Uganda? Uganda!

Über das ostafrikanische Land wurde zuletzt meist bei politischer Instabilität berichtet. Dabei lohnt sich ein differenzierter Blick auf diese zuletzt florierende Wirtschaft. Vor allem in der Bau- und Nahrungsmittelbranche tut sich etwas.

Juni 2021
Autor: Carsten Ehlers

Touristen besuchen Uganda vor allem, um Gorillas zu beobachten – wie hier im Nationalpark Bwindi Impenetrable Forest. Auch wirtschaftlich hat das Land einiges zu bieten. © picture alliance/robertharding/Christian Kober

Anfang des Jahres stand Uganda ungewohnt stark im Fokus der Aufmerksamkeit. Internationale Medien berichteten darüber, wie der im Januar 2021 wiedergewählte Präsident Yoweri Museveni den Ablauf der Wahlen beeinflusst und gestört hatte. Auch den Oppositionsführer hatte er unter Hausarrest gesetzt, wofür er im eigenen Land scharfe Kritik erntete. Gleichwohl wird der seit 1986 regierende Präsident von vielen gemäßigten Stimmen in Uganda auch als Garant für Stabilität geschätzt – eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Geschäftsklima.

Bereits vor der Covid-19-Pandemie florierte die ugandische Wirtschaft und die Aus­sichten sind gut, dass das auch nach der Krise so bleibt. Ein Wachstumsmotor ist der Bausektor: Die Bevölkerung wächst jährlich um etwa ­1,2 Millionen Menschen, und die brauchen eben eine entsprechende Infrastruktur und vor allem Wohnraum. „Insbesondere beim Ausbau der Strom- und Wasserversorgung werden zahlreiche Projekte durchgeführt“, berichtet Adolf Spitzer, der für den Stuttgarter Ingenieurdienstleister Fichtner in Uganda sitzt. Hans Georg Hinterberger, Geschäftsführer der Ugandaniederlassung des Bremer Handelshauses Achelis, weist zudem auf die zunehmende Urbanisierung hin, die „Umweltprobleme nach sich zieht, deren Lösung dringender wird“.

Ein geplantes Ölprojekt könnte für einen Bauschub sorgen, da mehrere Milliarden US-Dollar nach Uganda fließen würden. Der Hauptanteilseigner Total will nicht nur Öl im Albertsee fördern, sondern das schwarze Gold über eine 1.445 Kilometer lange Pipeline an die tansanische Küste transportieren. Die finale Investitionsentscheidung dürfte noch in diesem Jahr fallen. Auch die Produktion von Nahrungsmitteln steigt. Die überwiegend in der Hauptstadt Kampala angesiedelte verarbeitende Industrie baut seit Jahren ihre Kapazitäten aus.

In der Landwirtschaft sind die Investitionsbedingungen aufgrund ungeklärter Landrechte zwar schwieriger, aber auch dort herrscht Dynamik – zum Beispiel im Kaffeeanbau für den Export. Kooperationen zwischen Kleinbauern und ausländischen Akteuren sind für beide Seiten sehr interessant. Bislang ist der Markt im Gegensatz zu Kenia noch wenig durchdrungen. Kooperationsmöglichkeiten bestehen zum Beispiel mit Herstellern von Agrochemie, Geberorganisationen oder Abnehmern im Bereich des regenerativen Kaffeeanbaus.

Geduld ist gefragt

Uganda ist dennoch kein leichter Markt, vielmehr gibt es zahlreiche geschäftliche Herausforderungen. „Über Korruption brauchen wir gar nicht reden“, sagt ein afrikaerfahrener Geschäftsmann. „Aber das ist auch anderswo auf dem Kontinent so.“ Hinzu kommen unklare rechtliche Rahmenbedingungen sowie hohe Kosten bei der Energieversorgung und der lokalen Finanzierung. „Gerade am Anfang braucht man einen langen Atem“, sagt Spitzer vom Ingenieurdienstleister Fichtner.

Man bedient den Markt aus Kenia

Viele deutsche Unternehmen bedienen Uganda von Kenia aus. Beide Länder gehören zur Zollunion East African Community, die den Warenverkehr über die Grenze erleichtert. Aufgrund des zunehmenden Ugandageschäfts dürften einige Firmen über eine Niederlassung in Kampala nachdenken. Abgesehen von den Staus ist die Lebensqualität dort hoch. Gute Schulen, Restaurants, Supermärkte, ein angenehmes Klima und zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten inklusive Gorilla-Tracking machen die Stadt zu einem der attraktiveren Standorte auf dem Kontinent.

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