Make up, Africa!

Hier wird dick aufgetragen: In Afrika wachsen die Kosmetikmärkte. Doch es wird nicht nur importiert, lokale und natürliche Erzeugnisse werden immer beliebter.

Oktober 2022
Autorin: Jenny Eberhardt

Kosmetik aus Afrika wird immer beliebter – nicht nur auf dem Kontinent, sondern weltweit. © svetlanamiku/Adobe-Stock

Es war ein Paukenschlag, als Popstar Rihanna im Mai bei Instagram verkündete, ihre Beautylinie Fenty in acht afrikanischen Ländern auf den Markt zu bringen. „Endlich, darauf haben wir so lange gewartet!“, jubelten ihre 134 Millionen Follower auf der Social-Media-Plattform. Es war nicht das erste Mal, dass die Künstlerin aus Barbados seit dem Launch der Marke 2017 den Kosmetikmarkt kräftig aufmischte. Der Grund: Rihanna steht für mehr Diversität in der Schönheitsindustrie und richtet sich mit ihren Produkten speziell an Frauen mit dunkleren Hauttönen.

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Mit dem Schritt nach Afrika setzte Fenty Beauty in der Branche ein starkes Signal. Der Kontinent gilt nach wie vor als unterschätzter Absatzmarkt, der von vielen Herstellern bislang nur wenig oder gar nicht beachtet wurde. Zwar sind internationale Branchenriesen wie L’Oréal, Unilever und Procter & Gamble seit vielen Jahren dort aktiv. Doch ihre Umsatzanteile in Afrika sind im Vergleich zu anderen Weltregionen verschwindend gering. Gerade einmal zwei Prozent des weltweiten Umsatzes erzielte L’Oréal 2020 in Afrika und im Nahen Osten.

»Ghanaische Marken werden Erfolg haben.«

Koteikai Ashie Kotei
Lifestyle-Influencerin aus Ghana

Das ausführliche Interview mit der Bloggerin lesen Sie hier.

Milliardenmarkt Kosmetik

Das könnte sich bald ändern: Das Geschäft mit der Schönheit boomt in Afrika, der Nach­holbedarf ist groß. In den kommenden Jahren soll der Kosmetikmarkt laut einer Studie von Statista zum Kosmetikmarkt jährlich um rund fünf Prozent wachsen – deutlich schneller als in Europa oder den USA. Allein in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, können die Umsätze zwischen 2020 und 2026 um 270 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro steigen, so die Analysten.

Die Gründe für den Wandel sind so vielfältig wie Afrika selbst. Einer ist das rasante Bevölkerungswachstum. Schon jetzt leben auf dem Kontinent 1,4 Milliarden Menschen – 2050 sollen es nach Schätzung der Vereinten Nationen doppelt so viele sein. Drei Viertel der Bevölkerung in Subsahara-Afrika ist unter ­30 Jahre alt und gehört damit zur Topzielgruppe der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie. In vielen Ländern wächst zudem die kaufkräftige Mittelschicht. Mit zunehmender Bildung und wachsendem Einkommen steigt bei vielen Afrikanern das Gesundheitsbewusstsein – Hautpflege und Sonnencreme liegen inzwischen auch bei Männern voll im Trend.

Ein weiterer Grund für den Nachfrageboom: Der Zugang zu Produkten wird immer leichter. Durch die anhaltende Urbanisierung werden in den nächsten Jahrzehnten elf neue Megacitys in Afrika entstehen, die städtische Bevölkerung wird sich verdoppeln. Dadurch verändern sich die Einkaufsgewohnheiten: Statt auf Märkten kauft vor allem die wohlhabendere Bevölkerung lieber in Geschäften ein. In vielen Ländern sprießen Shoppingmalls nach südafrikanischem Vorbild aus dem Boden. Hinzu kommen digitale Vertriebswege: Immer mehr Afrikaner shoppen online – 2021 waren es 334 Millionen Menschen –, mehr als doppelt so viele, wie 2015, berechnen die Analysten von Statista in der Studie „The Rise of E-Commerce across Africa“. Bis 2025 soll die Zahl auf 520 Millionen ansteigen.