Nicht totzukriegen
Die Coronapandemie hat die Messebranche weltweit in eine tiefe Krise gestürzt. Veranstalter mussten pausieren oder Formate ganz neu erfinden. Das Messejahr 2023 könnte die Wende bringen – mit frischen Ideen und mehr Freude an der persönlichen Begegnung.
Februar 2023
Autorin: Anna Friedrich
Cosplayer auf der Computerspielemesse Gamescom 2022 in Köln: Kein virtuelles Event kann bisher den Showeffekt eines solchen Auftritts echter Menschen ersetzen –oder die Streitaxt aus Kunststoff. © picture alliance/Panama Pictures/Christoph Hardtdpa
Abgesagt, verschoben, aus dem Programm genommen: Die vergangenen Jahre waren für die weltweite Messebranche keine leichten. 2021 konnten hierzulande nur gut 100 der 380 geplanten Messen stattfinden. Das waren nicht nur für den Messestandort Deutschland schlechte Nachrichten, sondern vor allem für Exporteure: Zwei Drittel aller Leitmessen der Weltwirtschaft finden in Deutschland statt. „Die Internationalität deutscher Messen ist ein gewichtiger Punkt für die deutsche Außenwirtschaft“, sagt Anne-Cathrin Böhl, Pressesprecherin im Verband der deutschen Messewirtschaft AUMA. Auf heimischen Leitmessen können Unternehmen direkt vor der Haustür Kontakte anbahnen, ausbauen und pflegen.
Doch mit den Coronaeinschränkungen fiel die Mehrzahl der einst so wichtigen Branchentreffen weg. Das hat wie in anderen Bereichen einen Umbruch beschleunigt, in dem sich die Messewirtschaft auch vor der Pandemie schon befand. Messen, die Unternehmen aus schrumpfenden Märkten bedienen, kämpfen jetzt ums Überleben oder haben bereits aufgegeben. Gleichzeitig entstehen neue Messen in Branchen, die Umsatzschübe verzeichnen. Dazu gehören Technologien für Entlüftungen, Luftreinhaltung, Filtersysteme, medizinisches Zubehör und Labortechnik. Im Jahr 2022 gab es allein in Deutschland fast 20 Messen zu Energie, Klima und Umweltschutz.
Quelle: AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft, Stand: Dezember 2022
Das Messejahr 2023 dürfte zeigen, wohin die Reise der Branche geht. Eine Umfrage des AUMA zeigt, dass Messeveranstalter in Deutschland bei Besucher- und Ausstellerzahlen erst mittelfristig wieder ein Vor-Corona-Niveau erwarten. Das liegt vor allem an dem noch fehlenden internationalen Publikum in gewohnter Stärke, aber auch an den instabilen Lieferketten und zunehmenden Unwägbarkeiten für die Weltwirtschaft.
Peter Ottmann, CEO der Nürnberg Messe Group, sieht zwei Entwicklungen, die die Branche in den kommenden fünf Jahren prägen werden: Der erste Trend ist die Dekarbonisierung. „Wie die gesamte deutsche Industrie wird sich auch unser Geschäftsmodell in den kommenden Jahren massiv den Emissionsreduktionen widmen müssen“, sagt er. „Dazu gehört auch, dass wir große Teile unserer benötigten Energie regenerativ auf unseren Geländen erzeugen werden.“
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