»Potenziale bleiben ungenutzt«
Parssa Razavi ist Inhaber des Planungs- und Beratungsbüros für Bewässerungstechnik Irriport in Ingelheim am Rhein, das zu den führenden Anbietern automatischer Bewässerungssysteme in Deutschland zählt. Razavi, der auch viele Projekte im Ausland begleitet, erklärt, wie deutsche Anbieter von der weltweiten Wasserknappheit in der Landwirtschaft profitieren können.
April 2017
Wie ist Deutschland im internationalen Vergleich bei der landwirtschaftlichen Bewässerung aufgestellt?
Deutsche Unternehmen verfügen über hoch anspruchsvolle Wassertechnologien – von Pumpen und Filtrationstechnik bis hin zu Telemetriesystemen – und sind damit weltweit führend in der Trinkwasserversorgung und Abwassertechnik. Die Erfahrungen daraus lassen sich aber nicht 1:1 auf die Landwirtschaft übertragen.
So wird zum Beispiel die Rentabilität einer Trinkwasseranlage vor allem am Wasserverbrauch gemessen. In der landwirtschaftlichen Bewässerung dagegen geht es immer darum, die Erträge zu sichern und zu steigern bei konstanter Produktqualität und gleichzeitig den Wasserverbrauch zu senken. Häufig fehlt es deutschen Unternehmen an Kenntnissen über die Anforderungen der landwirtschaftlichen Bewässerung und Potenziale bleiben ungenutzt.
In welchen Ländern sind die Chancen für effiziente Bewässerungssysteme besonders groß?
Bedarf an effizienten Lösungen gibt es überall auf der Welt – in Industrieländern genauso wie in Schwellen- und Entwicklungsländern. Aktuell liegt die durchschnittliche Effizienz der landwirtschaftlichen Wasserverwendung weltweit bei 30 bis 40 Prozent. Diese ließe sich ganz einfach auf 60 bis 70 Prozent steigern.
Ein Beispiel: Brauchen wir heute für einen Hektar Maisanbaufläche noch etwa 12.000 bis 15.000 Kubikmeter Wasser, könnten wir den Verbrauch mit modernen Systemen und Automatisierung auf 5.000 Kubikmeter senken, bei gleichzeitiger Ertragssteigerung von über 50 Prozent.
Was muss passieren, damit deutsche Technologien weltweit Anwendung finden?
Deutsche Hersteller von Wassertechnologien müssen sich intensiver mit den Bedürfnissen der Landwirtschaft auseinandersetzen. So sollten sich Berater, Planer und Technikanbieter zusammenschließen, um gemeinsam Projekte für die Landwirtschaft zu erarbeiten und mit Unterstützung der internationalen Entwicklungs- und Förderprogramme umzusetzen.
Weitere Informationen zu Irriport unter: info@irriport.de
Foto: Parssa Razavi | © privat
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