Juli 2019
Autor: Roland Rohde
Geschäftiges Treiben gehört in Hongkongs Straßen dazu. Immerhin leben in der Metropole rund 7,5 Millionen Menschen. © Getty Images/Nikada
Ende 2018 eröffnete eine Seebrücke nach Macau. Sie ist laut dem „Guinness Buch der Rekorde“ die längste der Welt. Tatsächlich handelt es sich um zwei Brücken, zwischen denen ein unterirdischer Tunnel verläuft. Die Investitionskosten sollen sich auf rund 20 Milliarden US-Dollar belaufen. In Hongkong, das einen großen Teil zu der Summe beisteuerte, erntete das Vorhaben heftige Kritik von Oppositionspolitikern und in den Medien: Es handele sich um ein reines Vorzeigeprojekt, das sich unter betriebswirtschaftlichen Aspekten nicht rechne. Stimmt das?
Ich will die Probe aufs Exempel machen und die neue Verbindung erst einmal mit meinem Auto testen. Dafür muss ich allerdings zunächst einen komplizierten Verwaltungsprozess durchlaufen. Drei Wochen vor meiner geplanten Fahrt beginne ich daher mit den Vorbereitungen. Ich kaufe eine Zugangsberechtigung sowie zwei zusätzliche Kfz-Versicherungen – für Macau und die Volksrepublik China – und buche einen Park-and-ride-Parkplatz in Macau.
Alle diese Unterlagen muss ich online an die zuständige chinesische Behörde schicken. Das geht allerdings nicht im Voraus, sondern nur am Tag der Fahrt selbst. Als ich am 28. Dezember um 9 Uhr damit beginne, bekomme ich als Rückmeldung nur „in Bearbeitung“. Bis 14 Uhr hat sich an meinem Status nichts geändert. Schließlich nehme ich statt der Brücke die Schnellfähre, denn das Hotel in Macau ist schon bezahlt und ich will noch etwas von meinem Kurzurlaub haben. Am Ende des Tages habe ich 200 Euro vergeudet, dafür aber eine unvergessliche Erfahrung wie in einem Kafka-Roman hinzugewonnen.
»Die Menschen in Hongkong lieben teure Wagen von deutschen Autobauern.«
Roland Rohde,
GTAI-Korrespondent Hongkong
Roland Rohde berichtet aus Hongkong. Obwohl er schon länger in der Metropole lebt, entdeckt er immer wieder Neues, denn Hongkong verändert sich rasant. Das zeigt das Beispiel der Seebrücke nach Macau, die Rohde viele Nerven gekostet hat.
Das ist im Ausland nahezu unbekannt
Wer Hongkong hört, der denkt an riesige Wohn- und Bürotürme, die schwindelerregende Höhen erreichen sowie an ein wimmelndes Straßenbild. Auch Touristen und Geschäftsreisende erkunden in den allermeisten Fällen nur diesen Aspekt der Stadt. Tatsächlich bietet Hongkong zugleich Natur pur und damit einen enorm hohen Freizeitwert, den nur wenige andere Metropolen der Welt erreichen.
In der ehemaligen britischen Kolonie kann man sich sowohl am Strand ausruhen als auch sportlich betätigen: Hongkong verfügt über ein breites Netz an Wanderwegen, die bis in die Stadt hineinreichen. Die Erholungsgebiete sind so groß, dass darin regelmäßig Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Auf den Touren kann man mit ein bisschen Glück sogar wilden Kühen und Schweinen begegnen. Strände existieren auch in Hülle und Fülle. Selbst am Wochenende sind diese nicht überfüllt. Die meisten Hongkonger halten sich nicht gerne in der Sonne auf, weil sie eine helle Haut bevorzugen. Es gibt aber auch Einheimische, die sich regelmäßig am Big Wave Bay treffen, um dort ihre Surfboards auszuprobieren. An den meisten Stränden gibt es kleine Cafés und Grillplätze. Schwimmen kann man auch, allerdings soll die Wasserqualität nicht allzu gut sein. Nach dem Baden kann man jedoch die öffentlichen – und sauberen – Duschen benutzen.
Der Blick auf Hongkong Island von der Halbinsel Kowloon: Das Stadtgebiet verteilt sich auf mehrere Inseln. © GettyImages/uschools
Das ist made in Germany
In Deutschland einen Rolls-Royce oder Bentley zu sehen, ist relativ selten, obwohl die beiden Luxusmarken seit vielen Jahren zu BMW beziehungsweise zu Volkswagen gehören. In Hongkong begegne ich solchen Luxusschlitten täglich auf meiner Fahrt zur Arbeit. Die Bevölkerung liebt exklusive Wagen deutscher Konzerne und ist bereit, dafür Unsummen hinzublättern. Laut einer Statistik des Transport Department vom Dezember 2018 besitzt zwar nur jeder dreizehnte Hongkonger einen fahrbaren Untersatz. Sündhaft teure Parkplätze und ein vorbildlicher öffentlicher Personennahverkehr machen das Privatauto zu einem entbehrlichen Luxus. Auf der anderen Seite bedeutet dies auch: Wer sich wider alle ökonomische Vernunft ein Fahrzeug kauft, der schaut nicht unbedingt auf den Cent.
Wohlhabende Hongkonger besitzen sogar einen ganzen Fuhrpark. Mein stets Zigarre rauchender Nachbar Watt ist einer von ihnen. Sein Sohn, berichtet er, liebe die Marke Audi. Er besitze daher fünf Fahrzeuge der Ingolstädter. Alleine die Parkkosten für seine Flotte dürften sich auf etwa 1.500 Euro im Monat belaufen.
Watt ist allerdings eher eine Ausnahmeerscheinung: Mercedes-Benz, BMW und Audi zählen zwar zu Premiummarken, doch das reicht vielen Hongkongern nicht. Sie bevorzugen die Superluxusklasse. Ein Bentley oder Rolls-Royce zeigt nun einmal unmissverständlich, dass man es zu etwas gebracht hat. Dass die Marken zu deutschen Konzernen gehören, erhöht ihre Attraktivität noch.
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Weitere Informationen und die neuesten Wirtschaftsdaten zu Hongkong finden Sie unter: www.gtai.de/hongkong.
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