»Vor allem die Förderung der Umwelttechnik bietet deutschen Unternehmen Marktchancen in Kanada.«

Februar 2022
Daniel Lenkeit, Toronto
Twitter: @GTAI_de

Wie hat sich das Ranking in den vergangenen Jahren verändert – und warum?

Deutschland konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten seinen Anteil an Kanadas Einfuhren steigern und kletterte zwei Plätze im Ranking der wichtigsten Lieferländer von sechs (2002) auf vier (2021). Die Kanadier importieren heute – wie auch vor 20 Jahren – den Großteil ihrer Waren aus den USA. Allein die Verhältnisse haben sich etwas verschoben. Waren es 2022 noch 63% der Einfuhren kommen heute „nur“ noch 48% vom südlichen Nachbarn. Vor allem Chinas Aufstieg zur Industrienation und Werkbank der Welt führte zu engeren Handelsbeziehungen der beiden Länder. Heute ist die Volksrepublik mit 14% der zweitwichtigste Handelspartner Kanadas.

Wie entwickelt sich das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr?

Die kanadische Wirtschaft ist weiter auf Erholungskurs und soll dieses Jahr 4 Prozent zulegen. Dabei dürfte mit dem Abklingen der Pandemie das Wachstum wieder traditioneller ausfallen. Soll heißen: die zuletzt schwachen Exporte und Unternehmensinvestitionen sowie der private Konsum werden anziehen, während staatliche Transfers sinken.

Gesundheitsschutzmaßnahmen im Rahmen der Pandemie können auch 2022 weiterhin einzelne Branchen, wie das Gastgewerbe, schwächen. Doch die Zuversicht im Land ist groß, dass abgesehen von geringen Reiseeinschränkungen und Bemühungen um höhere Impfquoten in diesem Jahr das „Leben nach Corona“ beginnt.

Was für Pläne verfolgt die Regierung Kanadas mit ihrer Wirtschaftspolitik?

Das Haushaltsbudget für 2022 ist noch in Arbeit. Es wird die Ausrichtung der kanadischen Wirtschaftspolitik unter der liberalen Regierung aber kaum verändern. Diese lässt sich prinzipiell auf drei Punkte reduzieren: Mehr Klimaschutz, Aufbau einer grüneren, resilienteren Wirtschaft, Ausbau der kanadischen Mittelschicht sowie der Sozialleistungen. Vor allem die Förderung der Umwelttechnik bietet deutschen Unternehmen Marktchancen. Um die anhaltenden Lieferkettenprobleme kümmert sich seit kurzem in Abstimmung mit der Industrie eine neue „Supply Chain Task Force“ der Regierung.