Februar 2020
Autoren: Samira Akrach, Marcus Knupp, Edwin Schuh, Jan Triebel, Dominik Vorhölter und Hans-Jürgen Wittmann
Bulldozer in einer Kupfermine im peruanischen Marcona. Die Anlage gehört einer Tochterfirma des chinesischen Shougang-Konzerns. © Shen Hong Xinhua/eyevine/eyevine/laif
Peru – für Kai Rothgiesser, Geschäftsführer der dortigen Tochtergesellschaft von Bosch Rexroth, ist das südamerikanische Land ein „sehr profitabler Markt“. Der Grund: „Bergbauunternehmen wollen keine Produktionsausfälle riskieren“, sagt Rothgiesser. „Daher bezahlen sie für robuste Maschinen.“ Beim aktuell größten Bergbauprojekt des Landes – der Kupfermine Quellaveco mit Investitionen von
5,3 Milliarden US-Dollar – hat Bosch Rexroth die Hydraulikmotoren für zwölf Förderbänder geliefert. Die Bänder kommen ebenfalls aus Deutschland, von Thyssenkrupp.
Der Bergbaumarkt ist weltweit in Bewegung. Nach dem letzten Mining-Boom 2014 waren die Rohstoffpreise eingebrochen. Jetzt steigt der Bedarf nach Metallen und Mineralien wieder, vor allem für Computer, Handys und Batterien. Zum ersten Mal seit fünf Jahren seien 2018 die Investitionen der 40 größten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um rund 37 Prozent gestiegen, auf jetzt 63 Milliarden US-Dollar, berichtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Fachleute sprechen vom Mining-Boom 2.0.
Peru: neuer Investitionszyklus
Peru ist einer der Boommärkte. Zwischen Januar und September 2019 hat der Bergbau dort 4,1 Milliarden US-Dollar investiert, rund ein Viertel mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zwischen 2020 und 2022 würde der Bergbau dank Großprojekten wie den Kupferminen Quellaveco, Los Chancas und Mina Justa rund 12,5 Milliarden US-Dollar investieren, prophezeite Augusto Cauti Barrantes, peruanischer Vizeminister für Bergbau, auf dem Deutsch-Peruanischen Bergbauforum im Oktober 2019 in Lima.
Der Andenstaat entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum weltweit zweitgrößten Kupferproduzenten nach dem Nachbarland Chile. Die Produktion lag 2018 bei 2,4 Millionen Tonnen, rund doppelt so viel wie 2010. „Bis 2025 wird unsere Kupferproduktion auf 3,8 Millionen Tonnen steigen“, verspricht Vizeminister Barrantes. Ein Großteil des Kupfers stammt aus nur einer Handvoll Minen. Sie zählen zu den größten der Welt: Cerro Verde und Antamina mit zusammen einer Million Tonnen Kupfer im Jahr 2018 sowie Las Bambas, Toromocho, Antapaccay und Toquepala mit zusammen ebenfalls einer Million Tonnen.
»Deutsche Bergbaumaschinenhersteller sind beim Thema Sicherheit Weltspitze.«
Dr. Michael Schulte Strathaus,
Vorsitzender des VDMA Mining
Südafrika: reich an wichtigen Erzen
Es ist vor allem der steigende Bedarf an seltenen Rohstoffen, der den Mining-Boom 2.0 antreibt. Südafrika ist hier bei einigen Rohstoffen in einer herausgehobenen Position. Ein erheblicher Teil der Reserven an Chrom- und Manganerz, Vanadium oder Vermiculit finden sich am Kap. Mit rund 80 Prozent ist der Anteil Südafrikas an den Weltreserven bei den Metallen der Platingruppe besonders hoch: Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Osmium und Iridium. Diese sind wichtige Bestandteile zahlreicher industrieller Anwendungen, vor allem in Katalysatoren, aber auch in Brennstoffzellen.
Ein Konsortium um die kanadische Platinum Group Metals plant den Bau einer neuen Mine am Waterberg. Am nördlichen Ende der weltweit größten Vorkommen – des Bushveld Complex – wurden 2011 neue, relativ leicht abbaubare Reserven von 187 Millionen Tonnen entdeckt. Andere Minen im Bushveld Complex stehen vor einer potenziellen Expansion: wie Mogalakwena (Anglo American Platinum, Südafrika) oder die Pilanesberg Platinum Mine im westlichen Teil der Bergbauregion. Allerdings sind die im Tagebau gewinnbaren Reserven weitgehend abgebaut. Nun muss der Minenbetreiber zum teureren Untertagebau übergehen.
