Italien: Digital Chance

Wie Deutschland verfügt Italien über eine breite und stabile industrielle Basis und viele mittelständische Betriebe. Diese haben allerdings mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Eine Quarta Rivoluzione Industriale soll die Wende bringen – Italien hat großen Nachholbedarf.

Februar 2018
Autor:  Robert Scheid

Breite Industriebasis

Italien orientiert sich mit seiner Industria 4.0 nicht nur beim Begriff am deutschen Vorbild. Auch was die industrielle Basis angeht, sind sich die beiden Länder ähnlich. Italien ist genauso wie Deutschland breit aufgestellt – allerdings setzen der Industrie die Folgen der langen Wirtschaftskrise im Land zu. Vor allem die vielen kleinen Unternehmen haben zunehmend mit der Konkurrenz zu kämpfen. Die Quarta Rivoluzione Industriale soll die Wirtschaft nun wieder auf Kurs bringen.

»Digitalisierung kann den Mittelstand wieder konkurrenzfähig machen. Wenn dieser sich öffnet.«

Robert Scheid, GTAI-Korrespondent, Mailand

Doch die Italiener tun sich schwer mit den neuen Möglichkeiten. Die italienische Gesellschaft ist skeptisch gegenüber technologischen Neuerungen. Gerade in klassischen Branchen wie Bekleidung oder Lebensmittel werden alte Traditionen hochgehalten. Großunternehmen sind häufig schon einige Schritte weiter.

Zulieferfirmen der Kfz-, Luft- und Raumfahrtindustrie haben mit kräftigen Investitionen ihre Fertigung auf den neuesten Stand gebracht. Die enge Verflechtung etwa mit den deutschen Autoherstellern hat dazu beigetragen.

Zahlen & Fakten

185

Roboterdichte in der verarbeitenden Industrie pro 10.000 Beschäftigte (Zahl der Multifunktionsroboter 2016**)

16,4

Zahl der SIM-Karten für Maschinen 2017 je 100 Einwohner ***

Rang 45

Bei der Vernetzung nur im Mittelfeld: Der Networked Readiness Index zeigt die digitale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes an. Italien belegte 2016 Rag 46 (Deutschland Rang 15).*

19,3%

Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt 2016****

800

Roboterdichte in der Automobilindustrie pro 10.000 Beschäftigte (Zahl der Multifunktionsroboter 2016**)

Quellen:

* Weltwirtschaftsforum, ** IFR World Robotics 2017, *** Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, **** Istituto Nazionale di Statistica

Den Chefs kleinerer Firmen ist dagegen oft nicht klar, wie sie ihre noch etwas vagen Vorstellungen von Industrie 4.0 auf die eigenen Prozesse übertragen können. Nicht zuletzt aufgrund der italienischen Bankenkrise haben sie in den vergangenen Jahren kaum investiert.

Die Ausstattung der Betriebe ist oft veraltet, eine Digitalisierung gilt als schwierig. Dabei kann sie auch kleinen und mittleren Unternehmen den entscheidenden Schub nach vorn bringen.

Digitalisierungsinitiativen

Ein Nationaler Plan für Industrie 4.0 sieht öffentliche Investitionen von 20 Mrd. Euro vor.

Wer in Digitalisierung investiert, kann neue Abschreibungsmöglichkeiten nutzen. Der Ultrabreitbandplan soll den Ausbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes im Land forcieren.

Außerdem fördert die Regierung spezielle Kompetenzzentren sowie digitale Innovationszentren.