»Intensive Beratung und enge Betreuung«
Interview mit dem deutschen EUREKA-Büro. Die europäische Forschungsinitiative Eureka unterstützt die Industrie und Wissenschaft bei grenzüberschreitenden, marktnahen Forschungskooperationen.
Juni 2020
Interview: Martin Kalhöfer
Markets: Was ist das Ziel von Eureka bzw. des Eurostars-Programm?
Eureka-Büro: Die Eureka-Initiative soll die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Innovation stärken. Nationale Mittel werden koordiniert und dezentral angeboten, um grenzüberschreitende, anwendungsnahe Forschungs- und Technologievorhaben zu realisieren. Eureka bietet verschiedene Instrumente an, um zu kooperieren. Das Eurostars-Programm wurde 2008 aufgelegt, um speziell kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu fördern. Aktuell wird Eurostars für seine dritte Phase von 2021-2028 vorbereitet.
Es gibt bereits die Forschungsrahmenprogramme der EU, warum wurde Eureka bzw. das KMU-Förderprogramm Eurostars überhaupt aufgelegt?
Viele Unternehmen wollen mit europäischen Partnern kooperieren und in einem gemeinsamen Projekt Forschung und Entwicklung betreiben, aber die EU-Programme sind ihnen zu kompliziert. Im Rahmen von Eureka werden die Projektpartner von den jeweiligen Förderagenturen im eigenen Land betreut. In Deutschland ist das Eureka-Büro beim DLR Projektträger in Bonn angesiedelt. Die Unternehmen können ihren Förderantrag nach nationalen Bedingungen stellen. Es sind keine großen Konsortien notwendig. Die Projektinhalte können von den teilnehmenden Partnern frei bestimmt werden. Die Projekte sind also technologieoffen. Sie zielen auf die Entwicklung eines innovativen Produktes, Verfahrens oder einer Dienstleistung und dienen zivilen Zwecken.
Welche Förderung kann ich als KMU bei Eurostars erhalten?
Deutsche Partner eines Projektes erhalten zusammen eine Förderung von maximal 500.000 Euro. Dabei erhalten KMU eine Förderquote von 50 Prozent. Nicht-KMU können sich auf eigene Kosten beteiligen. Wenn sie die Kompetenzen einer Forschungseinrichtung/Universität benötigen, können sie entweder einen Unterauftrag an diese vergeben oder die Institutionen als Partner ins Projekt einbinden. Hochschulen und Forschungseinrichtungen erhalten dann je nach Zusammensetzung des Konsortiums bis zu 100 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.
Ist auch eine Kooperation mit einem Unternehmen aus einer Region in Europa möglich?
Die Initiative ist auch offen für das Engagement aus europäischen Regionen. So könnte zum Beispiel auch ein deutsches Bundesland entscheiden, sich bei Eureka finanziell zu engagieren und seinen Unternehmen damit eine Plattform für eine europäische F&E&I-Kooperation außerhalb der Forschungsrahmenprogramme der EU zu eröffnen. Andere europäische Regionen wie beispielsweise Wallonie, Flandern, Katalonien oder die Lombardei nutzen Eureka bereits seit Jahren erfolgreich, um ihre lokalen Unternehmen zu fördern.
Mit welchen Staaten kann ich kooperieren?
Aktuell sind 39 europäische Staaten, Israel und die Europäische Kommission Mitglieder der Initiative. Hinzu kommen die assoziierten Länder Kanada, Argentinien, Chile und Südafrika. Südkorea hat als „Partnerland“ eine besondere Rolle. (Weitere Informationen zu den Mitgliedstaaten)
Wie erreichen Sie KMU und Start-ups durch Ihre Programme? Ist für diese Zielgruppe der bürokratische Aufwand nicht zu groß?
KMU beteiligen sich nach wie vor stark an unserem Eurostars-Programm, das speziell auf diese Zielgruppe ausgerichtet ist. Der bürokratische Aufwand ist im Vergleich zu einer Teilnahme an einem der Forschungsrahmenprogramme der EU wesentlich geringer für die Antragsteller. Außerdem federt unser Eureka-Büro durch eine intensive Beratung im Vorfeld und eine enge Betreuung nach Projektbewilligung viele Fragen und Unsicherheiten der KMU ab.