Die meisten Unternehmen halten sich daher derzeit noch zurück mit neuen Investitionsankündigungen. „Aber es kann sehr schnell gehen“, sagt Henry Laing, Geschäftsführer von Ozone Consulting. „Die Pläne liegen fertig in den Schubladen. Sobald die Preise merklich steigen, geht es los.“ Dann dürfte es einen deutlichen technologischen Schritt nach vorn geben, wenn verstärkt automatisierte Verfahren zum Einsatz kommen. Neue Technik kann die prekären Arbeits- und Sicherheitsbedingungen unter Tage erheblich verbessern. Ein weiterer technologischer Treiber ist die zum 1. Juni 2019 eingeführte CO2-Steuer (Carbon Tax). Ausnahmeregelungen schonen die Branche bisher.
Interview
»Russland und Peru bieten das größte Potenzial.«
Interview mit Klaus Stöckmann, stellvertretender Geschäftsführer des VDMA Mining, über Chancen und Herausforderungen für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer, die vom weltweiten Mining-Boom profitieren wollen.
Russland: ehrgeizige Pläne unter Tage
Auch Russland hat unter Tage ehrgeizige Pläne. Der wichtigste Treiber der einheimischen Bergbauindustrie ist die Kohle. Die Fördermengen erreichen wieder das Niveau aus Sowjetzeiten. Präsident Wladimir Putin hat die Kohlekonzerne aufgefordert, ihre Förderung weiter zu erhöhen. Bis 2035 soll die Abbaumenge auf rund 670 Millionen Tonnen pro Jahr steigen – ein Zuwachs von rund 50 Prozent im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2018 mit 432 Millionen Tonnen. Der Großteil der Kohle soll dabei aus der Arktis kommen.
Der Umweltaspekt wird dabei wichtiger. Die Bewohner der Abbaugebiete klagen über verunreinigtes Trinkwasser, Erschütterungen durch Sprengungen und „schwarzen Schnee“. Es gab bereits Demonstrationen, die Regierung des Gebiets Kemerowo treibt unter dem Motto „saubere Kohle – grüner Kusbass“ die Wende hin zu umweltfreundlichen Abbautechnologien voran.
Die Kohlekonzerne investieren zunehmend in neue Filteranlagen und Reinigungstechnik. Dabei kommt auch deutsche Technik zum Einsatz. Der Kohlekonzern Suek-Kusbass plant im Bergbaukombinat in Leninsk-Kusnezkij neue Projekte zur Wasseraufbereitung und setzt dabei auf Lösungen von Enviro-Chemie. Siemens hat mit der Industrie- und Handelskammer des Kusbass vereinbart, energiesparende Technologien bei der Förderung und Verarbeitung von Rohstoffen einzuführen.
Kasachstan: im Visier der Chinesen
Auch im ressourcenreichen Kasachstan genießen deutsche Technik und deutsches Know-how im Bergbau einen exzellenten Ruf. Doch immer häufiger bekommen es deutsche Akteure mit Konkurrenz aus China zu tun. Die Chinesen haben das Land als Rohstoffquelle entdeckt. Bei Kupferkonzentrat stammten 2018 schon allein gut 70 Prozent der von kasachischen Exporteuren eingenommenen 1,2 Milliarden US-Dollar aus dem Chinageschäft.
Die Volksrepublik hat in den vergangenen Jahren ein enges Beziehungsgeflecht zu wichtigen kasachischen Bergbaufirmen geknüpft. Das Angebot ist attraktiv: Finanzierung, Generalauftragnehmer, Ausrüstungen – die chinesische Seite kümmert sich um die komplette Projektabwicklung.
So bringt sich etwa die staatliche China Development Bank (CDB) beim kasachischen Kupferproduzenten Kaz Minerals als Hauptfinanzier ein. Kaz Minerals hat in den vergangenen Jahren allein rund 2,5 Milliarden US-Dollar aus Kreditlinien der CDB für den Ausbau seiner beiden wichtigsten Vermögenswerte verwandt: der Kupfertagebaue Bosschakol und Aktogai in Nord- und Ostkasachstan. Generalauftragnehmer: eine Spezialbaufirma aus China.
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Samira Akrach
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