Mit Fotos gegen Läuse, Pilze und Wanzen

Mit der App Plantix können Hobbygärtner, Kleinbauern und Landwirte rund um den Globus mit einem einzigen Foto Pflanzenkrankheiten bestimmen. Das ist günstig, effektiv und treffsicher.

Februar 2018
Autorin:  Melissa Vogel, wortwert

Eigentlich wollten die Gründer des kleinen Hannoveraner Unternehmens Peat bei einem Forschungsprojekt in Brasilien untersuchen, welche Landnutzungsart besonders viel Kohlenstoffdioxid erzeugt.

Das Problem: Die brasilianischen Bauern interessierten sich kaum für ihre Arbeit und wollten lieber wissen, woran ihre Pflanzen kranken und wie eine effektive Behandlung aussieht. Die deutschen Forscher erkannten ihre Chance – und gründeten ein Jahr darauf im November 2015 die Firma Peat und die dazugehörige App Plantix.

Sieben Gründer und eine Idee, die Landwirten und Hobbygärtnern weltweit das Leben erleichtern soll: Das ist Peat. | © Jürgen Jehle/Kammann Rossi

Das Konzept ist simpel: Benutzer fotografieren kranke Pflanzen und laden das Foto in der App hoch. Ein Algorithmus erkennt in mehr als 90 Prozent der Fälle die Krankheit und empfiehlt passend dazu Behandlungsmethoden. Klappt das einmal nicht, können Nutzer sich gegenseitig um Rat fragen, eine entsprechende Plattform ist in der App integriert. 350.000 Nutzer aus der ganzen Welt tauschen sich dort täglich aus. Noch finanziert sich das Unternehmen aus Investorenkapital, aber bald sollen vor allem Werbeeinahmen die Kasse füllen.

Das Gründerteam habe bei der Entwicklung Tausende Fotos von kranken Pflanzen geschossen, erzählt Pierre Munzel, einer der insgesamt sieben Gründer. „Damit haben wir unsere Datensätze aufgebaut und das System trainiert.“ Die Herausforderung: Je nach Land und Region gibt es ganz verschiedene Probleme. Mais in Sambia fällt anderen Krankheiten zum Opfer als Maniok in Ecuador. Die App erkennt inzwischen, woher ein Foto stammt, und filtert die Ergebnisse entsprechend.

Ein Großteil der Nutzer stammt aus Indien, dort hat das Unternehmen eine Testphase erfolgreich beendet. Aktuell wird die App in Brasilien und in den Maghreb-Staaten getestet. Dabei lernt der Algorithmus dazu: Mit jedem Foto vergrößert sich die Datenbank, gleichzeitig verbessert sich die Treffsicherheit. Mittlerweile sind rund 200 Pflanzenarten und 550 Krankheiten verzeichnet. „Wir gehen fest davon aus, dass wir im Dezember eine Million Nutzer zählen“, sagt Pierre Munzel. Inzwischen gehören 25 Mitarbeiter zum Team.