März 2019
Autorin: Anne Litzbarski
Mit durchschnittlich acht Sonnenstunden pro Tag ist Santiago de Chile ein Eldorado für Solarspezialisten. Die Kraft der Sonne nutzt auch Grammer Solar: Der Mittelständler aus Bayern bietet Fotovoltaikanlagen und Solar-Luft-Systeme an. Seit 2014 ist das Unternehmen auch in Chile aktiv und setzt seine Solaranlagen zur Trocknung von Holzpellets ein. „Bislang fehlt den Chilenen noch das Bewusstsein für Umweltschutz“, sagt Projektmanager Alejandro Harbach. „Häufig trocknen sie Holz gar nicht oder unzureichend durch Lagerung im Freien, was zu schlechten Verbrennungsergebnissen führt.“
Das Ziel: Grammer Solar will die Nachhaltigkeit von Produkten aus der Land- und Forstwirtschaft erhöhen. Um Fachkräfte vor Ort auszubilden, schulen Harbach und sein Kollege Timo Jurado chilenische Ingenieure, Architekten und Techniker, damit diese die neue Technik sinnvoll einsetzen können. Das Unternehmen arbeitet zudem mit mehreren Universitäten wie der Universidad Adventista de Chile und der Universidad de Chile, technischen Instituten und Stiftungen zusammen.
Hochschulen sind verschlossen
Ein beliebtes Vorgehen von deutschen Unternehmen, die im Ausland aktiv sind: Sie kooperieren mit Hochschulen, um ihre Forschung und Entwicklung voranzutreiben. Doch häufig ist die Arbeit miteinander nicht so einfach, wie die Unternehmen das aus Deutschland kennen. „Universitäten tauschen nur sehr vorsichtig Informationen mit uns aus“, erklärt Projektmanager Harbach. Das haben auch andere Unternehmer in Chile beobachtet. Sie vermuten, dass vor allem für die Universitäten, die über wenige finanzielle Ressourcen für Forschung verfügen, die Ergebnisse so wertvoll sind, dass es ihnen nicht immer leichtfällt, sie weiterzugeben. Auch die Größe des Landes stellt Grammer Solar vor Herausforderungen. „Unsere Partner sind im ganzen Land verteilt. Das erschwert gemeinsame Treffen“, berichtet Harbach.
»Universitäten tauschen mit uns nur sehr vorsichtig Informationen aus.«
Alejandro Harbach
Projektmanager bei Grammer Solar
Sonne satt: Solarrennwagen beim Carrera Solar Atacama Race in Chile. Das Rennen findet in der trockensten Wüste der Welt mit der höchsten Sonneneinstrahlung auf dem Planeten statt. Die Strecke: mehr als 2.600 Kilometer von Santiago über den Norden Chiles bis nach Arica. © picture alliance/
AP Photo
Die Bundesrepublik unterstützt
Hilfe erhält der Mittelständler unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). „Deren Unterstützung war von grundlegender Bedeutung. Sie hat dazu beigetragen, das Vertrauen zwischen den Partnern zu vertiefen“, sagt Harbach. Die GIZ unterstützt Grammer Solar im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, denn das Unternehmen nutzt Kooperationsmittel aus dem Programm DeveloPPP. siehe links
Das Förderprogramm bezuschusst unter anderem die Schulung der Fachkräfte vor Ort: Etwa 50 Fachkräfte, 200 Studenten und 45 Lehrkräfte durchliefen bereits die Schulungen von Grammer Solar. DeveloPPP legte auch den Grundstein für ein weiteres Projekt. „In der Stadt Constitución installieren wir einen 220 Quadratmeter großen Sägemehl-Solartrockner für die Herstellung von Holzpellets“, sagt Projektmanager Harbach. Dieses Projekt fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der Exportinitiative Energie als Teil des Renewable-Energy-Solutions-Programms der Deutschen Energie-Agentur.
Auch die FWE GmbH, ein Spin-off des Maschinenbauers Fickert und Winterling, erhält Mittel von DeveloPPP. Dazu kommt finanzielle Unterstützung aus dem Förderprogramm Horizont 2020 für Forschung und Innovation, das die Europäische Kommission ausgeschrieben hat. FWE hat sich auf Projektentwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien spezialisiert. Mit der Anlage Biogastiger will das Unternehmen einen Maßstab in der Region setzen: Die Biogasanlage wandelt verschiedene Substrate wie Gülle und Mist in Energie um und soll eine ganzheitliche Lösung anbieten, mit denen Kommunen und Agrarindustrie ihre Abfälle behandeln oder recyceln können.
Ohne Partner geht es nicht
Auch FWE kooperiert mit Universitäten, darunter mit der Pontificia Universidad Católica del Ecuador und der Universidad San Francisco de Quito. „Für die beiden privaten Universitäten ist es leichter gewesen als für staatliche Hochschulen, finanzielle Unterstützung zu erhalten“, sagt Pierre Haider, Projektleiter Biogas bei FWE. Wie auch Harbach beobachtet Haider Probleme beim Informationsaustausch. „Selbst die Hochschulen untereinander sind beim Austausch von Ergebnissen zurückhaltend.“ Aus der Partnerschaft mit den Hochschulen hat sich inzwischen ein Kompetenzzentrum für Biogas mit Laboranlagen und Forschung entwickelt.
Gemeinsam mit Karen Sofia Guerrero, Regionalmanagerin in Quito, gibt Haider zudem Seminare, um die technologische Stärke der deutschen Industrie aufzuzeigen. Dabei unterstützen häufig Partner wie die Außenhandelskammer Ecuador. Deren Netzwerk verhalf FWE etwa zu einem Auftrag mit der Geflügelfirma Avicola San Isidro S. A. Avisid, die die Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken mit Hühnern beliefert. Guerrero ist sich sicher: „DeveloPPP hat uns die Türen zu dem Auftrag geöffnet.“
Hier gibt es Unterstützung – Das DeveloPPP-Programm des BMZ
Mit dem Förderprogramm DeveloPPP bietet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren, finanzielle und fachliche Unterstützung. Die geförderten Firmen tragen mindestens die Hälfte der Gesamtkosten des jeweiligen Projekts, das BMZ steuert bis zu 200.000 Euro bei. Vorhaben mit dem Potenzial, einen herausragenden entwicklungspolitischen Nutzen zu erzielen, fördert das BMZ umfangreicher: Projekte mit einem Gesamtvolumen von mindestens 750.000 Euro unterstützt das BMZ mit maximal 50 Prozent. Unternehmen kooperieren allerdings nicht direkt mit dem BMZ, sondern mit einem von drei öffentlichen Partnern, die das Programm im Auftrag des BMZ umsetzen: die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und die Entwicklungsorganisation Sequa.
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