Papier aus Gras

Vor sieben Jahren machte sich Uwe D´Agnone zum ersten Mal Gedanken über nachhaltiges Papier. Heute ist er Geschäftsführer der Firma Creapaper und versorgt nationale und internationale Papierfabriken mit Grasfasern für die Herstellung von Graspapier. Denn Papier aus Gras hat viele Vorteile.

Januar 2019
Autorin: Carina Winter, wortwert

Papier prägt seit der ersten Minute das Berufsleben des heute 54-jährigen Uwe D´Agnone. Erste Erfahrungen machte er als Auszubildender in einer Tiefdruckerei mit dem Material, heute ist er Chef der Firma Creapaper. Seine Mission: möglichst viele Papierfabriken sollen in Zukunft ökologischer arbeiten. Dafür werden große Mengen Holz benötigt.

Um das zu stoppen und die Papierherstellung umweltfreundlicher zu machen, fing D´Agnone 2012 mit der Arbeit an seiner Alternative an. „Energie- und Chemieaufwand sind beim üblichen Prozess immens hoch“, sagt der gelernte Industriekaufmann. Um nur eine Tonne Zellstoff zu gewinnen, benötigt man zweieinhalb Tonnen Holz und 6.000 Liter Wasser. „Hinzu kommen Unmengen an Chemikalien.“ Aus dem produzierten Zellstoff stellen Fabriken Papier, Karton oder Watte her. Der Ansatz des Gründers war dagegen fast banal: Je höher eine Pflanze wächst, desto mehr Lignin enthält sie – das ist ein pflanzeneigener Klebstoff in den Zellen. Papierhersteller lösen ihn chemisch auf, um aus Zellstoffbrei Papier machen zu können. D’Agnones Idee: Niedrigwachsende Pflanzen haben von Natur aus wenig Kleber in ihren Fasern. Sie lassen sich deshalb chemikalienlos und umweltfreundlich verarbeiten. „Mit Gras beziehungsweise Heu hatte ich die perfekte Alternative zu Holz gefunden“, erklärt D´Agnone. Die Ökobilanz beweist heute, dass die Herstellung von Grasfasern rund 75 Prozent weniger CO2-Emissionen verursacht als die Verarbeitung von Holz. Zudem ist sie günstiger.

Uwe D’Agnone hat in der Kleinstadt Hennef bei Bonn einen umweltfreundlichen Rohstoff für die Papierherstellung entwickelt. Sein Creapaper besteht aus Grasfasern. © Jürgen Jehle/Kammann Rossi

Anfangs konnte D´Agnone bei den Papierfabriken nur wenig Euphorie entfachen. „Die Papierindustrie ist eigen“, sagt er. „Oft bilden Unternehmen den kompletten Produktlebenszyklus ab – vom Wald hin zum fertigen Produkt.“ Doch er gab nicht auf, wandte sich mit seiner grünen Idee an Endverbraucher und hatte mit dem Otto-Versand und Coca-Cola bald die ersten Fans. Für die großen Player ließen sich erste Papierfabriken auf Tests ein. Aus dem Rohstoff von Creapaper produzierten sie zum Beispiel Verpackungen für Coca-Colas Produkt Vio Biolimonade – und waren begeistert.

Heute arbeitet Creapaper mit 21 nationalen und internationalen Papierfabriken zusammen. „Hollands bekannteste Fabrik stellt zum Beispiel die Papp-Eier-Kartons her. Heute bestehen die zu 50 Prozent aus unserem Produkt“, sagt D´Agnone stolz. Auch Fabriken aus Italien, Österreich und der Schweiz gehören zu Creapapers Kunden. Nun blickt D´Agnone nach Asien, Südamerika und in die USA. „In Brasilien könnten Landwirte aufgrund der Wetterbedingungen bis zu sieben Mal mehr Heu ernten als hierzulande“, erklärt er. Sein nächster Plan: Er will die Grasfasern ddirekt im Ausland produzieren – in der Nähe der Papierfabriken und so das Thema weiter internationalisieren. Mit Papier kennt er sich eben aus.