Investitionstreiber Klima
Die Coronakrise hinterlässt auch in Norwegen ihre Spuren. Die Regierung stärkt die Wirtschaft an allen Ecken und Enden – und nutzt die Maßnahmen als Startschuss für eine neue Struktur.
Oktober 2020
»Norwegen verbindet Konjunkturmaßnahmen mit seinem Ziel der Klimaneutralität.«
Michał Woźniak,
GTAI-Korrespondent Stockholm
Die norwegische Regierung wird 2020 etwa 22 Milliarden Euro mehr ausgeben als im Vorjahr. Die Liste der durch die Covid-19-Pandemie nötig gewordenen Maßnahmen ist schier endlos: Sie reicht von der Stärkung der Gesundheitspflege und Kurzarbeitergeld über Liquiditätshilfen und Fixkostenübernahme bis zu mehr Kranken- und Arbeitslosengeld.
Wirtschaftsleistung schrumpft
Einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung wird die Finanzspritze allerdings nicht aufhalten können: Prognosen gehen von einem fünf- bis sechsprozentigen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr aus. Eine große Rolle spielt dabei die Entwicklung auf dem globalen Rohstoffmarkt. Dank Rohöl konnte Norwegen den Fonds zur Sicherung und zum Aufbau des finanziellen Wohlstands zukünftiger Generationen im Wert von etwa einer Billion Euro aufbauen. Das schwarze Gold generiert ein Zehntel des BIP. Doch diese Quelle dürfte angesichts des Klimawandels langfristig versiegen.
Norwegen:
Bruttoinlandsprodukt: 434,2 Milliarden US-Dollar
Coronahilfen: 26 Milliarden US-Dollar
Startschuss für neue Struktur
„Norwegen will seine Wirtschaft neu strukturieren und umweltfreundlicher gestalten“, sagt Michael Kern, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Norwegischen Handelskammer. Ende Mai gab die Regierung bekannt, dass sie unter anderem Offshorewindparks, eine grüne Schifffahrt sowie Wasserstoff mit einem Aktionspaket in Höhe von 360 Millionen Euro fördern will. Zusätzlich erhält die Innovationsagentur Enova etwa 190 Millionen Euro für die Unterstützung von Projekten aus diesen Bereichen.

Norwegens Premierministerin Erna Solberg besucht eine Schule in Oslo. Auch in Norwegen mussten die Schüler wochenlang von zu Hause aus lernen. © Hakon Mosvold Larsen/Getty Images
Die Maßnahmen sollen in erster Linie die inländische Wirtschaft stützen und zielen vor allem auf in Norwegen ansässige Unternehmen ab. Allerdings sind viele von ihnen auf ausländische Zulieferungen und Entwicklungspartner angewiesen. Grüne Energie und Antriebe passen zu den Stärken der deutschen Industrie. „Die deutsche maritime Industrie ist in vielen Bereichen Technologieführer“, sagt Kern. „In den vergangenen Jahren hat Deutschland auch eine Zuliefererindustrie für Offshorewindparks und Wasserstoffsysteme aufgebaut. Entsprechend ergeben sich gute Geschäftschancen.“