Oktober 2018
Autorin: Heena Nazir
In Indien sollten Unternehmen genau hinschauen. Krankenhäusern fehlt es oft am Nötigsten. Hightech gibt es nur für die, die es sich leisten können. ©Atul Loke/NYT/Redux/laif
Die Wartemarke hat eine dreistellige Ziffer. Die 20-jährige Priya Gupta sorgt sich um das Leben ihrer acht Monate alten Tochter. Denn sie steht in einer überfüllten Kinderstation eines staatlichen Krankenhauses in der Hauptstadt von Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat Uttar Pradesh. Um sie herum hocken Hunderte weitere Menschen bei einer Hitze von 40 Grad auf dem Boden. Zwei Ärzte und vier Krankenschwestern müssen sich an diesem Augustnachmittag im Jahr 2017 um rund 150 kranke Kinder kümmern.
Priya Guptas Tochter Charu hat hohes Fieber und atmet nur noch schwach, das kleine Mädchen braucht dringend Sauerstoff. Das Krankenhaus hat nicht genügend Beatmungsgeräte, zudem sind die Sauerstoffvorräte ausgegangen. Krankenschwestern verteilen Beatmungsbeutel, doch für das kleine Mädchen und 22 weitere Kinder reicht die Hilfe an diesem Tag nicht aus – sie sterben. Neben dem Personalmangel fehlen in den staatlichen Gesundheitseinrichtungen des Landes Diagnosegeräte. Die öffentlichen Mittel dafür sind knapp, die Verteilung des Geldes nicht immer transparent. Öffentliche Kliniken auf dem Land sind technisch so schlecht ausgerüstet, dass sie für Laien im Prinzip gar nicht als Kliniken erkennbar sind. Das einzige Ultraschallgerät einer Klinik scheint immer irgendwo im Einsatz zu sein, indische Ärzte müssen ohne auskommen. Sie funktionieren, wenn man so will, auch als Röntgengeräte.
»Der Nachholbedarf im Gesundheitsmarkt ist riesig. Es fehlen Krankenhausbetten und Mitarbeiter.«
Heena Nazir,
Germany Trade & Invest Mumbai
In vielen privaten Kliniken hingegen, die in Metropolen wie Mumbai, Neu-Delhi oder Bangalore zu finden sind, zeichnet sich ein anderes Bild: Hier arbeiten hoch qualifizierte Ärzte mit Hightechgeräten auf internationalem Spitzenniveau. Diese „Fünfsternekliniken“ locken Medizintouristen aus der ganzen Welt an. Für eine große Mehrheit der indischen Bevölkerung bleibt die Behandlung in einer privaten Klinik unerschwinglich – das Problem lösen auch deutsche Unternehmen nicht.
Aus der Praxis
Dräger: Produktion vor Ort
Seit mehr als 60 Jahren ist das Lübecker Medizintechnikunternehmen in Indien tätig. Dräger verkauft in Indien vor allem Anästhesie- und Beatmungsgeräte an Krankenhäuser sowie sogenannte Gasentnahmestellen, an denen Ärzte die Geräte anschließen. Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt weltweit rund 2,5 Milliarden Euro Umsatz. Indien sei ein wichtiger und gut wachsender Markt, man habe zuletzt zweistellige Wachstumsraten verzeichnen können, heißt es bei Dräger. In Indien wächst das Einkommen, damit steigt auch die Nachfrage nach hochwertiger Gesundheitsversorgung, vor allem in internationalen Krankenhausketten. Im vergangenen Jahr hat der Lübecker Hersteller begonnen, eine kleine Fertigung vor Ort aufzubauen: Hier will Dräger künftig Gasentnahmestellen für Krankenhäuser sowie Wand- und Deckenversorgungseinheiten produzieren, speziell für den indischen Markt.
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