August 2019
Autorin: Jenny Eberhardt, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Afrika mitten in Berlin: Anhänger des äthiopischen Premierministers Abiy Ahmed zeigen ihre Unterstützung. Ahmed war mit weiteren afrikanischen Staats- und Regierungschefs zu einer Afrikakonferenz nach Berlin gekommen, um private Investitionen in die afrikanische Wirtschaft zu besprechen. © Sean Gallup/Staff
Mit Stolz blickt Günther Ungericht auf das neue, fast 9.000 Quadratmeter große Werk des Automobilzulieferers Prettl Automotive Marokko in Tanger. Mehr als 780 Mitarbeiter werden dort künftig Kabel für Autos, Anhänger und Elektrofahrräder fertigen. „Mit der neuen Produktionsstätte wollen wir in Marokko weiter wachsen und eine starke Rolle im nordafrikanischen Markt einnehmen“, sagt Ungericht, Geschäftsführer der Prettl Kabelkonfektion GmbH.
In Marokko ist das Unternehmen bereits seit 2008 mit einer Niederlassung vertreten, im April 2019 erfolgte der Umzug in den Kfz-Industriepark Tanger Automotive City, der zollrechtlich an die Europäische Union angegliedert ist. Zwar finden sich bisher in den wenigsten afrikanischen Ländern Freihandelszonen wie in Marokko. Dennoch bieten sich für deutsche Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, ihre Expertise in Afrika einzubringen und Geschäftschancen zu nutzen.
Save the date!
Symposium Wirtschaftsnetzwerk Afrika
Berlin, 26. August 2019
Die afrikanischen Volkswirtschaften sind 2018 durchschnittlich um 3,5 Prozent gewachsen, der Investitionsbedarf ist enorm. Doch bislang sind nur rund 850 deutsche Unternehmen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent aktiv, auch die deutschen Exporte nach Afrika entsprachen 2018 gerade einmal einem Drittel der Ausfuhren nach Polen.
Der Grund: Viele deutsche Mittelständler zögern nach wie vor, den Schritt nach Afrika zu wagen. Zu riskant sei das Unterfangen, zu unsicher die Finanzierung von Projektvorhaben. Laut Ungericht sind in Marokko vor allem Zollabwicklung, Technologietransfer sowie das komplexe Steuersystem herausfordernd. In Subsahara-Afrika sind Firmen darüber hinaus mit mangelhafter Infrastruktur, extremem Fachkräftemangel, oftmals instabiler Sicherheitslage und weitverbreiteter Korruption konfrontiert.
Unternehmen wünschen sich unter anderem mehr Unterstützung von staatlicher Seite: Einer Umfrage von Germany Trade & Invest zufolge hätten deutsche Firmen gern eine stärkere politische Flankierung von Projekten und mehr politische Präsenz der Bundesregierung in Afrika.
Gut beraten
Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika besteht aus den etablierten Akteuren und Programmen der deutschen Außenwirtschaftsförderung sowie auf Afrika fokussierte Verbände, Vereine und Einrichtungen.
Ausgewählte Partner:
- Informationen und Veranstaltungen
- Zwei neue Standorte in Marokko und Côte d’Ivoire, drei Reisekorrespondenten für Afrika (2019)
Auslandshandelskammern und Delegationen
- Mehr als 140 Standorte in 92 Ländern, neue Standorte in Äthiopien und in
Côte d’Ivoire geplant
Markterschließungsprogramm (MEP)
- Unterstützung für Klein- und Mittelständler bei der Markterschließung
- 30 Afrikaprojekte für 2019 geplant – doppelt so viele wie im Vorjahr
- Unterstützung deutscher Firmen auf Auslandsmessen durch Präsentation an Gemeinschaftsständen
- 34 Messebeteiligungen in Afrika (2019)
Exportinitiativen
- Etwa Energie und Gesundheitswirtschaft
www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de
www.german-energy-solutions.de
Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft
- Beratung, Marktinformationen, Interessenvertretung
- Zahlreiche Veranstaltungen, Delegationsreisen und Publikationen
Im Rahmen des Netzwerkes werden nicht nur die projektbezogenen Beratungsangebote, sondern auch die grundlegende Beratungs- und Unterstützungsstruktur der vom BMWi geförderten Partner des Wirtschaftsnetzwerkes erweitert.
