Juni 2019
Künftige BMW-Mitarbeiter bei einer Schulung im Ausbildungszentrum des neuen Werks im mexikanischen San Luis Potosí. Sie bereiten sich auf den Bau der 3er-Serie ab Juni 2019 vor. © dpa
»Mexiko bietet eine breite Zuliefererbasis und gleichzeitig wettbewerbsfähige Löhne.«
Florian Steinmeyer,
Germany Trade & Invest Mexiko-Stadt
Lektionen in Lieferfähigkeit
Der deutsche Autobauer BMW macht gute Erfahrungen mit der Beschaffung in Mexiko. Allerdings bekommt er die Qualität, die er braucht, nicht von heute auf morgen.
Das neue BMW-Produktionswerk in San Luis Potosí öffnet 2019 seine Pforten. Komponenten beschafft der bayerische Autobauer allerdings schon wesentlich länger in Mexiko. „Wir haben 2008 ein Büro für Einkauf und Lieferantennetzwerk vor Ort eröffnet“, sagt Unternehmenssprecherin Saskia Eßbauer. Mittlerweile beschafft der Konzern rund 125 verschiedene Produkte in Mexiko, darunter Komponenten für den Antrieb, Fahrwerks- und Lenkungsteile sowie elektrische und elektronische Bauteile.
„Der Einkauf in Mexiko bringt uns viele Vorteile“, führt Eßbauer weiter aus. „Die Qualität der Produkte ist hoch, zudem sind die Kosten wettbewerbsfähig, und die Anbieter reagieren flexibel.“ Besonders die Beschaffung von Komponenten, die arbeitsintensiver hergestellt werden, sei gut in dem lateinamerikanischen Land aufgehoben: etwa der Einkauf von Kabelbäumen und Displays.
Bei der Auswahl neuer Lieferanten in Mexiko stehen für BMW vier Kriterien im Vordergrund: wie innovationsfähig sie sind, wie teuer, welche Qualität sie anbieten und wie flexibel die Fertigung ist. Anderen Unternehmen rät Eßbauer, mit den Lieferanten zunächst die gegenseitigen Erwartungen zu klären. Und sie sollten in der zeitlichen Planung einkalkulieren, dass der Lieferant die notwendigen Anpassungsschritte vollziehen muss, um die erforderliche Qualität und die Lieferzeiten zu gewährleisten.
Bestehende Zulieferer betreut BMW konstant weiter. Ein Schwerpunkt dabei: Die Bayern evaluieren laufend die Unternehmensführung, die Produktentwicklung, Qualitätssysteme und die Produkttechnologie der Zulieferpartner.
ANGREIFER
Mexiko: Im Zweifel lernbereit
8.610 US$
Einkommen pro Kopf
3,7
Produktivitätsindex (maximal 7)
3,05
Logistikleistung (maximal 5)
35,34 %
Innovationsfähigkeit
45 %
Rechtssicherheit
Quellen:
Bruttosozialprodukt pro Kopf (Weltbank)
Pay and Productivity Index (Weltbank); gibt an, wie stark Löhne von der Produktivität eines Arbeiters abhängen. 1 = gar nicht, 7 = sehr stark
Logistics Performance Index (Weltbank), 0 bis maximal 5
Global Innovation Index (0 bis maximal 100)
Rule of Law Index (World Justice Project); 0 bis 1, umgerechnet in %
Stahlarbeiter von Insteel Industries aus dem texanischen Houston. Durch die neuen Zölle auf ausländischen Stahl und Aluminium steigen die Preise für ihre Produkte. Unternehmen wie Insteel fürchten jetzt um ihr Geschäft. © TODD SPOTH/NYT/Redux/laif
»Die Beziehung zwischen den USA und der EU bleibt die wichtigste Handelspartnerschaft der Welt.«
Ullrich Umann,
Germany Trade & Invest Washington
„Wir teilen gemeinsame Werte“
Markets-International-Autor Ullrich Umann im Gespräch mit Marjorie Chorlins, Vizepräsidentin für Europäische Angelegenheiten bei der U. S. Chamber of Commerce, Washington, D. C.
Präsident Donald Trump will, dass US-Unternehmen Kapazitäten zurück in die USA verlagern. Ist das der richtige Weg?
Natürlich beginnt der Erfolg für US-Unternehmen zu Hause, und wir wollen, dass die Vereinigten Staaten weiterhin die stärkste Volkswirtschaft der Welt bleiben. US-Unternehmen müssen aber auch in der Lage sein, im Ausland zu konkurrieren. Diese beiden Prioritäten ergänzen sich in einer globalisierten Wirtschaft.
Die US-Regierung versucht parallel, das US-Handelsdefizit mit Sonderzöllen und Einfuhrkontingenten zu bekämpfen. Bringt das aus Ihrer Sicht etwas?
Die Position der U. S. Chamber zu den Zöllen ist sehr klar: Handel funktioniert und Zölle nicht. Wir haben sogar eine Website namens www.thewrong
approach.com eingerichtet, die die Folgen der neu eingeführten Zölle darstellt. Es ist offensichtlich, dass die US-Wirtschaft von den Zöllen auf Stahl und Aluminium nicht profitiert.
Warum?
Die Inlandspreise sowohl für Importe als auch für im Inland produzierte Erzeugnisse sind in die Höhe geschnellt. Was das Handelsdefizit angeht, so ist es ein schlechter Gradmesser dafür, ob bestimmte Handelspolitiken dem amerikanischen Volk Vorteile bringen oder nicht. Es zeigt nur, dass die Amerikaner mehr ausgeben, als sie produzieren.
Was wird aus den Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und der EU?
Mehr als die Hälfte aller US-Auslandsinvestitionen geht nach Europa, und mehr als die Hälfte aller europäischen Investitionen kommt in die Vereinigten Staaten. Zusammen machen wir fast 40 Prozent des weltweiten BIP aus. Wir teilen gemeinsame Werte, haben klare und berechenbare Rechtssysteme und sind die beiden innovativsten Volkswirtschaften der Welt.
ETABLIERT
USA: Die Last der Zölle
62.606 US$
Einkommen pro Kopf
5,8
Produktivitätsindex (maximal 7)
3,89
Logistikleistung (maximal 5)
59,81 %
Innovationsfähigkeit
73 %
Rechtssicherheit
Quellen:
International Monetary Fund (IWF) – World Economic Outlook/April 2019
Pay and Productivity Index (Weltbank); gibt an, wie stark Löhne von der Produktivität eines Arbeiters abhängen. 1 = gar nicht, 7 = sehr stark
Logistics Performance Index (Weltbank), 0 bis maximal 5
Global Innovation Index (0 bis maximal 100)
Rule of Law Index (World Justice Project); 0 bis 1, umgerechnet in %
Mehr zum Fokus „Alle Teile dieser Welt“
Vergleich etablierter Beschaffungsmärkte mit Newcomern:
Ausführliche Interviews zum Thema Beschaffung:
„Die Karawane zieht weiter“: Interview mit Silvius Grobosch
„connectAchat“ verbessert Beschaffungsumfeld in Marokko: Interview mit Olaf Holzgrefe
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