Juli 2019
Autor: Heiko Steinacher
Besorgter Blick: Linda Dahlmeier, Bürgermeisterin von Oroville, betrachtet die Wassermassen, die aus dem Oroville-Staudamm strömen. Im Februar 2017 konnte der höchste Damm der USA den wochenlangen Regenfällen nicht mehr standhalten.
Der Blue Lake im Südosten Alaskas ist ein Paradies für Wanderer, Angler und Vogelkundler. Gleichzeitig versorgt er den Landkreis mit Trinkwasser und Energie. Der See hätte auch zur Minderung der Wasserprobleme im mehr als 2.500 Kilometer entfernten Kalifornien beitragen können. Zumindest wenn es nach Terry Trapp gegangen wäre: Der Geschäftsführer von Alaska Bulk Water wollte vor vier Jahren Schiffe mit Süßwasser beladen und auf die lange Reise nach Long Beach und Los Angeles schicken. Gut 34 Milliarden Liter davon darf sein Unternehmen dem Blue Lake pro Jahr entnehmen. Wären da nicht die hohen Transportkosten und das Lagerproblem – einige kalifornische Städte wären vielleicht auf sein Angebot eingegangen.
Denn schon jetzt muss Kalifornien Wasser über weite Strecken aus dem Norden des US-Bundesstaats, wo sich die meisten Ressourcen befinden, in die Metropolen des Südens transportieren. Durch Naturkatastrophen wie Dürren, Überflutungen, Schlammlawinen und Großflächenbrände hat sich die Lage in den vergangenen Jahren stetig verschlimmert. 2018 wüteten die schlimmsten Waldbrände in Kaliforniens Geschichte, 2017 drohte der gigantische Oroville-Staudamm zu brechen.
»Wir erwarten eine steigende Nachfrage nach innovativen, sauberen, effizienten und nachhaltigen Lösungen über den gesamten Wasser- und Abwasserzyklus.«
Stefan Borst,
Director Corporate Business – Water, Nordamerika, KSB SE & Co. KGaA
Zwar ging 2017 eine mehrjährige Dürre zu Ende, doch war auch 2018 sehr trocken. Die Erderwärmung verschärft die extremen Klimabedingungen noch: Experten schätzen, dass die Schneedecke der Sierra Nevada, des wichtigsten Wasserspeichers in der Region, bis Ende des 21. Jahrhunderts um etwa 50 bis 65 Prozent zurückgehen wird.
Die Wasserwirtschaft im Golden State steht also vor komplexen und stetig wechselnden Herausforderungen. Immer mehr Menschen ziehen in die Großstädte, doch große Teile der Wasserinfrastruktur sind veraltet. Die zehn größten Reservoire in Kalifornien wurden zwischen 1927 und 1979 gebaut. Die 2015 im Villenviertel Hollywood Hills gebrochene Hauptwasserleitung stammte sogar noch aus dem Jahr 1926.
Entsalzungstechnik wird wichtiger
In Küstenbereichen führt der Anstieg des Meeresspiegels dazu, dass Salzwasser in das Grundwasser eindringt. Überdies kommt es zu Überschwemmungen. Zwar sind die Kosten für Entsalzungsanlagen weiterhin sehr hoch, doch werden diese immer salonfähiger. Forscher untersuchen, wie sich Salz und Wasser effizienter trennen lassen, angefangen von der Grundlagenforschung auf der Nanoskala bis hin zu neuen Technologien für die Wasseraufbereitung. „Die Technologie ist bereits so ausgereift, dass wir kurz vor dem Durchbruch stehen“, sagt Robert Kostecki, leitender Wissenschaftler am Lawrence Berkeley National Laboratory, einem Institut des US-Energieministeriums.
Ferner sollen neue Trinkwasserquellen erschlossen und Regenwasser aufbereitet werden. Im Sun Valley Park im nördlich von San Francisco gelegenen San Rafael wurden riesige Kammern ausgehoben, die als unterirdische Auffangbecken dienen, um abfließende Niederschläge aufzubereiten. Das Projekt kostete rund 52 Millionen US-Dollar. Auch die Aufbereitung kommunaler Abwässer bietet noch viel Potenzial. Schätzungen zufolge werden in Kalifornien momentan weniger als zehn Prozent davon wiederaufbereitet.
Trotz der starken Präsenz von US-Firmen brauchen sich deutsche Unternehmen nicht zu verstecken. So liefert Seccua aus Oberbayern schon seit einigen Jahren hochleistungsfähige Ultrafiltrationsanlagen, die in der öffentlichen Trinkwasserversorgung zum Einsatz kommen. So etwa in einem Naherholungsgebiet im San Joaquin Valley, wobei das Trinkwasser direkt aus dem Oberflächenwasser eines Stausees gewonnen wird. Auch für den Pumpenhersteller KSB ist Kalifornien ein wichtiger Absatzmarkt: Das Unternehmen aus der Pfalz ist mit mehreren Servicevertretungen und Werken in Nordamerika präsent.
Die Marktchancen sind gut. „Angesichts der Herausforderungen werden die Investitionen in Kaliforniens Wassersektor in den nächsten Jahren steigen“, sagt Kristian Wolf, Geschäftsführer des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft in San Francisco. „Die damit verbundenen Chancen wollen wir nicht verpassen. Deshalb haben wir in Kooperation mit German Water Partnership im Dezember 2018 eine Geschäftsanbahnungsreise im Bereich Wasserwirtschaft organisiert.“ Dabei ging es nicht nur um Technologien. „Deutsche Unternehmen sollten auch Service und Marketing dem hart umkämpften US-Markt anpassen“, sagt Wolf. Eine effiziente Kundenbetreuung sei für den Markterfolg entscheidend.
Service & Kontakt
Zielmarktanalyse der „Wasserwirtschaft in Kalifornien“ des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft in San Francisco.
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© Marcus Yam/Polaris/laif, picture alliance/ZUMA Press, Stefan Borst (KSB Pumps and Valves North America)
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