März 2019
Autorin: Ingeborg Kozel
Container für kluge Köpfe: Im Startup Village in Amsterdam hat der niederländische Architekt Julius Taminiau das Innere von alten Seecontainern zu Konferenzräumen umbauen lassen. Der abgebildete Meetingraum, Größe M, ist für sechs Personen ausgelegt und kostet 12,50 Euro pro Stunde. Es gibt noch die Raumgrößen S (drei bis vier Personen) und L (bis zu 16 Personen). © Startup Village
Startseite ©Felyx Sharing B.V.
haben Start-ups in Amsterdam 2017 von Investoren eingesammelt. Der Onlinesupermarkt Picnic bekam mit rund 100 Millionen Euro den größten Teil der Finanzspritze ab.
Wer durch Amsterdam schlendert, sieht eine Mischung aus Historie und Zukunft. In den engen Gassen der Stadt drängen sich moderne Hochhäuser neben renovierten, alten Kaufmannskontoren. Dazwischen: die Niederlassungen internationaler Konzerne wie Uber, Google, Netflix und Tesla. Man spricht Englisch, ob nun im Restaurant, beim Metzger oder auf der Straße. Die Stadt mit ihrer offenen Geschäftskultur und dem niederländischen Gespür für gute Geschäfte befindet sich laut dem European Digital City Index 2016 auf Platz drei der besten Start-up-Städte und zieht innovative, gut ausgebildete Menschen an.
Das kommt nicht von ungefähr. Die niederländische Regierung, die Stadt Amsterdam und die Universitäten fördern Jungunternehmen mit Schulungen und Geld. Dazu kommen verschiedene Coworking-Spaces, renommierte Institute und Universitäten sowie 30 Acceleratoren und Inkubatoren. Das Leistungsspektrum der Acceleratoren ist breit gefächert: Start-up in Residence, das Acceleratorprogramm der Stadt Amsterdam, fördert Jungunternehmen aus dem In- und Ausland, die Lösungen aus dem Bereich Smart City entwickeln. Zwei weitere Initiativen, StartupAmsterdam und StartupDelta, unterstützen Entrepreneure mit Networking und Trainings bei Unternehmensführung und -gründung. StartupAmsterdam kooperiert mit Technik-Clustern weltweit und organisiert Bootcamps im In- und Ausland, um junge Unternehmen für eine internationale Expansion vorzubereiten.
»Amsterdam ist ein Magnet für gut ausgebildete, motivierte und kreative Arbeitnehmer.«
Ingeborg Kozel
Germany Trade & Invest
Ein Dorf nur für Start-ups
Ein weiterer Inkubator, Amsterdam Center of Entrepreneurship (ACE), befindet sich im Amsterdamer Startup Village – ein Coworking-Space, der nur zehn Minuten mit dem Zug vom Hauptbahnhof entfernt liegt. Der Weg zum Dorf führt durch den 70 Hektar großen Science Park, in dem 120 Unternehmen und Dutzende führende Forschungsinstitute beheimatet sind. Tendenz: steigend. Allein 2017 siedelten sich dort 29 Start-ups an. Das Startup Village ist nicht zu übersehen: Aus der Ferne erinnert es an übereinandergestapelte bunte Seecontainer. Alles sieht ein wenig provisorisch aus und lässt Raum für Kreativität. Die Idee stammt vom niederländischen Architekten Julius Taminiau.
Etwa 20 bis 25 Start-ups arbeiten mittlerweile im Startup Village. Das Konzept fand so viel Anklang, dass das Dorf im Herbst 2018 um 150 Arbeitsplätze erweitert wurde. 460 Euro oder mehr zahlen die Firmen monatlich für den Coworking-Space. Neben einem Arbeitsplatz erhalten sie dafür auch Zugang zu Besprechungsräumen, mittags können sie sich auf der Spanischen Treppe oder in der Kaffeebar treffen und austauschen. Die Treppe dient nicht nur dazu, in den nächsten Stock zu gelangen, sondern ist auch Treffpunkt für eine Kaffeepause oder ein schnelles Mittagessen. Den Architekten war es wichtig, zahlreiche Möglichkeiten zum Netzwerken zu schaffen.
Ein weiterer Pluspunkt: Die direkte Nachbarschaft zu den naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität erleichtert Kontakte zur Wissenschaft. Daher sind viele Firmen im Startup Village technisch oder wissenschaftlich tätig und nutzen das umfangreiche Trainings- und Veranstaltungsprogramm sowie das Netzwerk des Inkubators.
