Scharfe Ansichten
Sie stehen für einen der großen Trends in der Medizintechnik: innovative bildgebende Verfahren. Deutsche Unternehmen der Branche setzen dabei auf Software aus der Filmindustrie – ein Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt.
Sie stehen für einen der großen Trends in der Medizintechnik: innovative bildgebende Verfahren. Deutsche Unternehmen der Branche setzen dabei auf Software aus der Filmindustrie – ein Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt.
Mai 2018
Autorin: Melanie Volberg
Wer 2017 die Medica in Düsseldorf besuchte, könnte sich in vielen Hallen gefragt haben, ob er sich auf einer Medienmesse befindet: An allen Ecken lieferten Geräte pixelscharfe Bilder des Körperinneren, viele zudem dreidimensional. Die Vorführung eines Herstellers war geradezu filmreif: Per Gehirnscan konnten Besucher Nervenzellen bei der Arbeit zusehen, komplette Funktionsareale wie das Sprachzentrum erschienen auf dem Bildschirm – wie im Pixar-Kinofilm „Alles steht Kopf“, in dem die Gefühle im Gehirn miteinander streiten.
Und tatsächlich: Forscher nennen die Visualisierungsmethode Cinematic Rendering, weil sie von der Animationstechnik in der Filmindustrie abgeschaut ist. „Die Technik eignet sich zur Vorbesprechung mit dem Patienten, zur Ausbildung junger Ärzte und vor allem zur OP-Vorbereitung“, sagt Walter Märzendorfer, Präsident für Diagnostische Bildgebung bei Siemens Healthineers. Ärzte, die ein winziges Babyherz operieren müssen, können sich mithilfe der 3-D-animierten Filme besser vorbereiten.
Viele der so erzeugten Bilder erinnern an die „Körperwelten“-Objekte des Künstlers Gunther von Hagens. 1995 hatte er viel Aufmerksamkeit mit speziell präparierten menschlichen Leichen erregt, die das Innere des menschlichen Körpers erstmals realistisch zeigten.
Ärzte und Forscher in der ganzen Welt sind an einem besseren Einblick in den menschlichen Körper interessiert. Die Gehirnscans helfen ihnen, die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und den Verlauf eventuell zu beeinflussen. Beispiel Krebs: Acht Millionen Menschen litten 2015 unter dieser oft tödlich verlaufenden Krankheit. Nur Herzinfarkte verursachen mehr Tote. Rund 40 Prozent der Amerikaner erkranken irgendwann an Krebs. In Afrika ist er die häufigste Todesursache vor Malaria.
USA
China
Frankreich
Niederlande
Italien
Quelle: Eurostat, Fachverband Spectaris
»Mit modernen bildgebenden Verfahren können Nadeln oder Endoskopie punktgenauer eingesetzt werden.«
Dietrich Grönemeyer
Mit seinem Institut in Bochum ist er auf die minimalinvasive Behandlung der Wirbelsäule spezialisiert.
Frühzeitige Diagnose und die richtige Schnittmethode bei der Entfernung von Tumoren entscheiden über Leben und Tod. Cinematic-Rendering-Lösungen sollen helfen, zu beurteilen, wie ein Tumor mit gesunden Blutgefäßen verbunden ist. In Ländern, in denen der Weg zum nächsten Facharzt besonders weit ist, können sie aussagekräftige Videos liefern, die Mediziner dann an Kollegen verschicken. In Deutschland haben es solche E-Health-Lösungen wegen der Datenschutzbestimmungen und Bürokratie schwerer. Deswegen schauen hiesige Medizintechnikunternehmen auf Vorreiter aus den skandinavischen Ländern und auf Vorbilder wie Estland.
Eine andere Innovation der Gesundheitstechnik kommt von der Firma B. Braun Melsungen: Das Tochterunternehmen Aesculap hat die App Tom herausgebracht. Das Unternehmen sitzt im beschaulichen Tuttlingen in Baden-Württemberg, wo die Anfänge der deutschen Medizintechnikweltmeister immer noch zu sehen sind: Handwerker, die den ganzen Tag Skalpelle fertigen und schleifen. Auf der Medica war Aesculap für die Besucher aus den ökonomisch bessergestellten Ländern Afrikas und Asiens interessant, weil es ihnen eine einfachere und sicherere Operationslogistik ermöglicht. Mit der App Tom können Mitarbeiter von Operationen die Instrumente digital auf einem Tablet verwalten anstatt über handgeschriebene Packlisten – ein Vorteil bei dem wachsenden Fachkräftemangel in der Gesundheitswirtschaft. Alle Instrumente haben dazu einen fast unsichtbaren Chip.
„So kann das Operationsinstrument jederzeit wiedergefunden werden – selbst im Bauch des Patienten“, erklärt der Firmengründer Armin Schorer. Auch er folgt dem Motto „Ein gutes Bild sagt mehr als tausend Worte“. Denn der Mitarbeiter muss das Instrument nicht kennen oder den Namen übersetzen. Die App zeigt einfach eine Abbildung.
Medizintechniker, die sich über internationale Märkte informieren wollen oder die an einer Ansiedlung in Deutschland interessiert sind, könnten auf dem GTAI-Stand auf der nächsten Medica fündig werden. Die Messe findet vom 12. bis zum 15. November 2018 in Düsseldorf statt. GTAI zeigt Marktentwicklungen und Branchentrends auf, erklärt Zugangsbedingungen und allgemeine Handelsvorschriften. Die GTAI-Branchenexperten stehen in- und ausländischen Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung. Unter dem Titel „Diplomats meet German Companies“ führt die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft eine internationale Diplomatengruppe zu ausgewählten deutschen Ausstellern. Die Initiative fördert auch flankierende politische Maßnahmen, um die Rahmenbedingungen in ausgewählten Märkten zu verbessern.
GTAI-Ansprechpartnerin Branchen
Melanie Volberg
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