»Nachhaltigkeit ist für uns keine Modeerscheinung«

Interview mit Pamela Fandel, Leiterin Nachhaltigkeitsmanagement und Qualität bei Werner & Mertz.

Dezember 2021
Interview: Edda vom Dorp

Sie berichten schon lange über Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen, obwohl große Unternehmen nach der CSR-Richtlinie erst seit 2017 zu einer solchen Berichterstattung verpflichtet sind. Warum haben Sie sich damals schon so früh dazu entschieden?

Wesentlich für den Erfolg eines ökologisch orientierten und sozial verantwortlich wirtschaftenden Unternehmens ist seine Glaubwürdigkeit. Die Öffentlichkeit hat ein feines Gespür für die Wahrhaftigkeit des Handelns eines Unternehmens. Besonders sensibel ist sie dort, wo sie ein Leistungsversprechen nicht unmittelbar überprüfen kann, wie beispielsweise die Umwelt zu schonen. Als einen Weg für eine offene, partnerschaftliche und vertrauensvolle Kommunikation sehen wir unseren Nachhaltigkeitsbericht; und das schon seit 2008.

Sie haben die Initiative Frosch ins Leben gerufen. Was hat Sie damals dazu bewogen, eine solche Initiative zu gründen und wofür steht die Initiative heute?

Für uns ist Nachhaltigkeit keine Modeerscheinung, sondern gelebte Firmentradition. Dazu gehört für uns auch Material aus dem Gelben Sack zu recyceln, als aktiver Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. 2012 haben wir deshalb die „Recyclat-Initiative“ ins Leben gerufen, mit der wir uns dafür einsetzen, dass Plastik aus dem Gelben Sack als Wertstoff nach der Verwendung erneut hochwertig aufbereitet und wiederverwendet wird und dadurch im Kreislauf bleibt.

Gemeinsam arbeiten wir an innovativen Lösungen für einen effektiven Wertstoffkreislauf, der auf Ressourcenschonung und der sinnvollen, also nachhaltigen Gestaltung von Produkten aufbaut. Je nachhaltiger ein Produkt gestaltet ist, umso weniger Müll verursacht es, umso weniger wird die Umwelt belastet, umso nachhaltiger sorgen wir für die Zukunft.

Und wir beweisen, dass dieser Ansatz praxistauglich ist: Bislang haben wir über 500 Millionen Plastikflaschen aus Altplastik hergestellt und heute gelten wir weltweit als Best Practice für nachhaltige Verpackungen. Auch zukünftig versuchen wir andere Unternehmen davon zu überzeugen, ebenfalls Recyclat aus dem Gelben Sack  in ihren Verpackungen einzusetzen.

»Die Vorteile überwiegen klar, nämlich ein Mehr an sowohl Umweltschutz als auch Wirtschaftlichkeit.«

Pamela Fandel
Leiterin Nachhaltigkeitsmanagement und Qualität bei Werner & Mertz

Wie viele Partner konnten Sie im Laufe der Jahre für Ihre Initiative gewinnen? Was für weitere Projektpartnerschaften unterhalten Sie?

Wir konnten Kooperationspartner entlang der gesamten Wertschöpfungskette für unsere Initiative gewinnen. Zu unseren Partnern zählen zum Beispiel Der Grüne Punkt, ALPLA, Rewe, Nabu, Mondi und Siegwerk.  Außerdem sind wir 2020 eine Kooperation mit Beiersdorf eingegangen, um den Einsatz von Recyclat aus dem gelben Sack in Kosmetikverpackungen voranzutreiben. Weitere Kooperationen von uns mit Schwerpunkt Biodiversität und Artenschutz haben wir zum Beispiel mit dem Nabu und BOS.

Sie vertreiben Ihre Produkte weltweit. Wie steht es hier mit den Berichtspflichten hinsichtlich Nachhaltigkeit und CSR? Ist das Thema Nachhaltigkeitsreporting für Sie auf allen Märkten relevant?

Unseren Nachhaltigkeitsbericht haben wir von Anfang an auf Deutsch und Englisch veröffentlicht, um auch den nicht-deutschsprachigen Märkten Zugang zu unserem Bericht zu ermöglichen. Seit letztem Jahr berichten wir nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex.

Warum haben Sie sich für den EMAS Berichtsstandard entschieden?

Seit über achtzehn Jahren ist Werner & Mertz EMAS zertifiziert. Unser ganzheitliches Umweltmanagement betreiben wir mit dem Ziel, die Umwelt zu entlasten, Rohstoffe zu sparen, den Ressourceneinsatz zu optimieren und Kosten zu setzen. EMAS unterstützt uns dabei, die Umweltleistung in all unseren Prozessen kontinuierlich zu verbessern und jährlich messbare Fortschritte zu erzielen. Mit EMAS können wir belegen, wie konsequent unsere Nachhaltigkeitsphilosophie auch tatsächlich in unserem Unternehmen gelebt wird. Damit leistet EMAS einen starken Beitrag zur weiteren Vertiefung des hohen Vertrauens unserer Kunden in unsere Produkte.

Was würden Sie Unternehmen raten, die sich erstmalig damit auseinandersetzen müssen?

Unternehmen, die sich für eine Validierung nach EMAS entscheiden, empfehlen wir, sich von dem hohen initialen Aufwand für die Einführung von EMAS nicht abschrecken zu lassen, da die Vorteile klar überwiegen, nämlich ein Mehr an sowohl Umweltschutz als auch Wirtschaftlichkeit!

Service & Kontakt

© Werner & Mertz, Fotograf: Herbert Piel