April 2020
Autor: Waldemar Lichter
Seit mehr als 25 Jahren produziert Audi im ungarischen Győr Fahrzeuge. 2013 weihte der Konzern sein neues Werk ein und deckt dort den kompletten Fertigungsprozess ab. © Audi AG
Die Schaeffler-Gruppe baut für 70 Millionen Euro ein neues Werk in Szombathely und fertigt dort künftig Komponenten für E-Autos. Der bayrische Autobauer BMW investiert eine Milliarde Euro in eine neue Fabrik in Debrecen – auch um Elektroautos herzustellen. Auch Konkurrent Daimler errichtet für eine Milliarde Euro in Kecskemét ein Pkw-Werk, bereits das zweite in Ungarn.
Vorhaben wie diese verkündete Ungarn in jüngster Zeit fast im Monatstakt. Das Land ist bei ausländischen Investoren und Industriekonzernen beliebt, als Produktionsstandort hochgefragt. Ob Autobauer, Pharmaunternehmen, Elektronikfirmen oder Technologieentwickler: Große Namen wie Audi, Bosch, Continental, Thyssenkrupp, oder Samsung investieren in Ungarn Millionen Euro in modernste Anlagen und Technologien. Die Querelen zwischen Ungarn und der EU spielen dabei keine Rolle.
Wirtschaftliche Zugkraft
Ungarns Außen- und Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó freut das. Sein Ministerium ist schließlich dafür zuständig, dass Investoren kommen und gute Bedingungen vorfinden. Im Jahr 2019 konnte Szijjártó einen Rekord verkünden: Die Regierung habe mit ausländischen sowie ungarischen Großunternehmen 101 Investitionsvereinbarungen abgeschlossen. Der Gesamtwert summierte sich auf umgerechnet 5,4 Milliarden Euro. Das entspricht etwa vier Prozent des ungarischen Bruttoinlandsprodukts.
Es ist vor allem der wirtschaftliche Erfolg der vergangenen Jahre, der das Land stärker in den Fokus von Investoren rückt. Ungarn verzeichnet seit 2013 einen kräftigen Aufschwung, seine Wachstumsraten von fast fünf Prozent pro Jahr gehören zu den höchsten in der EU. Dazu kommen die niedrigen Steuern – wie etwa die mit neun Prozent niedrigste Körperschaftsteuer in der Union. Auch bei der Vergabe von Subventionen ist Ungarn großzügig: Unternehmen können so bis zu einem Drittel der Investitionskosten decken.
„Die Steuerpolitik ist förderlich für Investitionen, sowohl hinsichtlich der Steuerlast als auch in Bezug auf die Steuerverwaltung“, ist Gabriel Brennauer, Geschäftsführer der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) in Budapest, überzeugt. Ungarn bietet aus seiner Sicht eine Reihe attraktiver Standortvorteile, die das Land insbesondere für das verarbeitende Gewerbe interessant machen. „Am Arbeitsmarkt findet sich ein ausgewogenes Verhältnis von Qualifikationen, Kosten und regulatorischem Umfeld“, sagt Brennauer.
Mit Stabilität zum Erfolg
Ein Teil des Erfolges kann wohl auch der staatlichen Investitionsförderagentur Hipa zugeschrieben werden. „Sie agiert zügig und verbindlich“, sagt Dale Martin, Geschäftsführer von Siemens Ungarn und langjähriger Präsident der DUIHK. Allgemein schätzen ausländische Investoren die politische und wirtschaftliche Stabilität des Landes. „Unternehmen, die nach Ungarn kommen, finden hier ein sicheres und berechenbares Umfeld, gut ausgebildete und engagierte Fachkräfte“, sagt Andras Gazdag, HR-Direktor der Schaeffler-Tochtergesellschaften in Ungarn.
Die Regierung will sich auf dem Erfolg nicht ausruhen und hat große Pläne. Sie will Ungarn zum Hightechstandort ausbauen: So will das osteuropäische Land zu den ersten Ländern weltweit mit einem ausgebauten 5G-Mobilfunknetz gehören und die Entwicklung von künstlicher Intelligenz fördern. Das gilt auch für den Automobilsektor: Die Wirtschaftspolitik fördert ausdrücklich Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren und Elektromobilität.
Hochtechnologische Zukunft
Erste Erfolge dieser Investitionspolitik sind bereits sichtbar: Die rund 150 Millionen Euro teure Teststrecke für autonom fahrende Autos im westungarischen Zalaegerszeg steht kurz vor der Fertigstellung. Audi hat bereits mit der Entwicklung und Montage von Elektromotoren für seine Pkw am Standort Győr begonnen.
Auch asiatische Unternehmen haben Ungarn längst als Produktionsstandort für Antriebsbatterien entdeckt: Samsung SDI beispielsweise investiert in Göd rund 1,2 Milliarden Euro, der südkoreanische Konzern SK Innovation und die japanische Firma GS Yuasa haben Anlagen für Lithium-Ionen-Batterien in Komárom und Miskolc errichtet. Die freudigen Zeiten gehen für Minister Szijjártó also weiter.
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Ihr GTAI-Ansprechpartner
Fabian Möpert
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Mehr zu Ungarn gibt es unter: www.gtai.de/ungarn
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