Besonders geschätzt von den Unternehmen wird die kurze „time-to-contract“: Wenn Sie zur Deadline im September Ihren Antrag eingereicht haben, erhalten Sie spätestens im Januar die Entscheidung, ob Ihr Vorhaben gefördert wird. Der Projektstart kann dann im günstigsten Fall bereits im April liegen, also nach sieben Monaten. Uns erreichen zweimal jährlich pro Call ca. 100 Anträge mit deutscher Beteiligung. Diese Zahlen sprechen für sich, wie attraktiv das Programm für KMU ist. Wir erwarten für den nächsten Eurostars-Call im September verstärkt Anträge mit thematischem Bezug zu Corona.
Stichwort Corona: Welche besonderen Herausforderungen ergeben sich für die Forschung, Entwicklung und Innovation sowie für Eureka durch die Pandemie. Gibt es positive Veränderungen?
Die besonderen Herausforderungen liegen im Augenblick darin, mit flexiblen Maßnahmen auf die Bedürfnisse der Zuwendungsempfänger/KMU einzugehen. Unser Auftraggeber, das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), hat uns hier gewisse Spielräume eröffnet. Um insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen die Vorfinanzierungslast zu mindern und Liquiditätsproblemen vorzubeugen, können diese zur Zeit vorab fällige Zahlungen anfordern.
Auch bei den Fristen für die Vorlage von Berichten können wir auf die besonderen Herausforderungen der KMU eingehen. Die EU-Kommission, die zum Eurostars-Programm ein Top-up gewährt, hat uns ebenfalls Handlungsspielräume eingeräumt. Durch die Corona-Pandemie haben wir unsere Bearbeitungsprozesse weiter digitalisiert und sind dadurch für die Zukunft gut gerüstet.
Forschung in Deutschland sowie Europa, China und den USA: In welchen Bereichen muss sich die deutsche bzw. europäische Forschungslandschaft weiter verbessern?
Die Forschungslandschaft in Deutschland und Europa ist bereits sehr gut aufgestellt. Verbesserungspotenzial sehen wir vor allem bei der Phase nach Abschluss des Forschungsprojektes bis zum Markteintritt. Hier sind uns Länder wie USA und China, aber auch Israel voraus. Wie können KMU dabei unterstützt werden, das „death valley“ dieser Phase zu durchqueren, ohne unterwegs zu verdursten? Welche Maßnahmen könnten wir in Deutschland anbieten, die konform mit den europäischen Vorgaben sind? Diese Fragen beschäftigen uns im Augenblick. Wir sind zuversichtlich im Kontext der Neuauflage von Eurostars 3 ab 2021 hierzu die ein oder andere Idee umsetzen zu dürfen.
Auf einen Blick:
Kriterien zur Teilnahme am Förderprogramm Eurostars
- Konsortialführer ist ein forschungstreibendes KMU aus einem Eurostars-Land
- Forschungstreibende KMU tragen mindestens 50 Prozent der gesamten Projektkosten (ohne Unteraufträge)
- Teilnahme von Partnern aus mindestens zwei Eurostars-Ländern
- Maximale Projektlaufzeit: drei Jahre
- Verwertungsinteresse der verschiedenen Partner muss klar erkennbar sein
- Markteinführung bis zwei Jahre nach Projektabschluss
Hier finden Sie weitere Informationen zur Förderung und zu förderfähigen Kosten
Service & Kontakt
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
Projektträger
Europäische und internationale Zusammenarbeit
Internationale marktnahe Forschung und Innovation
http://eureka.dlr.de
http://eurostars.dlr.de
Das deutsche Eureka-Büro in Bonn beim DLR Projektträger steht für alle Fragen zur Verfügung. Das Team berät die Unternehmen individuell, welche Projektstruktur am besten zu welchem Eureka-Instrument passt.
Zahlreiche Erfolgsgeschichten illustrieren die Vielfalt der grenzüberschreitenden Kooperationen: Wie schützt eine winzige Klammer aus Carbon Gefäße im Gehirn? Wie kann Leder umweltschonend gegerbt werden? Diese und weitere erfolgreiche Projekte finden Sie in der Broschüre „International erfolgreich kooperieren mit EUREKA“.
Kommentare (0)
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!