August 2019
Autor: Florian Steinmeyer
Erste Zahlungen fallen aus
Der Grund: Kubanische Staatsfirmen zahlen immer später – oder gar nicht. Lange unterstützte die sozialistische Regierung Venezuelas das Land. Seit der Staatskrise dort bleiben die vergünstigten Öllieferungen weitgehend aus. Auch das Ärzteprogramm bringt weniger Geld ein: Kubanische Mediziner sind in Brasilien nicht mehr erwünscht, wo inzwischen Rechtspopulist Jair Bolsonaro regiert.
Seit Mitte 2018 ist Kuba sogar Zahlungen schuldig, die über Kreditgarantien des Bundes (Hermesbürgschaften) abgesichert waren. Eine solche Absicherung war bislang ein Garant dafür, dass die Kubaner fristgerecht zahlten. Weil das Programm durch den Ausfall blockiert ist, wird es für deutsche Firmen schwieriger, neue Geschäfte abzuschließen.
Auch Frank-Peter Apel bereitet die Situation Kopfzerbrechen. Er leitet die kubanische Niederlassung der Berliner Con-Impex Handelsgesellschaft. Das Unternehmen bringt Vorprodukte für Abwasserrohre nach Kuba und ist am Bau von Freizeitparks beteiligt. „Im Moment laufen viele Abschlüsse nur per Sichtakkreditiv.“ Der Lieferant erhält sein Geld also sofort, nachdem er die Versanddokumente eingereicht hat. Längerfristige Lieferungen funktionieren fast nur noch da, wo die kubanische Seite über harte Währung verfügt. „Wenn eine Finanzierung nötig wird, ist die Frage, ob sie durch Deviseneinnahmen abgesichert werden kann“, erklärt Unternehmer Apel.
Im Hafen von Havanna plant das Berliner Unternehmen Bermeecu seit 2016 den Kulturkai Puerto Arte. © MMB Berlin
Titelbild: © Cubyke
Mit dem Fesselballon über Havanna
Vergleichsweise leicht geht das in Bereichen, in denen Kuba weiterhin Einnahmen in US-Dollar oder Euro erzielt – wie im Tourismus. Das zuständige Ministerium geht davon aus, dass 2019 erstmals mehr als fünf Millionen ausländische Gäste die Karibikinsel besuchen werden – Tendenz: steigend.
Wenn es nach dem Willen von Jens Meier-Ewert geht, werden diese ab Herbst 2021 auch das Projekt Puerto Arte im Hafen Havannas besuchen. Zusammen mit seinen Geschäftspartnern will er dort aus dem alten Kohlekai einen Kulturkai machen: mit Amphitheater, Fesselballon, einem 360-Grad-LED-Panoramaturm, Galerien sowie gastronomischem Angebot.
Generell, sagt Meier-Ewert, seien die Kubaner sehr interessiert an dem Projekt. Das Land sucht nach Investoren, die neue Angebote im Fremdenverkehr aufbauen. Doch das Team der Projektfirma Bermeecu (für „Berlin meets Cuba“) entwickelt das Vorhaben bereits seit 2016. „Zusammen mit unserem kubanischen Partner Egrem hoffen wir, dass bald die nächsten Genehmigungen der Baubehörden vorliegen“, so der Geschäftsführer. „Danach kommt es darauf an, das Kooperationsabkommen mit den staatlichen Organisationen zügig auszuhandeln.“
Die komplexe Bürokratie hat auch Martin Staub kennenlernen müssen. Bis er seine Geschäftsidee in Kuba umsetzen konnte, dauerte es vier Jahre. Seit Ende 2017 ist sein Unternehmen Cubyke nun endlich im Land aktiv: Staub organisiert in Havanna und anderen Städten Touren mit elektrischen Lowrider-Fahrrädern. „Wir sind mit der bisherigen Entwicklung zufrieden“, sagt er, „würden unser Angebot aber gerne bekannter machen.“
Bislang können Touristen die Fahrten nur über die Website der Firma buchen oder über Reiseveranstalter. Werbung etwa im historischen Zentrum Havannas erlaubt der Staat nicht. Auch sollte Staub zunächst vor jeder Tour anmelden, in welchen Restaurants er mit den Teilnehmern essen geht – das sei jedoch in der Realität kaum möglich. „Die Vorgaben sind oft schwierig umzusetzen. Man muss viel erklären und aushandeln, um nicht in rechtliche Grauzonen zu kommen.“
Deutscher Solarpark soll kommen
Auch für die Energieversorgung sucht Kuba ausländische Investoren, denn Strom ist knapp. Bei meinem Aufenthalt fällt mir immer wieder auf, wie schlecht die Straßen in einigen Teilen Havannas beleuchtet sind. Deutsche Firmen haben in der Branche bereits Fuß gefasst, unter ihnen Eff Management. Der Betreiber von Fotovoltaikanlagen aus Ansbach plant, 50 Megawatt an acht Standorten aufzubauen. „Wir sind als rein ausländisches Unternehmen in Kuba tätig und werden die Stromleistungen an den nationalen Versorger UNE abgeben“, sagt Inhaber Hans-Jürgen Eff. Noch 2019 sollen die Bauarbeiten beginnen.
