Schicke Fesseln aus Fasern

Das Leipziger Start-up Tex–lock will das herkömmliche Fahrradschloss revolutionieren: Mit Hightechfasern aus Automobilindustrie und Raumfahrttechnik. Das erste Fahrradschloss aus Textil soll vor allem durch sein geringes Gewicht und seine leichte Handhabung überzeugen.

Juni 2018
Autorin: Jasmin Krux, wortwert

Alexandra Baum liebt es, mit dem Fahrrad durch Leipzig zu fahren. Fahrradschlösser fand sie immer schon unpraktisch. Da kam der heute 42-Jährigen eine Idee: ein Fahrradschloss aus leichten Hightechfasern zu konstruieren. Baum studierte Modedesign und hatte 13 Jahre lang in ihrer eigenen Firma mit technischen Textilien gearbeitet. Im Sommer 2016 machte sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Suse Brand die Idee zum Produkt – und entwickelte das sogenannte Tex–lock.

Tex–lock ist ein Fahrradschloss aus textilen Hochleistungsfasern. Solche Fasern finden sich in der Automobilindustrie in Kabelhüllen, in der Raumfahrt, bei Feuerwehrbekleidung und in schusssicheren Westen. Einzig die Ösen an den Seilenden des Schlosses sind noch aus gehärtetem Stahl. Das Seil besteht aus mehreren miteinander kombinierten Lagen – so entsteht ein widerstandsfähiger Verbund, der Feuer, Bolzenschneidern und anderen Schneidwerkzeugen genauso standhält wie eine konventionelle gehärtete Stahlkette. Die äußerste Hülle soll für ein modernes Aussehen sorgen.

Ob Stahlketten, Kabel- oder Faltschlösser: Normale Fahrradschlösser waren Alexandra Baum (links) und Suse Brand zu unpraktisch – und nicht schön genug.| © Jürgen Jehle/Kammann Rossi

Produziert wird das Fahrradschloss in Leipzig. Die Einzelteile des Tex–lock stammen zumeist von deutschen Lieferanten, nur der Verschluss kommt aus Asien. Das hat seinen Preis: Die Fahrradschlösser kosten zwischen 110 und 130 Euro pro Stück.

Die Gründerinnen erhielten verschiedene Stipendien und einen Zuschuss des Freistaats Sachsen. Die Produktion finanzierten sie durch Crowdfunding: Auf den Plattformen Kickstarter und Backerkit sammelten sie insgesamt 700.000 Euro ein. Seit März 2018 verkaufen die Gründerinnen ihre Fahrradschlösser nun im eigenen Onlineshop. Nach knapp einer Woche waren fast alle Schlösser ausverkauft. Im stationären Handel gibt es Tex–lock bei 125 Fahrradhändlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Nun möchten Baum und Brand ihr Tex–lock zu einem smarten Schloss weiterentwickeln. „Man könnte das Tex–lock auch mit einem Alarm oder einer Ortungsfunktion versehen – falls man vergisst, wo man sein Fahrrad abgestellt hat.