Unsicherheit lähmt Konsum

Gutscheine für den privaten Konsum, Coronabonds für Infrastruktur­investitionen, reduzierte Sozialabgaben: Die chinesische Regierung will Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen unterstützen.

Oktober 2020

»Während der Staat investiert, gilt der private Konsum als Achillesferse des Aufschwungs.«

Stefanie Schmitt,
GTAI-Korrespondentin Beijing

Statt auf ein großes Konjunkturpaket setzt Chinas Regierung auf gezielte Einzelmaßnahmen. Sie will vor allem Unternehmen stabilisieren, Arbeitsplätze sichern und den privaten Konsum stützen. Eine Umorientierung der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit – über das allgemeine Ziel hinaus, den Umweltschutz vorantreiben zu wollen – ist nicht vorgesehen.

Eine wichtige Ersthilfe für die meisten Unternehmen ist die zeitlich befristete Reduzierung der Sozialabgaben. Die Regierung hat außerdem vielerorts Vermieter dazu aufgefordert, die Mieten ihrer Klienten zeitweise zu senken oder sogar komplett auszusetzen. In welchem Maß Unternehmen davon profitieren, hängt dabei von der Firmengröße ab, nicht von der Herkunft.

China:

Bruttoinlandsprodukt: 13,6 Billionen US-Dollar

Coronahilfen: 350 Milliarden US-Dollar

Coronabonds für Investitionen

Gleich zu Beginn der Krise pumpte die Zentralbank umgerechnet 225 Milliarden Euro in das Bankensystem. Weitere Geldspritzen folgten. Um die Finanzierungskosten zu senken, wurden mehrere Zinssätze gesenkt, darunter der für die Kreditvergabe an kleine Unternehmen relevante Satz für mittelfristige Kredite auf 2,95 Prozent.

Die Regale sind voll, die Kauflaune ist auf dem Tiefpunkt. Die allgemeine Unsicherheit schlägt den Chinesen aufs Gemüt – und auf den Geldbeutel. ©UPI/laif

Die Infrastrukturausgaben dürften kräftig anziehen. Im ersten Quartal 2020 waren sie noch um 16 Prozent rückläufig. Für das Gesamtjahr wird allerdings ein Plus von zehn Prozent erwartet. Zum Vergleich: 2019 lag das Plus bei drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Finanziert werden sollen die Infrastrukturaufwendungen über zusätzliche Staatsanleihen, sogenannte Coronabonds, in Höhe von umgerechnet 125 Milliarden Euro.

Während der Staat mit Investitionen für Nachfrage sorgt, schwächelt der private Konsum. Viele Unternehmen berichten über fehlende Nachfrage. Um die Kauflaune anzuregen, gab die Regierung unter anderem Gutscheine aus. Doch an der Hauptursache der Kaufunlust, der allgemeinen Unsicherheit, ändern sie nichts. Eine Ausnahme stellt der Automobilmarkt dar: Angezogen von günstigen Preisen holen die Kunden inzwischen aufgeschobene Autokäufe nach.