Für weitere Informationen über Partner und Aktivitäten des Wirtschaftsnetzwerks können Sie sich gern an die Task Force Wirtschaftsnetzwerk Afrika wenden: wirtschaftsnetzwerk-afrika[at]bmwi.bund.de
Lücken füllen
Um Mittelständler beim Einstieg in Afrika künftig noch stärker zu unterstützen, baut das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) seit Anfang des Jahres ein Wirtschaftsnetzwerk Afrika auf. Ziel ist es, die etablierten Akteure der deutschen Außenwirtschaftsförderung weiter zu vernetzen und Unternehmen dadurch noch besser zu unterstützen. Die Devise dabei lautet: bereits existierende Programme sollen ausgebaut, Lücken gefüllt und Doppelstrukturen vermieden werden.
Für Ernst Röder-Messell, der im BMWi den Aufbau des Wirtschaftsnetzwerks leitet, ist es Zeit für einen Paradigmenwechsel in der deutschen Außenwirtschaftsförderung. „Wir wollen nicht nur auf Anfragen reagieren, sondern künftig vermehrt Geschäftschancen in Afrika identifizieren und prüfen, um deutsche Unternehmen dann aktiv darauf aufmerksam zu machen.“
Damit sich Unternehmen von der Projektidee bis zum Markteintritt gut beraten fühlen und Förderinstrumente bestmöglich nutzen können, stellt ihnen das Wirtschaftsnetzwerk einen sogenannten Afrikapartner zur Seite – also eine Art Kundenbetreuer, der in der Geschäftsstelle des Wirtschaftsnetzwerks Afrika angesiedelt ist. Im Herbst 2019 nimmt das Büro seinen Betrieb auf.
Testprojekte starten
Der Praxistest für das neue, modular aufgebaute Beratungskonzept erfolgt noch in diesem Jahr in Form von drei Pilotprojekten des Wirtschaftsnetzwerks: Wertschöpfungskette Textil und Leder in Äthiopien, Lebensmittelverarbeitungstechnik und -logistik in Ghana und Gesundheitswirtschaft in Marokko. Weitere Länder und Branchen folgen. Prettl-Geschäftsführer Ungericht begrüßt die Initiative des BMWi. „Vor allem die Identifikation von Geschäftschancen in Märkten außerhalb von Marokko, wie zum Beispiel in Äthiopien, ist für uns interessant.“
Exportfinanzierung
Auf der sicheren Seite
Exportkreditgarantien schützen Exporteure vor wirtschaftlich und politisch bedingten Forderungsausfällen und erleichtern die Finanzierung eines Exportgeschäfts. Um Ausfuhrgeschäfte nach Afrika zu fördern, hat die Bundesregierung in ausgewählten afrikanischen Ländern den Selbstbehalt für Geschäfte mit dem öffentlichen Sektor in den vergangenen Jahren gesenkt. Bis auf Togo gilt inzwischen für alle Länder des Compact with Africa (CwA) der für Exportkreditgarantien reguläre Selbstbehalt von fünf Prozent.
Investitionsgarantien schützen deutsche Direktinvestitionen im Ausland gegen politische Risiken und unterstützen bei der Finanzierung und dem Risikomanagement der Projekte. Die Bundesregierung stärkt geeignete deutsche Investitionen in CwA-Ländern, indem sie Antragsgebühren erlässt, den Selbstbehalt von fünf auf 2,5 Prozent reduziert und Deckungsbeschränkungen aufhebt.
Service & Kontakt
Sie möchten Informationen zu Partnern und Programmen einholen, uns Anregungen geben oder an den Pilotprojekten teilnehmen? Schreiben Sie uns unter:
wirtschaftsnetzwerk-afrika[at]bmwi.bund.de
Flyer des BMWi zum Wirtschaftsnetzwerk Afrika
GTAI setzt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie den Africa Business Guide um. Die Plattform dient Unternehmen, Partnern und Anbietern der Außenwirtschaftsförderung als erste Anlaufstelle:
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