November 2017
Autor: Jan Triebel
In die serbische Mine Bosilegrad setzt die Firma Mineco aus dem Vereinigten Königreich große Hoffnungen: Das komplett neu errichtete Bergwerk steuert auf seine kommerzielle Phase zu. Die Chancen, dass aus Südostserbien ab dem Jahr 2018 Zink, Blei und Kupfer in konzentrierter Form in die Welt geliefert wird, stehen gut. Bereits im April dieses Jahres startete ein Testlauf, seitdem bereitet eine Pilotanlage kleinere Erzmengen auf. Sobald die Produktion richtig läuft, soll die Mine jährlich rund 240.000 Tonnen Erz ans Tageslicht befördern.
Mineco ist nicht das einzige Unternehmen, das sich auf die Rohstoffschätze spezialisiert hat, die in Serbiens Böden schlummern. Landesweit sind derzeit etwa drei Dutzend Firmen damit beschäftigt, Erzlagerstätten zu erkunden. Geld, Technik und Know-how beziehen die meisten Akteure aus dem Ausland. Aktuell sind etwa 120 Gebiete registriert, in denen die Suche nach Bodenschätzen läuft, in weiteren rund 90 Fällen sind zudem die Schürfrechte beantragt.
Hinter Mineco liegen jahrelange Explorationsarbeiten unter schwierigen Bedingungen.
Die Mine Bosilegrad befindet sich inmitten der Ausläufer des Stara-Planina-Gebirges im Grenzgebiet zwischen Serbien und Bulgarien. Als recht beschwerlich erweist sich der Einstieg auf einer Höhe von 1.400 Metern über Normalnull. Aber der Aufwand lohnt sich durchaus: Insgesamt sollen hier rund zwei Millionen Tonnen verwertbarer Gesteinsschichten lagern. Um den Abbau zu optimieren, hat Mineco rechtzeitig zum großen Produktionsstart die beiden wichtigsten Fundstätten Podvirovi und Popovica mithilfe eines 1.300 Meter langen Tunnels verbunden.
Hintergrund – Wofür die Industrie die Rohstoffe nutzt
Kupfer
Es besitzt nach Silber die höchste elektrische Leitfähigkeit und wird daher vor allem für Stromkabel, Schaltdrähte oder in integrierten Schaltkreisen verwendet.
Bor
Die wichtigsten Abnehmer sind Hersteller von Waschmitteln und die Glasindustrie. Gemischt mit Nitraten dient Bor auch als Zündmittel für Airbags.
Lithium
Unverzichtbarer Bestandteil für (wiederaufladbare) Lithium-Ionen-Akkumulatoren.
Zink
Wird vor allem als Korrosionsschutz für Eisen- und Stahlteile eingesetzt und ist häufig Bestandteil von Batterien.
Blei
Hauptanwendungsgebiet als chemischer Energiespeicher, wird vor allem in Autobatterien verbaut.
Zink, Blei, Kupfer – und Silber
Das britische Unternehmen hat bereits Erfahrung in Serbien gesammelt: Mit den Minen Rudnik und Veliki Majdan verfügt Mineco seit etwa einem Jahrzehnt über zwei weitere Standbeine. Während Rudnik in Zentralserbien im Jahresdurchschnitt auf 240.000 Tonnen Erz kommt, brachte es das zweite Bergwerk im Westen des Landes unweit der Grenze zu Bosnien und Herzegowina zuletzt auf etwa 50.000 Tonnen. In beiden Fällen enthalten die gewonnenen Erze vor allem Zink, Blei und Kupfer. Veliki Majdan wartet zudem mit einem relativ hohen Gehalt an Silber auf.
Von dem neuen Bergbauboom profitieren nicht nur ausländische Unternehmen. Auch der serbische Staat gehört zu den Gewinnern, denn er verdient gut an den Lizenzen, die Unternehmen kaufen müssen, um mineralische Rohstoffe zu erkunden und abzubauen. Sie sollen dem Fiskus nach Angaben des zuständigen Ministeriums für Bergbau und Energie zwischen 2014 und 2016 umgerechnet rund 100 Millionen Euro eingebracht haben. Deutlich höher dürften die erwarteten Investitionen ausfallen: Alle geplanten Projekte sollen Schätzungen zufolge mehr als vier Milliarden Euro kosten.
fließen nach Serbien, vorausgesetzt, alle derzeit geplanten Bergbauprojekte werden realisiert. Die Investoren stammen vor allem aus Kanada und dem Vereinigten Königreich.
