Lichtblicke in finsteren Zeiten

Die Folgen der Coronakrise haben Spanien besonders hart getroffen. Schon vor der Pandemie war das Wirtschaftswachstum abgeflacht. Nicht zuletzt mit einer Energiewende hin zu den Erneuerbaren will das Land nun die Erholung schaffen.

August 2020
Autor: Oliver Idem

Kraftwerk Planta Solar 10 bei Sevilla: Es war Europas erstes kommerzielles Solarturmkraftwerk und ging im Jahr 2007 nach vier Jahren Bauzeit in Betrieb. Die Voraussetzungen für Sonnen- und Windparks sind günstig in Spanien, insbesondere im Süden des Landes. © Denis Doyle/Getty Images, Creative Commons/CC by 3.0/Wikipedia

Der Lockdown in Spanien kam spät, war dann aber strenger als anderswo. Nachdem bis in den März hinein im Alltag nichts zu spüren gewesen war von der Covid-19-Pandemie, ließ die Regierung innerhalb weniger Tage alle Schulen und Universitäten schließen und verhängte den sogenannten Alarmzustand. Die Menschen durften insgesamt sechs Wochen lang nur noch in Ausnahmefällen das Haus verlassen, die Polizei kontrollierte unerbittlich: Bis Mitte Mai hatte sie mehr als eine Million Strafen wegen Verstößen ausgesprochen.

Die Maßnahmen erschütterten die Wirtschaft massiv. Von Mitte März bis Anfang April 2020 mussten viele „nicht essenzielle“ Geschäfte und Unternehmen schließen. Die Produktion in den Automobilfabriken des Landes ruhte sogar noch länger, und das in einem Land, das 2019 jeden sechsten Euro im Export mit Straßenfahrzeugen verdiente.

Jetzt diskutiert das Königreich die Frage, woher Impulse für einen Aufschwung kommen könnten. Wenn es nach der Regierung geht, werden dabei erneuerbare Energien eine Schlüsselrolle spielen. Im Frühjahr stimmte die Zentralregierung ihren Energie- und Klimaplan PNIEC 2021 bis 2030 mit der Europäischen Union (EU) ab, die sich ebenfalls für eine umweltfreundliche Energieversorgung einsetzt und den Ausstoß klimaschädlicher Gase reduzieren will.

Im Mai 2020 folgte dann das Gesetz über den Klimawandel und die Energiewende. Sein Planungshorizont reicht noch weiter als beim PNIEC. Das Ziel für 2050 lautet: Spanien soll komplett CO2-neutral werden. Zudem hat die Regierung im Frühjahr 2020 eine langfristige Dekarbonisierungsstrategie angekündigt. Bis zum Jahr 2030 sollen alle Kohlekraftwerke im Land stillgelegt sein und nur noch 3,2 statt derzeit 7,4 Megawatt der Erzeugungskapazität auf die Kernkraft entfallen.

Der dazu nötige Strukturwandel könnte das Wirtschaftswachstum befeuern: Im Zeitraum 2021 bis 2030 soll die Energiewende rund 200 Milliarden Euro mobilisieren, avisiert sind 70 bis 80 Prozent privates und 20 bis 30 Prozent staatliches Kapital. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch um 22 Prozentpunkte auf dann 42 Prozent steigen. Um das Nullemissionsziel für 2050 zu erreichen, soll Energie schließlich nur noch aus sauberen Quellen kommen.