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Unter strenger Beobachtung

Die Nachfrage nach Konsumgütern in Vietnam ist groß, und ein Großteil des Einzel­handels in dem südostasiatischen Land läuft über Facebook. Deutsche Unternehmen tun allerdings gut daran, diese Vertriebsstrategie nicht einfach zu kopieren.

September 2018
Autorin: Frauke Schmitz-Bauerdick

Hoan, 28, ist beschäftigt. In ihrer Wohnung sortiert sie Stapel von Kinderschuhen und verpackt sorgsam drei ausgewählte Paare. In wenigen Minuten kommt der Motorradkurier und holt fünf Pakete ab, um sie dem Kunden bis an die Haustür zu liefern. Seit der Geburt ihres Sohnes arbeitet Hoan nicht mehr als Büroassistentin, sondern verkauft von zu Hause aus Kinderbekleidung: auf Facebook. Mittlerweile verdient sie mehr als in ihrem alten Job. So wie Hoan machen es immer mehr Menschen. „Facebook-Verkäufer ist heutzutage ein absolut anerkannter Beruf“, so Alice Nguyen, Account Manager bei einem vietnamesischen Softwareunternehmen.

Eines der aktivsten Länder auf Facebook

In Vietnam kommt keiner an Facebook vorbei. Nirgendwo im Netz finden sich so viele Informationen zu sämtlichen Aspekten des Alltagslebens. Für Verkäufer, Dienstleister, Restaurants und Veranstalter, ob formell organisiert oder nicht, die Plattform ist das wichtigste Werbe- und Präsentationsmedium. Vietnam ist laut Statista mit 55 Millionen Konten das siebtaktivste Facebook-Land der Welt. Statistisch besitzt damit mehr als die Hälfte der Bevölkerung einen Facebook-Account, Schätzungen zufolge sind es etwa 33 Millionen Nutzer, die teils über mehrere Konten verfügen.

»Facebook-­Verkäufer ist ein absolut anerkannter Beruf.«

Alice Nguyen, Account Manager

Für deutsche Anbieter von Verbrauchsgütern dürfte eine Beteiligung am Verkaufskarussell auf Facebook nicht unbedingt zielführend sein. Zwar ist es wichtig, einen Auftritt im Netzwerk zu haben, denn Facebook ist für viele Menschen erster Anlaufpunkt für Informationen. Deutsche Produkte und ihre Hersteller gelten als solide, verlässlich und hochpreisig, sie sind bekannt für Service und Qualität. Das allerdings passt kaum mit Facebook als Marktplatz zusammen.

Das Potenzial des Netzwerks als Verkaufsplattform haben die Vietnamesen schon lange vor der Einführung der Shops erkannt. „Facebook hat so viele Funktionen, die mir helfen, dass Leute meine Produkte finden“, sagt Facebook-Verkäuferin Hoan. Wenn jemand über ihre Facebook-Seite einkauft, sehen das nicht nur ihre Freunde, sondern auch die Freunde der Käufer. „So kriege ich Werbung umsonst. Außerdem ist Facebook voll von Marktplätzen, auf denen bin ich auch unterwegs.“

Viele B2C-Unternehmen in Vietnam haben keine oder nur wenig gepflegte separate Webseiten. Zahlen des Softwareunternehmens Sapo zeigen, dass rund 80 Prozent der kleinen und mittleren Einzelhändler in Vietnam Facebook als alleinige oder zumindest als Nebenverkaufsplattform nutzen. Wichtigstes Verkaufsargument: der Preis, eine dem Preis entsprechende Qualität, schnelle Rückmeldung und prompte Lieferung. Ein Umtausch ist meist nicht möglich, gekauft ist gekauft. Vor allem Kleidung, Kosmetika oder Modeartikel finden so den Weg zum Kunden. Die Furcht der Verkäufer vor schlechten Bewertungen ersetzt den Verbraucherschutz.

Fälschungen jeglicher Art zu verkaufen, von der Ray-Ban-Sonnenbrille bis hin zur Hermès-Tasche, ist gang und gäbe. Ein Großteil der Händler geht offen mit der Herkunft ihrer Waren um und verkauft Nachahmungen auch als solche, klassifiziert nach Qualität. Zwar versucht Facebook, den Verkauf von Fakes zu unterbinden, scheitert in der Regel aber kläglich. Mit Formalem halten sich ohnehin die wenigsten Facebook-Verkäufer auf. Auch Hoan hat auf die Frage nach Steuern und Lizenzen nur ein amüsiertes und etwas verständnisloses Kopfschütteln übrig. Nein, das sei nun wirklich kein Problem.

Die E-Commerce-Expertin Nguyen Thi Hanh beschäftigt sich schon lange mit den ungeregelten Facebook-Verkäufen. Bis Ende 2017 beim Handelsministerium, jetzt beim Onlinehändler Sendo.

©Mott/The NewYorkTimes/Redux/laif

Facebook-Verkäufer umgehen Steuern

Das sieht der Staat etwas anders: Facebook-Verkäufe sind aus Sicht der Regierung weniger ein Geschäftsmodell als ein Vehikel, um Umsatz- und Einkommensteuern aus dem Weg zu gehen. Ein Versuch der Regierung im Jahr 2017, Facebook-Verkäufer zur freiwilligen Steueranmeldung zu motivieren, blieb weitgehend folgenlos. Von mehr als 13.000 zur Steueranmeldung aufgeforderten Konten meldeten sich gerade einmal 500 Personen bei den Steuerbehörden.

Anders als beispielsweise in China hat es die Kommunistische Partei (KP) Vietnams bisher nicht geschafft, Facebook auszuschalten, dafür ist der Internetgigant zu wichtig für das vietnamesische Geschäftsleben. Allerdings möchte die KP zumindest die Inhalte kontrollieren und erwartet vom Plattformbetreiber, missliebige Informationen zu blocken oder zu löschen. Derlei schadet Facebook kaum. Datenschutz ist in Vietnam ein bislang nur eingeschränkt beachtetes Konzept. Das höchste der Gefühle: Nutzer trennen ihre Privat- und Verkaufskonten.

Markteintritt: Vietnam macht es Fremden schwer

Was deutsche ­Konsumgüterunternehmen beachten sollten:

1. Vietnams Einzelhandel boomt. Der private Verbrauch soll Prognosen von Atradius zufolge 2018 um knapp sieben Prozent ansteigen.

2. Deutsche Güter sind wegen ihrer Qualität hochgeschätzt. Im regulären Einzelhandel sind sie aber kaum vertreten.

3. Auf Facebook finden Produkte wie deutsche Babymilch oder Kosmetik regen Absatz. Das Problem: Häufig werden sie auf inoffiziellen Wegen ins Land gebracht. Oder gefälscht.

4. Der Markteintritt auf eigene Faust ist für deutsche Unternehmen oft schwierig. Unterstützung vor Ort bieten die deutsche Auslandshandelskammer oder qualifizierte Berater.

Service & Kontakt

GTAI-Ansprechpartnerin für Vietnam
Lisa Flatten
+49 228 24993 392
Schreiben Sie uns!

Weitere Informationen zu Vietnam finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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