Spendable Investoren
Top Five bei der Finanzierung
2017 in Millionen Euro 1)
![]() Onlinesupermarkt 100 Millionen Euro |
![]() Cloud-Computing, Unternehmenssoftware, SMS-Services 52 Millionen Euro |
![]() E-Commerce, Blumenlieferung 21,4 Millionen Euro |
![]() cloudbasiertes Banking 15 Millionen Euro |
![]() Cybersicherheit 14 Millionen Euro |
1) Golden Egg Check
Junge Wilde und Einhörner
Amsterdams Fördermöglichkeiten beschränken sich nicht nur auf kreative niederländische Gründer, auch Ausländer sind in der Start-up-Szene willkommen. Im April 2018 starteten das Startup Village, Team Academy, ACE und Refugees Forward eine Initiative für Flüchtlinge. Das Training zeigt ihnen, welche Möglichkeiten es für Unternehmensgründer gibt, und öffnet den Newcomern den Zugang zur Start-up-Szene. Nicht-EU-Ausländer erhalten mit dem Start-up-Visum die Chance, innerhalb eines Jahres ihr Unternehmen aufzubauen. Dazu muss das Start-up unter anderem mit einem Mentor zusammenarbeiten, ein innovatives Produkt vorweisen und über ausreichende finanzielle Mittel verfügen.
Es ist also kein Wunder, dass Einhörner (Start-ups mit einer hohen Bewertung) wie der Reiseanbieter Booking.com, der Zahlungsdienstleister Adyen, die Onlineauktionsplattform Catawiki und der Lebensmittellieferdienst Picnic aus Amsterdam kommen. Aber auch andere können sich sehen lassen wie Castor EDC: Das schnell wachsende Start-up hat ein Datenerfassungssystem für die medizinische Forschung entwickelt und wuchs seit seiner Gründung 2012 jedes Jahr um mehr als 100 Prozent. Mittlerweile zählt Castor mehr als 30 Mitarbeiter, 18.000 Nutzer und rund 3.000 Studien in der Datenbank.
Derk Arts, Castors Gründer und CEO, will Wissenschaftlern mit seiner Plattform die Suche nach Studien und medizinischen Informationen erleichtern. Wissenschaftler sparen durch die Castor-Datenbank Zeit und können effizienter forschen. Die Website ermöglicht auch eine Zusammenarbeit unter Kollegen. Zudem können Patienten online Fragebögen beantworten, die dann in einer sicheren Cloud-Umgebung analysiert werden. Im Juli 2018 erhielt Castor 5,3 Millionen Euro von Inkef Capital, einer Amsterdamer Technologie- und Healthcare-Venture-Capital-Firma, und von verschiedenen Angel-Investoren. Das frische Kapital hat das Start-up für die Expansion in die USA genutzt.
Die Ideen von Amsterdams Entrepreneuren sind häufig visionär. Das Jungunternehmen Felyx etwa gehört laut dem Technologiemagazin Wired zu den 100 heißesten Start-ups Europas, worauf Gründer Quinten Selhorst stolz ist. Seine Geschäftsidee: Seit 2016 fahren mehr als hundert grüne Scooter durch Amsterdam, die über eine App gemietet und an beliebigen Stellen abgestellt werden können. Da sie mit Windenergie elektrisch betrieben werden, stoßen sie keine Abgase aus und halten die Stadt sauber. Zudem sind sie in der Innenstadt schneller als Autos und verringern Staus. Felyx erhielt im Sommer 2018 rund zwei Millionen Euro durch die ABN Amro Bank und private Investoren. Damit expandierte das Unternehmen nach Rotterdam, wo inzwischen 320 Felyx-Flitzer fahren.
Service & Kontakt
International renommierte Veranstaltungen in Amsterdam
TNW Conference
9.–10. Mai 2019
Amsterdam Capital Week
voraussichtlich September 2019
IBC (International Broadcasting Convention)
12.–17. September 2019
Summit AI (Artificial Intelligence)
9.–10. Oktober 2019
Ihre GTAI-Ansprechpartnerin
Ingeborg Kozel
+49 30 200 099 365
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Weitere Informationen zu den Niederlanden finden Sie auf der GTAI-Länderseite.
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