie Ausland, jedoch nur von chinesischen Firmen. Darüber hinaus gibt es umfangreiche nationale Wissenschaftsförderprogramme, staatlich subventionierte Pilotprojekte im ganzen Land sowie von der Regierung finanzierte unternehmensnahe Forschungseinrichtungen.

Projekte ausländischer Unternehmen werden hingegen in der Regel nur durch einen chinesischen Partner förderfähig. Wenn überhaupt. Auch dem Industriemodernisierungsprogramm „Made in China 2025“ liege der Gedanke der Förderung inländischer Innovation zugrunde, so eine Studie der European Union Chamber of Commerce in China (EUCCC) vom März 2017. Das Programm macht Vorgaben zu inländischen Selbstversorgungsquoten und strebt eine Technologieimportsubstitution an.

»Mittlerweise werden in China die Forschungsgelder zielgerichtet eingesetzt.«

Margot Schüller, German Insitute of Global and Area Studies

Für die Entwicklung von Städten wie Shanghai oder Beijing zu internationalen Innovationszentren setze dies eher die falschen Zeichen, sagt Ioana Kraft, Geschäftsführerin der EUCCC in Shanghai. Auch der Arbeitsmarktzugang für Ausländer sei zu stark reguliert. Und: Viele Unternehmer sorgten sich nach wie vor um den Schutz geistigen Eigentums. „Die Entwicklung des Landes zum internationalen Forschungs- und Entwicklungsstandort wird dadurch gebremst.“

Wer vor Ort forscht, muss daraus resultierende Erfindungspatente zuerst in China anmelden. Als erstes Patentamt weltweit hatte die Behörde in China 2015 über eine Million Anmeldungen für Erfindungspatente entgegengenommen, fast genauso viele wie ihre Counterparts in Japan, Südkorea und den USA zusammen.