Schadenersatz
Klagen von US-Bürgern drohen
Die kubanische Regierung wirbt intensiv um ausländische Investoren, doch Anfang Mai erhielt die Suche einen Dämpfer. US-Präsident Donald Trump entschied, dass US-Amerikaner und deren Nachfahren künftig in den USA auf Schadenersatz klagen können, falls ihr Besitz im Zuge der kubanischen Revolution 1959 enteignet wurde. Sie können in dem Fall gerichtlich gegen ausländische Unternehmen vorgehen, die in Kuba etwa auf damals enteigneten Grundstücken tätig sind. Ein entsprechender Paragraf existierte zwar auch bislang schon, war aber ausgesetzt. Die ersten US-Bürger haben bereits Klage gegen das Kreuzfahrtunternehmen Carnival Cruise Line eingereicht. Das US-Außenministerium rechnet mit 75.000 bis 200.000 weiteren Klagen. Präzedenzfälle existieren bislang nicht. Ausländische Unternehmen dürften ihr Engagement in Kuba nun noch genauer prüfen als bislang.
Aus Sicht des Fotovoltaikentwicklers waren zwei Faktoren entscheidend dafür, den Zuschlag zu bekommen: Zum einen wollten die Kubaner das Projekt gern mit einem Mittelständler umsetzen, der sie sehr individuell unterstützen kann. Denn: Der Bau von Solaranlagen der neuesten Technologie ist für die Kubaner eine besondere Herausforderung. Zum anderen ging Eff von Anfang an offen auf seine Gesprächspartner zu. „Es dauert etwas, bis man Vertrauen gewinnt. In der personenbezogenen kubanischen Kultur zählt der soziale Austausch mehr als nur Zahlen und Fakten.“
Frank Riemenschneider-Greif hat ebenfalls Mühe mit der kubanischen Energiewirtschaft. Er ist Professor an der Fachhochschule Münster und versuchte zunächst, eine Bioenergieanlage auf dem Gelände einer Zuckerfabrik zu errichten. Doch die Genehmigung zog sich über zwei Jahre hin. Zwischendurch hatte der Geldgeber des Projekts seine Mittel schon anderweitig verplant. Also legte Riemenschneider-Greif das Vorhaben auf Eis und arbeitet nun daran, Strom aus Rückständen der Rumproduktion zu gewinnen. „In Kuba ist es nicht leicht, die einzelnen Projektschritte aufeinander abzustimmen“, sagt der Unternehmer.
Trotzdem ist er für die Zukunft optimistisch. „Der Staat muss einfach mehr privatwirtschaftliches Engagement zulassen, um neue Investoren anzuziehen.“ Die neue Verfassung, die am 10. April in Kraft getreten ist, deutet bereits in diese Richtung. In den nächsten zwei bis drei Jahren sieht Riemenschneider-Greif daher bessere Bedingungen kommen – nicht nur in der Energiewirtschaft.
Gut zu wissen
Noch mehr Informationen zum Standort: www.gtai.de/kuba
Gemeinsame Publikation von GTAI und AHK Kuba zum Download: „Kuba – Wegweiser für einen besonderen Markt“.
Ihre GTAI-Ansprechpartnerin
Jutta Kusche
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