Juni 2017
Autor: Carsten Ehlers
Holzlaster vor der Zollabfertigung am Hafen von Douala. Kamerun ist dank der Holzwirtschaft einer der größten Lkw-Absatzmärkte in Subsahara-Afrika.
© Patrick WALLET/GAMMA-RAPHO/laif
Auf der Fahrt von der Hauptstadt Yaoundé in die stickige Hafenmetropole Douala überholt der Schnellbus alle paar Minuten einen Laster mit riesigen, rötlich gefärbten Baumstämmen auf dem Hänger. Diese fahren zum Holzverschiffungsterminal in Douala. Transportiert werden die gewaltigen Baumstämme mit neuesten Zugmaschinen. „Der Holztransport macht Kamerun zu einem der größten Lkw-Absatzmärkte in Subsahara-Afrika“, sagt Eric Grellat, Managing Director des Baumaschinenlieferanten Bia Group in Kamerun. 2016 wurden im Land insgesamt etwa 2.500 Lkw verkauft. „Und die Holzfirmen haben Geld – sie kaufen neu und gute Qualität.“ Mercedes und Renault Trucks dominieren den Markt. „Ein Wunder, dass MAN nicht in Kamerun präsent ist“, findet Grellat.
Das zentralafrikanische Land bietet viele Absatzmöglichkeiten. Die Konjunktur läuft seit etwa drei Jahren überraschend gut. Während in den umliegenden ölabhängigen Staaten wie Nigeria, Gabun, Tschad oder Republik Kongo die Wirtschaftskrise ausgebrochen ist, steht das lange Jahre vor sich hindümpelnde Kamerun plötzlich gut da. Für 2017 prognostizieren Wirtschaftsforscher ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 4,6 Prozent. Der Grund: Kamerun ist eines der wenigen Länder der Region, dessen Wirtschaft auf mehreren Füßen steht. Das macht den Markt derzeit auch für deutsche Unternehmen interessant.
Beim Aufbau der Infrastruktur zum Beispiel: Siemens oder Voith erhalten regelmäßig Aufträge für neue Stromnetze. „Das Geld hierfür kommt vor allem von internationalen Gebern wie der Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank oder der China EximBank“, berichtet Philippe Bassem, der für Siemens Belgien vor allem die Energiesparte des Unternehmens in Kamerun vertritt. Allein die Weltbank stellte im vergangenen Jahr 325 Millionen US-Dollar für den Ausbau des Übertragungsnetzes zur Verfügung. Auch für den Bau von Überlandstraßen gibt es Gebergelder.
»Nach Nigeria und Ghana ist Kamerun der drittgrößte Markt für uns in der Region.«
Helmut Rumm, Managing Director des Verpackungs- und Abfüllspezialisten Krones in Nigeria
45 Millionen Konsumenten in Reichweite
Interessant ist auch der Konsumgütermarkt. Mit etwa 24 Millionen Einwohnern zählt Kamerun in Afrika zu den bevölkerungsreicheren Staaten. Zusammen mit dem Tschad und der Zentralafrikanischen Republik, die von Kamerun aus versorgt werden, kommt der Markt auf derzeit etwa 45 Millionen Menschen. Das Verteilerzentrum ist die Hafenstadt Douala. Dort werden sämtliche Waren angelandet und dann über Großhändler weiterverkauft. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich auch für eine lokale Fertigung.
„Der Trend dürfte sich in den kommenden Jahren noch verstärken“, meint Bertrand Ernest Mbarga, Directeur Général von HBC Consulting, der unter anderem den Duisburger Hersteller Krohne Messtechnik in Kamerun vertritt. Auch Helmut Rumm, Managing Director des Verpackungs- und Abfüllspezialisten Krones in Nigeria, bestätigt: „Nach Nigeria und Ghana ist Kamerun der drittgrößte Markt für uns in der Region.“ Derzeit investieren Unternehmen vor allem in die Produktion günstiger Nahrungsmittel wie Energydrinks, Chips, Tomatenmark, Nudeln, Säfte, Süßwaren, Bouillonwürfel oder Instantkaffee. Nicht nur die Produktionslinien dafür kommen aus dem Ausland, sondern auch die Geschmacksstoffe – unter anderem von der in Holzminden ansässigen Firma Symrise.
BOMAG
Die Wegbereiter aus Boppard
Der Bopparder Baumaschinenhersteller Bomag ist mit seinen robusten Erdverdichtungsmaschinen in vielen Ländern Afrikas gut im Geschäft. Das zur französischen Fayat-Gruppe gehörende Unternehmen ist in Kamerun über den belgischen Distributor Bia vertreten. In einem interessanten, aber auch schwierigen Markt wie Kamerun ist dies für viele Unternehmen die geeignete Form der Marktpräsenz. Erforderlich ist dabei der intensive Austausch mit den Distributoren. Daniel Werner-Meier, Verkaufsleiter Afrika für Bomag, ist dementsprechend viel in Afrika unterwegs. In Kamerun sieht er einen potenzialreichen Markt mit viel Nachholbedarf gerade im Infrastrukturbau. Dies bestätigt sein lokaler Partner Eric Grellat von Bia Cameroun in Douala: „Insgesamt hinkt Zentralafrika bei der Infrastruktur dem Rest des Kontinents hinterher. Speziell Straßen müssen erst noch gebaut werden.“
Kamerun gehört aus all diesen Gründen zu den Top-Ten-Märkten in Subsahara-Afrika. Dass im Zusammenhang mit Afrikas Potenzial selten von dem Land die Rede ist, liegt am schwierigen Geschäftsumfeld. Korruption macht Unternehmen das Leben schwer, auch die Politik greift stark ins Geschäft ein, klagen Unternehmer. Die Regierung ist schon seit 1982 im Amt – der heutige Präsident Paul Biya trat sein Amt etwa sechs Wochen nach Exkanzler Helmut Kohl an. Geschäftsleute berichten, dass sich dadurch ein gewisses Phlegma im Land ausgebreitet hat. Im kommenden Jahr wird erneut gewählt, und derzeit verdichten sich die Anzeichen, dass Biya erneut zur Wahl antritt.
Ganz praktische Probleme macht derweil der Hafen von Douala: Er gilt als überlastet und droht zu versanden. Die großen Containerschiffe steuern ihn nicht mehr an und laden vermehrt in Ponte-Noire (Republik Kongo) oder Abidjan (Côte d’Ivoire) um. Besserung ist jedoch in Sicht. Im etwa zwei Autostunden südlich gelegenen Kribi entsteht ein neuer Tiefseehafen mit Container- und Schüttgutterminal. Wenn er planmäßig im Jahr 2020 fertig ist, wird der Kamerunhandel also deutlich leichter.
Service & Kontakt
SWOT-Analyse, Wirtschaftsausblick und Produktmärkteanalyse zu Kamerun finden Sie auf der GTAI-Länderseite www.gtai.de/kamerun
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