Juni 2019
Pkw-Montage im Volkswagen-Werk Uitenhage in Südafrika. Der deutsche Automobilkonzern ist eins der Unternehmen, das von der breiten industriellen Zulieferbasis im Land profitieren. © dpa
»Deutsche Unternehmen rechnen nicht mit dieser leistungsstarken Industrie.«
Fausi Najjar,
Germany Trade & Invest Johannesburg
Das industrielle Know-how ist da
Südafrika hat zwei Gesichter: Lieferanten aus der Elektro- und Autoindustrie sind hochmodern, die Energieinfrastruktur ist marode.
Mit der Bestätigung von Präsident Cyril Ramaphosa bei den Wahlen im Mai 2019 gibt es nach den verlorenen acht Jahren unter der Präsidentschaft Zumas eine reale Chance, dass sich die Kap-Republik mittelfristig wieder zum Wachstumsmotor für die Region entwickelt. Der Beschaffungsmarkt könnte hier eine wichtige Rolle spielen. Luke Govender, Leiter Exportförderung nach Europa bei Trade and Investment South Africa, sieht Sourcing-Möglichkeiten in vielen Branchen: etwa Elektronik, Metallverarbeitung, bei Kfz-Komponenten und außerdem in der Luftfahrt. „Die gut etablierte Elektroindustrie setzt sich nicht aus wenigen Firmen zusammen, sondern verfügt über eine kritische Masse an Unternehmen, die eine äußerst breite Palette anbieten und sich ergänzen können“, erklärt Govender. „Im Automobilsektor haben wir Zulieferer, die deutsche Automobilfabriken in Südafrika beliefern und in diesem Kontext ihre Stärken entwickeln konnten.“ Südafrika bietet viele Kostenvorteile bei der Weiterverarbeitung – dank enormer Vorkommen an Mineralien und aufgrund langer Erfahrungen. „Wir sind allerdings kein Low-Cost-Land“, betont Govender. Die Stärken im Vergleich etwa zu China liegen bei ingenieurstechnischen Leistungen und der Wahrung des intellektuellen Eigentums. Das größte Risiko stellen die grassierenden Stromausfälle dar. Die Regierung bemühe sich, unabhängige Stromanbieter einzubeziehen, sagt der Handelsexperte. Sie fördert erneuerbare Energien und Erdgas, will den Stromanbieter Eskom reformieren.
Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik veranstaltet Mitte November das Symposium Einkauf Logistik in Berlin -> Serviceseite Informationsbeschaffung. Das südafrikanische Department Trade and Industry präsentiert dort südafrikanische Unternehmen, die für die Lieferketten der deutschen Industrie interessant sein könnten.
ETABLIERT
Südafrika: Fortschritt in Teilzeit
5.430 US$
Einkommen pro Kopf
3,6
Produktivitätsindex (maximal 7)
3,38
Logistikleistung (maximal 5)
35,13 %
Innovationsfähigkeit
59 %
Rechtssicherheit
Quellen:
Bruttosozialprodukt pro Kopf (Weltbank)
Pay and Productivity Index (Weltbank); gibt an, wie stark Löhne von der Produktivität eines Arbeiters abhängen. 1 = gar nicht, 7 = sehr stark
Logistics Performance Index (Weltbank), 0 bis maximal 5
Global Innovation Index (0 bis maximal 100)
Rule of Law Index (World Justice Project); 0 bis 1, umgerechnet in %
Flugzeugakrobatik bei der Air Show im westmarokkanischen Marrakesch. Geht es nach westlichen Industrieeinkäufern, dann soll das Königreich die Türen zu anderen afrikanischen Märkten öffnen. © picture alliance/AA
»Zulieferer von Kfz- und Flugzeugteilen haben Marokko bereits entdeckt.«
Peter Schmitz
Germany Trade & Invest Tunis
Bereit zum Abheben
Marokko wird zum Geheimtipp für Einkäufer. Ein Projekt von Wirtschaftsministerium und Verbänden soll den Standort jetzt weiter stärken.
Marokko produziert bereits erfolgreich Hightechbauteile für die Kunden der Flugzeugindustrie. Bis 2020 soll der Umsatz auf etwa 2,5 Milliarden Euro steigen und die Branche mehr als 200.000 Beschäftigte haben. Lange Zeit nur als Partner der Textilindustrie gefragt, hat sich das Land in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Standort der Kfz-Industrie entwickelt. Nach dem Renault-Werk in Tanger wird 2019 auch Groupe PSA (etwa Peugeot, Citroën) die Produktion in Kenitra starten. Die Fertigungstiefe steigt – vor allem durch hohe Investitionen in die Produktion von Kabelbäumen, Batterien sowie von Kunststoff- und Metallteilen. Langfristig ist eine vertikale Integration von 80 Prozent angestrebt.
„Marokko bietet deutschen Unternehmen schon heute vielfältige Investitionsmöglichkeiten“, bekräftigt Abdelmajid Layadi, Vizepräsident des Euro-Mediterran-Arabischen Ländervereins. Dieser hat bereits im November 2017 gemeinsam mit dem Einkäuferverband BME mit Connect Achat ein Kammer- und Verbandspartnerschaftsprojekt ins Leben gerufen. Ziel: die Kompetenzen und Strukturen der Verbände verbessern, um die Wettbewerbsfähigkeit marokkanischer Unternehmen zu stärken. Nach Einschätzung von Olaf Holzgrefe, Leiter International Business and Affairs des BME, ist der Standort mittlerweile auch für Einkäufer interessant. „Für den Wirtschaftsstandort sprechen die moderne Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur, niedrige Produktionskosten sowie die geografische Nähe zum Hauptmarkt Europa.“ Unternehmen aus Italien, Spanien und Frankreich nutzten den Beschaffungsmarkt längst. Ende September 2019 plant der BME eine B2B-Veranstaltung in Marokko. Einkäufer können noch bis Ende Juli ihre konkreten Bedarfe anmelden.
ANGREIFER
Marokko: Häufiger auf dem Radar
2.860 US$
Einkommen pro Kopf
3,6
Produktivitätsindex (maximal 7)
2,54
Logistikleistung (maximal 5)
31,09 %
Innovationsfähigkeit
51 %
Rechtssicherheit
Quellen:
Bruttosozialprodukt pro Kopf (Weltbank)
Pay and Productivity Index (Weltbank); gibt an, wie stark Löhne von der Produktivität eines Arbeiters abhängen. 1 = gar nicht, 7 = sehr stark
Logistics Performance Index (Weltbank), 0 bis maximal 5
Global Innovation Index (0 bis maximal 100)
Rule of Law Index (World Justice Project); 0 bis 1, umgerechnet in %
Mehr zum Fokus „Alle Teile dieser Welt“
Vergleich etablierter Beschaffungsmärkte mit Newcomern:
Ausführliche Interviews zum Thema Beschaffung:
„Die Karawane zieht weiter“: Interview mit Silvius Grobosch
„connectAchat“ verbessert Beschaffungsumfeld in Marokko: Interview mit Olaf Holzgrefe
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