Juni 2019
Autor: Marcus Knupp
Seit wann gibt es das Projekt „connectAchat“ und wer sind die Projektpartner?
Wir führen gemeinsam mit dem EMA e.V. (Euro-Mediterran-Arabischer Länderverein) seit November 2017 ein Kammer- und Verbandspartnerschaftsprojekt (KVP Projekt) in Marokko durch. Die Initiative wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert und über die gGmbH sequa gesteuert. Die erste Projektphase läuft bis November 2020. Partnerverbände sind vor Ort der marokkanische Einkaufverband AMCA (Association Marocaine de la Communauté Achats), der lokale Automobilverband AMICA (Association Marocaine pour l’Industrie et le Commerce de l’Automobile), sowie der Verband der marokkanischen Exporteure ASMEX (Association Marocaine des Exportateurs).
Im Februar 2018 nahmen unsere Partner am Wirtschafsforum Nordafrika der EMA teil. Im Mai fanden Vorträge zum Thema „Doing Business with Germany“ in Marokko statt. Im September waren unsere Partner für eine Woche in Deutschland und lernten deutsche Institutionen wie die GTAI, den DIHK und das Auswärtige Amt kennen. Dabei stand auch ein Besuch beim BME auf dem Programm. Im November folgte das deutsch-marokkanische Wirtschafsforum, das wir in Berlin organisiert haben.
Welches Ziel verfolgt das Projekt?
Ziel des KVP-Projekts ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit marokkanischer Unternehmen durch die Erweiterung der Kompetenzen und Strukturen der genannten drei Verbände. Der BME leistet dazu einen konkreten Beitrag, indem der Einkäuferverband sich für mehr Transparenz im marokkanischen Beschaffungsmarkt einsetzt. Gleichzeitig ermuntert der BME seine Mitglieder, die Stärken der marokkanischen Betriebe für mögliche Geschäftsanbahnungen stärker zu nutzen und die Qualifikation der Einkäufer vor durch international anerkannte Schulungsprogramme – wie etwa dem Certified Procurement Expert (BME) – dauerhaft auch in Marokko zu etablieren.
Welchen Stellenwert hat Marokko aus Ihrer Sicht für den afrikanischen Markt?
Fällt der Name Marokko, denken viele zunächst an grandiose Berg- und Wüstenlandschaften, pulsierende Städte oder endlose Strände am Atlantik. Dabei hat das nordwestafrikanische Königreich weitaus mehr zu bieten. Industrielle Einkäufer, Logistiker und Supply Chain Manager verfolgen die Bemühungen von König Mohammed VI. und seiner Regierung um eine durchgreifende Modernisierung und Diversifizierung des Landes mit großem Interesse. Unser Verband hat darüber hinaus Marokko als möglichen Beschaffungsmarkt der Zukunft fest im Blick.
Marokko bietet deutschen Unternehmen schon heute vielfältige Investitionsmöglichkeiten. Der Standort ist mittlerweile auch für Einkäufer interessant. Der Automotivesektor hat sich zum stärksten Wirtschaftsbereich Marokkos entwickelt. Zahlreiche ausländische Konzerne, darunter aus Frankreich, Spanien und China, sind mit eigenen Produktionsstätten vor Ort präsent. Dazu zählen unter anderem Renault, PSA, Somaca, Bombardier, Delphi, Denso, Yazaki, Faurecia, Lear und BYD. Die Anzahl deutschen Hersteller ist bisher auf eine kleine Gruppe, darunter Leoni, Kostal Kromberg & Schubert und Fränkische Rohrwerke, beschränkt.
Welche Besonderheiten müssen in Marokko beachtet werden?
Marokkanische Unternehmen erkennen noch nicht, wie wichtig der Einkauf für ihre Wettbewerbsfähigkeit ist. Die meisten von ihnen sind noch sehr schwach und haben nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung, insbesondere im Hinblick auf gut ausgebildetes Personal. Im Betrieb übernimmt deshalb häufig die Geschäftsführung den Einkauf, anstatt diese Aufgabe Fachleuten zu überlassen. Angesichts dieser Strukturprobleme kommt das Projekt „connectAchat“ genau zur richtigen Zeit.
Was sind die nächsten Schritte? Gibt es Pläne, das Projekt auf weitere Maghrebstaaten auszuweiten?
Ende September 2019 ist eine B2B-Veranstaltung in Marokko geplant. Einkäufer können bis Ende Juli 2019 Ihre konkreten Bedarfe beim BME anmelden. Gemeinsam mit unseren Partnern suchen wir dann die passenden Zulieferer. Nach einer ersten Sichtung der Lieferantenliste kann der Einkäufer entscheiden, ob er an der Veranstaltung in Casablanca und Tanger teilnehmen möchte. Darüber hinaus erstellen wir zurzeit ein Infopaket über das Potenzial des Exportmarktes Marokko. Weitere Informationen gibt es auf der Projektwebseite www.connectachat.de.
Im Januar 2019 nahmen BME-Vertreter an den Automotive Meetings Tanger teil und diskutierten mit den Repräsentanten des Partnerverbandes AMCA über die Implementierung eines Certified Procurement Expert Programms. Im April wurden die Gespräche fortgesetzt, der erste Trainingspilot soll im September starten. Ebenfalls im April hielten Einkäufer auf einer weiteren Veranstaltung aus der Reihe „Doing Business with Germany“ Fachvorträge in Marokko.
Im Herbst besuchen die marokkanischen Partner mehrere Messen in Deutschland. Ende September nehmen BME-Vertreter am Einkäufer-Symposium von AMCA teil. Dabei werden auch B2B-Gespräche zwischen deutschen Einkäufern und marokkanischen Lieferanten stattfinden. Für das BME-Symposium Einkauf und Logistik Mitte November in Berlin erwarten wir erneut eine Delegation aus Marokko. Bezüglich einer Ausweitung sind wir offen. Wichtig ist für uns zum aktuellen Zeitpunkt, dass das Projekt seinen positiven Nutzen für die Partner in Marokko aber auch für die deutschen Unternehmen und ihre möglichen Einkaufsinteressen entfaltet.
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