Juni 2019
zusammengestellt von Daniela Vaziri
Estland gilt mit seinem digitalisierten Gesundheitssystem als Vorreiter und führt den Digital-Health-Index mit weitem Abstand an. Der baltische Staat setzt etwa auf elektronische Patientenakten. Estnische Patienten können dank einer Kooperation mit Nachbar Finnland digitale Rezepte in beiden Ländern einlösen. © cnythzl
Russland
Technikaffine Großmacht
Treibende Kräfte: Die internetaffine Bevölkerung und die Regierung
Mit 90 Millionen Nutzern ist Russland der größte Internetmarkt in Europa. Viel stärker als in Westeuropa hat sich Russlands digitale Welt dabei von Anfang an auf mobile Endgeräte fokussiert: Jeder dritte Russe ist ausschließlich mobil im Netz unterwegs. Über das Projekt Digitale Wirtschaft lässt Präsident Wladimir Putin bis 2024 mehr als 20 Milliarden Euro in die Digitalisierung investieren.
Bremsfaktoren
• Netzausbau verläuft langsamer als geplant.
• Regierung reguliert den Datenverkehr zunehmend.
Aussichten
»Drohnen und autonom fahrende Mähdrescher sollen Russlands Landwirtschaft beflügeln.«
Gerit Schulze,
Germany Trade & Invest Moskau
Estland
E-Government-Pionier
Treibende Kräfte: Die Regierung mit gut ausgebauten Digitalsystemen
Estland gehört zu den Vorreitern im E-Government. Herzstück der digitalen öffentlichen Verwaltung ist die virtuelle Schnittstelle X-Road mit mehr als 2.700 angebotenen Dienstleistungen. Auch in Sachen E-Health spielt Estland weltweit vorn mit. Als richtungsweisend gilt die estnisch-finnische Kooperation, die es Patienten ermöglicht, im jeweils anderen Land digitale Rezepte einzulösen.
Bremsfaktoren
- Industrie hinkt in der Digitalisierung hinterher.
- Die Zahl der Studenten in MINT-Fächern ist im EU-Vergleich gering.
Aussichten
»Bei der Entwicklung von E-Government-Lösungen hat Estland gute Chancen, internationale Märkte zu erschließen.«
Marc Lehnfeld,
Germany Trade & Invest Helsinki
Südkorea
IT-Powernation
Treibende Kräfte: Die Unternehmen der Privatwirtschaft, vor allem Konzerne
Südkoreas Großkonglomerate stehen unter Druck. Um sich international zu behaupten, müssen sie vom Fast Follower zum First Mover werden und Innovationen stärker in den Fokus rücken. Das Internet of Things und künstliche Intelligenz (KI) spielen dabei eine wichtige Rolle. Elektronikgiganten wie Samsung und LG entwickeln KI-basierte Roboter oder Luftreinigungssysteme.
Bremsfaktoren
- Das stark standardisierte Bildungssystem bremst die Kreativität
- Ein innovativer Mittelstand fehlt; wenige Großunternehmen dominieren.
Aussichten
»Ein hervorragendes IT-Netz und enorme F & E-Ausgaben machen Südkorea zu einem wichtigen globalen Akteur.«
Alexander Hirschle,
Germany Trade & Invest Seoul
Tschechien
Vernetzte Produktion
Treibende Kräfte: Die Industrie und der Finanzsektor
Tschechiens Industrie ist bei der Automatisierung von Produktionsprozessen gut aufgestellt, vor allem im Automobilsektor und im Maschinenbau. Zudem wächst die Digitalwirtschaft schnell. Die Start-up-Szene hat bereits einige international erfolgreiche IT-Innovationen hervorgebracht wie einen Chatbot des Start-ups Feedyou, der im Kundendialog der Lufthansa zum Einsatz kommt.
Bremsfaktoren
- Der Kampf um Fachkräfte, vor allem um IT-Spezialisten und Ingenieure.
- Defizite in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.
Aussichten
»Tschechien will Teil eines europäischen Exzellenzzentrums für künstliche Intelligenz werden.«
Fabian Möpert,
Germany Trade & Invest Berlin
Vereinigte Arabische Emirate
KI für mehr Sicherheit
Treibende Kräfte: Die Zukunftsvisionen der Scheichs
Vor allem die Regierungen der beiden großen Emirate Abu Dhabi und Dubai wollen weltweit die Spitze der Digitalisierung erklimmen und treiben Projekte rapide voran. Schon heute spielt KI eine wichtige Rolle, etwa in der zivilen Sicherheit. Noch 2019 soll es am Flughafen Dubai Scanner-Tunnel geben, die registrierte Passagiere automatisiert erkennen und kontrollieren.
Bremsfaktoren
- Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für KI müssen ausgebaut werden.
- Einsatz von Voice-over-IP und Messengern ist nur eingeschränkt möglich.
Aussichten
»Ein Vorteil der Emirate: Die gesellschaftliche Akzeptanz für Digitalisierung und KI ist hoch.«
Katrin Pasvantis,
Germany Trade & Invest Dubai
Kanada
Fortschrittliches Forschungsland
Treibende Kräfte: Die Forschung, unterstützt durch die Regierung
Ob in Montreal, Toronto oder Edmonton: In Kanada widmen sich mehr als 600 Forscher in 60 Forschungszentren der KI. Damit gehört das Land zu den wichtigsten KI-Zentren der Welt. Public-private-Partnerships sorgen dafür, dass die Forschungsergebnisse auch in die Wirtschaftswelt übertragen werden – das Kapital folgt hier dem Wissen, ein Vorteil für Kanada.
Bremsfaktoren
- Bislang gibt es keine Weltmarktführer im Bereich Digitalisierung.
- Geringer Wettbewerb im Telekomsektor verteuert die Kommunikation.
Aussichten
»Die gute Förderlandschaft und eine klare Strategie der Regierung ziehen Privatinvestitionen an.«
Daniel Lenkeit,
Germany Trade & Invest Toronto
Service & Kontakt
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