Juni 2019
Eine sich stetig verbessernde Infrastruktur machen just-in-time Lieferungen aus dem Nachbarland Polen einfacher. © GettyImages/Westend61
»Neben den klassischen Branchen entwickelt sich Polen zunehmend zum Beschaffungsmarkt für IT-Produkte.«
Niklas Becker,
Germany Trade & Invest Warschau
Der etablierte Partner östlich der Oder
Die geografische Nähe, günstige Löhne und eine stetige Verbesserung der Infrastruktur machen Polen weiterhin zu einem der beliebtesten Beschaffungsmärkte für deutsche Unternehmen.
Unter deutschen Einkäufern ist Polen schon lange kein Geheimtipp mehr. So importierte Deutschland 2018 Waren im Gesamtwert von 55 Milliarden Euro aus dem Nachbarland – Polen liegt damit auf Platz 6 der deutschen Bezugsländer.
Neben der geografischen Lage spielt dabei das Preisniveau eine wichtige Rolle. Die Arbeitskosten in Polen zählen immer noch zu den niedrigsten innerhalb der Europäischen Union. Aktuell stark steigende Löhne lassen den Lohnkostenvorteil gegenüber Deutschland allerdings schrumpfen. Mithilfe europäischer Fördergelder hat Polen in den letzten Jahren vermehrt in den Ausbau der Straßeninfrastruktur investiert. Das vereinfacht den Einkauf deutscher Unternehmen im Nachbarland. Just-in-time Lieferungen sind das Stichwort.
Polen ist besonders für seine Metall- und Kunststoffwaren sowie für Erzeugnisse der Nahrungsmittelbranche bekannt. Die breite Basis an hochqualifizierten und gut ausgebildeten Fachkräfte macht es zudem möglich, Waren mit höherer Fertigungstiefe zu beschaffen. Den Status der verlängerten deutschen Werkbank hat Polens bereits lange abgelegt. So greifen in jüngster Vergangenheit beispielsweise immer mehr deutsche Unternehmen auf IT-Dienstleistungen polnischer Softwarehäuser zurück. Produkte der Automobilindustrie sind die mit Abstand wichtigste Warengruppe bei deutschen Importen aus Polen. Automobilhersteller schätzen die Qualität und Zuverlässigkeit der polnischen Zuliefererbetriebe. Ein Grund dafür, warum so viele von ihnen eigene Produktionswerke östlich der Oder unterhalten.
In Zukunft könnten deutschen Importe aus Polen eine zusätzliche Dynamik erhalten. Die gute wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre lässt bei polnischen Firmen eine gesteigerte Aktivität erkennen, neue Absatzmärkte im Ausland zu erkunden. Dabei gilt Deutschland für Polen als besonders interessanter Exportmarkt.
ETABLIERT
Polen: Hocheffiziente Industrie
12.370 US$
Einkommen pro Kopf
4,1
Produktivitätsindex (maximal 7)
3,54
Logistikleistung (maximal 5)
41,67 %
Innovationsfähigkeit
67 %
Rechtssicherheit
Quellen:
Bruttosozialprodukt pro Kopf (Weltbank)
Pay and Productivity Index (Weltbank); gibt an, wie stark Löhne von der Produktivität eines Arbeiters abhängen. 1 = gar nicht, 7 = sehr stark
Logistics Performance Index (Weltbank), 0 bis maximal 5
Global Innovation Index (0 bis maximal 100)
Rule of Law Index (World Justice Project); 0 bis 1, umgerechnet in %
Spätestens seit dem Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 2007 sind die Handelsbeziehungen mit den europäischen Nachbarn eng. © michelbossart auf Pixabay
»Rumäniens Angebot an Vorerzeugnissen und Fertigwaren ist vielseitig und attraktiv.«
Günter Maier
Germany Trade & Invest Bukarest
Attraktiver Beschaffungsmarkt Rumänien
Unternehmer und Investoren aus Deutschland und anderen EU-Staaten machen gute Erfahrungen mit Rumänien. Das südosteuropäische Land ist strategisch günstig gelegen. Die Industrie ist diversifiziert und erfolgreich, zum Beispiel bei der Herstellung von Kfz-Teilen.
Global Sourcing in Südosteuropa? Da ist Rumänien eine gute Wahl. Das Land punktet mit seiner geografischen Nähe zu den Märkten Mittel- und Westeuropas, die Lohnkosten und Preise sind niedrig, das Angebot an industriellen Vorerzeugnissen und Fertigwaren vielfältig. Rumänien ist außerdem reich an Ressourcen. Es verfügt unter anderem über Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Eisenerze, Bauxit, Gold und Silber. Die kultivierbare Agrarfläche ist sehr groß.
Schon vor der Wende 1989 war die rumänische Industrie diversifiziert. In einigen Branchen konnten Betriebe privatisiert und erfolgreich fortgeführt werden. In der Industrieproduktion zeichnet sich der Trend zu technisch anspruchsvolleren Erzeugnissen ab. Besonders wichtig: Rumänien heißt ausländische Investoren und Handelsunternehmen willkommen. Einkäufer dürfte es freuen, dass viele Rumänen Deutsch, Englisch oder Französisch sprechen. Stabilisierend auf die Kontinuität der Wirtschaftsbeziehungen mit den europäischen Nachbarn wirkte der EU-Beitritt 2007. Vom Export gingen 2018 insgesamt 77 Prozent in andere EU-Staaten. Umgekehrt stammen 75 Prozent der rumänischen Importe aus der EU.
Die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien) in Bukarest vermittelt Kontakte zu zuverlässigen Lieferanten aus zahlreichen Industriebranchen. Sie hat ein leistungsstarkes Netzwerk und mehr als 15 Jahre Erfahrung auf dem rumänischen Markt. Die AHK betreibt das Portal marketplace ROMANIA. Dort präsentieren rumänische Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen. Interessenten aus Deutschland können online nach einem geeigneten Partner suchen.
Die AHK ist auch eine erste Zieladresse für rumänische Hersteller, die nach Kunden auf dem deutschen Markt suchen. Sie bietet umfangreiche weiterführende Dienstleistungen bei der Beratung über die Informationsbeschaffung, den Markteintritt und die Bearbeitung des Marktes.
ANGREIFER
Rumänien: Günstige Lohnkosten
10.000 US$
Einkommen pro Kopf
3,4
Produktivitätsindex (maximal 7)
3,12
Logistikleistung (maximal 5)
37,59 %
Innovationsfähigkeit
65 %
Rechtssicherheit
Quellen:
Bruttosozialprodukt pro Kopf (Weltbank)
Pay and Productivity Index (Weltbank); gibt an, wie stark Löhne von der Produktivität eines Arbeiters abhängen. 1 = gar nicht, 7 = sehr stark
Logistics Performance Index (Weltbank), 0 bis maximal 5
Global Innovation Index (0 bis maximal 100)
Rule of Law Index (World Justice Project); 0 bis 1, umgerechnet in %
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„Die Karawane zieht weiter“: Interview mit Silvius Grobosch
„connectAchat“ verbessert Beschaffungsumfeld in Marokko: Interview mit Olaf Holzgrefe
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