Quelle: Serbia SEE Energy Mining News
Dabei geht es nicht in allen, aber in recht vielen Fällen um Kupfer. Schon seit Jahrzehnten bauen Unternehmen den wertvollen Rohstoff in Serbien ab – vor allem im Umkreis der 40.000 Einwohner zählenden Stadt Bor gibt es viele Erfolg versprechende Fundorte. Etliche Unternehmen versuchen ihr Glück dort im sogenannten Timok-Magma-Komplex. Eines von ihnen ist die aus Kanada stammende Gesellschaft Mundoro Capital, die in Ostserbien ihre Projekte Timok North und Timok South verfolgt. Sie besitzt insgesamt vier Lizenzen, die sich über eine Fläche von nahezu 64.000 Hektar erstrecken. Neben Kupfer weisen die Gesteinsproben auch vielversprechende Spuren der Edelmetalle Gold und Silber sowie von Molybdän und Wolfram auf. Partner bei Timok North ist das japanische Unternehmen Japan Oil, Gas and Metals National Corporation.
Auch das kanadische Unternehmen Nevsun Resources ist im Timok-Einzugsgebiet aktiv. Es hat Mitte 2016 einen Mitbewerber übernommen und gilt seitdem als einer der aktivsten Player im serbischen Bergbau. Neben Timok erkundet Nevsun Resources in anderen Landesteilen vier kleinere Kupferlagerstätten und hält Explorationslizenzen für drei Erzvorkommen, die Zink, Blei, Gold und Silber enthalten.
Bergarbeiter der britischen Firma Mineco in der Mine von Rudnik in Zentralserbien. Rohstofflager werden derzeit auch anderswo im Land erschlossen. © Branko Starcevic
Fast drei Prozent Kupfer im Erz
Die Kanadier kontrollieren insgesamt acht Timok-Lizenzgebiete, die Lagerstätte Cukaru Peki gilt als besonderes Highlight. Sie soll 2,9 Prozent Kupfer enthalten, außergewöhnlich viel. Zudem enthalten die 35 Millionen Tonnen Erze der Mine auch deutliche Spuren von Gold. Läuft alles nach Plan, startet Cukaru Peki im Jahr 2021 mit dem Abbau. Nevsun Resources rechnet mit etwa einer Million Tonnen Kupfer und knapp zwei Millionen Unzen Gold.
An Interessenten für diese und die anderen zukünftig aus Serbien kommenden Metalle wird es nicht mangeln. An Kupfer sind vor allem Abnehmer aus China interessiert, die schon heute nahezu die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach diesem Metall bestreiten. Aber auch für deutsche Kunden sind Serbiens Kupfervorkommen durchaus ein Thema, wie beispielsweise für das in Hamburg beheimatete Unternehmen Aurubis, das für die Aufbereitung und Veredelung des Timok-Kupfers schon jetzt strategisch gut aufgestellt ist. Der deutsche Konzern betreibt 300 Kilometer südwestlich von Bor entfernt im zentralbulgarischen Pirdop ein Kupferwerk.
Daneben hat Serbiens Erdkruste aber noch weitere interessante Rohstoffe zu bieten. Der australisch-britische Bergbauriese Rio Tinto etwa setzt derzeit mit dem Projekt Jadar auf Lithium. Dessen Erkundung nahe Loznica im Landeswesten hat sich der Konzern bisher circa 80 Millionen Euro kosten lassen. Die finale Entscheidung für einen kommerziellen Start steht zwar noch aus, es spricht jedoch einiges für einen Beginn des Vorhabens ab dem Jahr 2023. Rund 136 Millionen Tonnen des li-
thiumhaltigen Minerals Jadarit könnten dann abgebaut und verarbeitet werden.
Das Halbmetall Bor wiederum steht bei der kanadischen Firma Erin Ventures im Fokus, die nach und nach das Vorkommen Piskanja in Südserbien erschließt. Die Auswertung zahlreicher Bohrproben lässt auf über 7,8 Millionen Tonnen Borverbindungen schließen. Die Mine, in der 2018 mit dem Abbau begonnen werden könnte, wäre somit etwa 20 Jahre lang ausgelastet und könnte für Bruttoerlöse von annähernd 90 Millionen Euro jährlich sorgen. Zunächst will Erin Ventures aber noch einen Partner mit ins Boot holen, um als vergleichsweise kleine Bergbaufirma das Projekt auch langfristig stemmen zu können. Der serbische Bergbauboom dürfte also noch eine Weile anhalten.
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