Unterstützer gesucht

Südafrikas Wirtschaft geriet schon vor der Covid-19-Pandemie ins Stocken. Umso schwerer trifft der Abschwung das Land jetzt. Die Regierung will investieren, ist aber auf private Investoren angewiesen. Es fehlt vor allem an Glaubwürdigkeit.

Oktober 2020

»Im Energiesektor gibt es Chancen für deutsche Unternehmen. Anderswo bleibt das Marktumfeld schwierig.«

Fausi Najjar,
GTAI-Korrespondent Johannesburg

Südafrika ist wirtschaftlich besonders stark von der Covid-19-Pandemie betroffen. Die Infektionszahlen schnellen in die Höhe, verzögern weitere Lockerungen und eine Erholung der Wirtschaft. Bei einer hohen internationalen Verflechtung der Volkswirtschaft trägt der globale Abschwung sein Übriges bei. Zudem lief die Wirtschaft schon vor der Coronakrise schlecht.

Coronatests in Johannesburg: In Afrika gibt es mehr als eine Million bestätigte Infizierte, die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. © picture alliance/AP Photo

Geht es nach Präsident Cyril Ramaphosa, sollen jetzt Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur zum Schwungrad für die Wirtschaft werden. Er will in den kommenden zehn Jahren umgerechnet rund 120 Milliarden Euro investieren. Im Juli hat das Infrastrukturministerium bereits 62 Projekte bekannt gegeben. Durch Veröffentlichung in der staatlichen Gazette ist die Regierung verpflichtet, innerhalb von 56 Tagen noch ausstehende Genehmigungen und Lizenzen einzuholen und dann die Projekte auszuschreiben.

Die Liste umfasst 15 Verkehrsprojekte, elf Wasservorhaben, 18 Wohnungsbau-, zwei Nahrungsmittel- und Energieprojekte sowie den Ausbau der digitalen Infrastruktur. „Die stärkere Beteiligung von Privaten erhöht auch die Chancen für deutsche Unternehmen“, sagt Jacko Maree, Sonderbeauftragter des südafrikanischen Präsidenten für ausländische Investitionen.

Südafrika:

Bruttoinlandsprodukt: 368,3 Milliarden US-Dollar

Coronahilfen: 14,2 Milliarden US-Dollar

Reformen für mehr Glaubwürdigkeit

Wegen fehlenden Geldes setzt die Ramaphosa-Regierung auf private Finanzinstitutionen und multilaterale Entwicklungsagenturen. Deswegen ist für keines dieser Projekte eine direkte Finanzierung durch den Fiskus vorgesehen. Alle erfordern aber entweder staatliche Garantien oder günstige Kredite. Im Wohnungsbau muss der Staat die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellen. Die südafrikanischen Finanzinstitute gelten als gut aufgestellt. Darin steckt eine Chance: Bei kommerziell vielversprechenden Projekten könnte man mit einer privaten Finanzierung zügig loslegen.

Angesichts einer bisher deutlich negativen Bilanz bei der Umsetzung von Infrastrukturprojekten muss die Regierung auch Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Mit einem neuen Infrastrukturgesetz und der Gründung eines direkt an den Präsidenten angeschlossenen Büros soll jetzt mit der von bürokratischen Hürden, fehlenden Kompetenzen und Korruption geprägten Vergangenheit aufgeräumt werden.

Die Geschäftswelt nimmt die Reformen positiv auf: Nach der Bekanntmachung in der amtlichen Gazette des Infrastrukturministeriums erwartet sie jetzt, dass die Ausschreibungen mit attraktiven finanziellen Rahmenbedingungen veröffentlicht werden.